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Das Beethovenfest 2015: Eine Rückschau

Rick Fulker5. Oktober 2015

Unter dem sinnreichen Motto "Veränderungen" ging das Bonner Beethovenfest 2015 zu Ende. Erstmals hatte Intendantin Nike Wagner die künstlerische Verantwortung für das Festival. Wir ziehen eine Bilanz.

Deutschland Beethovenfest 2015 Arabella Steinbacher EINSCHRÄNKUNG
Bild: Peter Rigaud

Variationsreich klang das Finale von Ludwig van Beethovens "Eroica"-Sinfonie aus, starker Applaus für die Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Juraj Valčuha. Zuvor war schon Arabella Steinbacher (Artikelbild) als Solistin bei dem Violinkonzert Erich Wolfgang Korngolds gefeiert worden. Der erfolgreiche Hollywood-Komponist hatte darin Filmmelodien aus eigener Feder zu einem hochvirtuosen Schaustück zusammengefügt.

Im Abschlusskonzert des diesjährigen Beethovenkonzerts wurde das Festival-Motto "musikalische Variationen" mit einem humorigen, aber seltsam verfremdeten Werk auf die Spitze getrieben. Als Vorlage für seine "Variationen ohne Fuge" hatte der argentinische Komponist Mauricio Kagel ein Werk von Brahms gewählt. Dieser wiederum hatte sich bei seinem Variationswerk auf ein Thema von Händel bezogen. Im Endeffekt hatte Kagel also Variationen über Variationen von anderen Komponisten angefertigt.

Klare künstlerische Handschrift

Die neue Intendantin Nike Wagner ist mit ihrem Programm beim Publikum angekommen.Bild: Beethovenfest

Der scheidende Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch würdigte den Festivaljahrgang 2015 beim Empfang nach dem Abschlusskonzert als vollen Erfolg. Die Hauptkonzerte seien ausverkauft gewesen, insgesamt 34.000 Eintrittskarten für die Veranstaltungen an 22 Orten in Bonn und Umgebung verkauft worden; die Auslastung betrug 87 Prozent.

Es war das erste Beethovenfest, das die neue Intendantin Nike Wagner, die aus Weimar an den Rhein gekommen ist, künstlerisch gestaltet hat. Ihre Handschrift war deutlich zu erkennen. Die Konzentration auf ein klