1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Musik

Beethoven-Jahr 2020 weltweit

Gaby Reucher
2. Januar 2020

Ludwig van Beethoven ist der berühmteste klassische Komponist. Sein 250. Geburtstag wird rund um den Globus gefeiert. In vielen Ländern gibt es dazu spannende Projekte - mit kleinen und großen Orchestern.

Pressebilder Film Beethovens Neunte von Christian Berger | Tan Dun
Bild: DW/C. Berger

Wer 2020 einmal um die Welt reist, könnte wahrscheinlich Ludwig van Beethovens gesamtes Werk in den verschiedensten Fassungen hören. Von New York bis Shanghai, von Sao Paulo bis Kapstadt, in Moskau und in ganz Europa erklingen seine Streichquartette, Klavierwerke, seine Violinsonaten, Lieder und natürlich seine neun Sinfonien.

Nicht nur in der westlichen Welt setzt man sich mit Beethovens Werk auseinander, auch in Ländern wie der Türkei, dem Irak oder Indien beschäftigen sich Musiker gezielt mit der Musik von Beethoven anlässlich seines 250. Geburtstages. Kooperationsprojekte über die Kontinente hinweg bringen Menschen zusammen, die Beethovens Musik lieben und auch seine Werte für Freiheit und Brüderlichkeit teilen; ganz so, wie es der Komponist in seiner "Ode an die Freude" durch die Worte "Alle Menschen werden Brüder" ausdrückt.

Beethoven, von Bonn in die Welt

Viele Fäden laufen in Bonn, der Geburtsstadt von Ludwig van Beethoven zusammen. Dort wurde extra die Beethoven Jubiläumsgesellschaft BTHVN gegründet, die über 300 Projekte finanziell unterstützt und auch selbst einige große Projekte ins Leben gerufen hat. "Wir haben Kooperationen mit vielen internationalen Akteuren", sagt der künstlerische Geschäftsführer Malte Broecker. "Wir haben zum Beispiel zusammen mit der britischen Royal Philharmonic Society und dem Shanghai Performing Arts Festival den chinesischen Komponisten Tan Dun beauftragt, ein Stück zur neunten Sinfonie zu komponieren." Mit Beethovens Neunter und seiner eigenen Komposition "The Nine" wird Tan Dun beim Bonner Beethovenfest im Herbst auftreten und auf Tournee gehen.

Beethovens Grabmal auf dem Wiener ZentralfriedhofBild: Getty Images/AFP/J. Klamar

In Bonn hat Ludwig van Beethoven die ersten 22 Jahre verbracht, danach lebte er bis zu seinem Tod in Wien. Große Sonderausstellungen in beiden Städten würdigen Beethoven als Komponisten und Menschen. Die Beethovenhäuser in Bonn und Wien sowie Nationalarchive und Bibliotheken in Europa und den USA machen seltene Autographe und Briefe von Beethoven für die Öffentlichkeit zugänglich. Rundfunk- und Fernsehanstalten wie BBC, Radio France, Arte oder der Westdeutsche Rundfunk senden Bild- und Ton-Schätze aus ihren Archiven.

Beethovens Vermächtnis ist überwältigend. Kein Wunder, dass er weltweit als der bekannteste klassische Komponist aller Zeiten gilt. Seine neunte Sinfonie, die er in völliger Taubheit schrieb, steht auf derUnesco-Liste des Weltkulturerbes.

Die meistgespielten Werke

Ein Blick auf die Konzertprogramme der großen Orchester zeigt, dass die neunte Sinfonie im Beethoven Jubiläumsjahr das meistgespielte Werk ist. Renommierte Orchester in Paris, Chicago, Tokio, Sao Paulo oder Hongkong spielen alle neun Sinfonien. Etwa der griechische Stardirigent Teodor Currentzis, der mit seinem Orchester Musica Aeterna aus der russischen Stadt Perm unter anderem in Wien, Salzburg sowie beim Beethovenfest in Bonn zu Gast ist.

Das Chicago Symphonie Orchester unter dem Italiener Riccardo Muti will zusätzlich zu Beethovens Sinfonien auch Beethovens Klaviersonaten aufführen. In Paris werden darüber hinaus auch sämtliche kammermusikalischen Werke und Solokonzerte dargeboten mit großen Dirigenten und Interpreten wie Daniel Barenboim, den Wiener Philharmonikern mit Philippe Jordan oder dem London Symphonie Orchester mit Sir Simon Rattle.

Anne-Sophie Mutter mit den Wiener PhilharmonikernBild: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli

Die berühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter geht auf Welttournee und spielt mit dem Pianisten Lambert Orkis die bekanntesten Violinsonaten von Beethoven unter anderem in San Francisco, Hongkong, Peking, London und Hamburg.

Beethoven Overkill

"Beethoven ein Monstergeburtstag" titelt die französische Tageszeitung Le Figaro, und warnt vor einem regelrechten "Verkehrsstau". Tatsächlich geben sich in den großen Konzertsälen der Welt berühmte Interpreten, Dirigenten und Orchester förmlich die Türklinke in die Hand.

Moskau organisiert im Jubiläumsjahr sogar ein eigenes Beethovenfest, das sowohl Beethoven, als auch Tschaikowsky ehrt, dessen Geburt sich im Jahre 2020 zum 180. Mal jährt. Das Ganze startet am 22. Februar im Konzertsaal "Zarjadje", der neuen "Carnegie-Hall" von Moskau.

Bemerkenswert ist auch das Programm im "Konserthuset", dem Konzerthaus in Stockholm. Bei einem großen Orchesterfestival erklingen Beethovens neun Sinfonien zusammen mit Werken von bedeutenden Komponistinnen unter dem Motto "Ladies versus Beethoven". Damit unterstreicht das Konserthuset die klare Programmbotschaft, ein genderkonformes Repertoire zu bieten.

Wenn die Welt zusammenkommt

Zu den Highlights im Beehovenjahr zählt das Projekt "All together" der amerikanischen Dirigentin Marin Alsop. Sie reist durch fünf Kontinente und dirigiert die neunte Sinfonie mit Orchestern in Neuseeland, den USA, Brasilien, England, Österreich, Australien und Südafrika. Marin Alsop ist unter anderem Musikdirektorin des Baltimore Symphony Orchesters und des Sao Paulo State Symphonie Orchesters.

Marin Alsop dirigiert das Sao Paulo State Symphonie OrchesterBild: OSESP

Das Besondere an ihrem Projekt: Der Schlusschor der neunten Sinfonie mit der "Ode an die Freude" wird dabei in der jeweiligen lokalen Sprache gesungen, um die Verbrüderung der verschiedenen Kulturen zu symbolisieren. In Sydney etwa präsentieren Ureinwohner ihre traditionelle Musik als Teil der Aufführung. Höhepunkt ist das Abschlusskonzert in der Carnegie Hall in New York im Dezember 2020, bei dem 250 Sänger aus der ganzen Stadt mit Gastkünstlern aus verschiedenen Genres auftreten.

Beethoven der Naturliebhaber

Beethoven liebte die Natur und das Landleben. Vor diesem Hintergrund hat die Beethoven Jubiläumsgesellschaft Bonn das weltweite "Pastorale Projekt" gemeinsam mit dem UN-Klimasekretariat initiiert.

Beethoven liebte die Wälder und Bäche seiner HeimatBild: Beethoven-Haus Bonn und solarseven/Shutterstock.co

"Beethoven spiegelt in der 6. Sinfonie, der 'Pastorale', die Beziehung zwischen Mensch und Natur wieder. Wir haben in Zeiten von 'Fridays für Future' und Klimawandel überlegt, wie heute unser Verhältnis zwischen Mensch und Natur aussieht", erläutert Elvin Ruić, Projektleiter der BTHVN-Eigenprojekte. "Das ist ja ein Thema, das die ganze Welt betrifft. Beethovens Pastorale ist ein Lob auf die Schöpfung, aber auch der Aufruf, die Natur zu schützen."

Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt sind eingeladen, sich mit diesen Gedanken in Kunst und Musik auseinanderzusetzten und ein entsprechendes Video auf der Projektseite im Internet hochzuladen. Einen Dokumentarfilm zum Projekt zeigt die Deutsche Welle am Weltumwelttag, dem 5. Juni 2020.

Beethoven aus nichteuropäischer Perspektive

Das Goethe-Institut will auchden "anderen Beethoven"international würdigen. Nämlich jenen Beethoven, der sich mit "exotischen" Klängen aus Asien und dem Orient beschäftigt hat, Klängen, die in Zeiten der Kolonialherrschaft nach Europa kamen, so wie sich umgekehrt die klassische Musik auch in nicht westlichen Ländern verbreitete.

Noch heute werden Beethovens Werke in den früheren Kolonien rezipiert und bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für neue Interpretationen zusammen mit den lokalen Goethe-Instituten.

Die ursprünglichen Ideale der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, BrüderlichkeitBild: picture-alliance/Luisa Ricciarini/Leemage

So arbeiten die Goethe-Institute in Indien und Istanbul an dem Projekt "Eastern Variations", bei dem der 2. Satz der siebten Sinfonie von Beethoven mit traditionellen indischen und türkischen Instrumenten nachempfunden wird. Die iranische Komponistin Mahdis Kashani komponiert für Singstimme und Klavier Lieder, die sich an Beethovens Liederzyklus "An die ferne Geliebte" orientieren, vor dem Hintergrund der Sehnsucht nach Liebe und Freiheit.

Im Irak gehört Beethovens Egmont-Ouvertüre zum Standardrepertoire des Iraqi National Symphony Orchester. Deutsche und irakische Künstler/innen wollen einen neuen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart in einem Musikstück schaffen, in dem Ideale wie Freiheit und die Überwindung von Gewalt eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse werden in Konzerten und Installationen in den jeweiligen Ländern ab 2020 zu hören und zu sehen sein.

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen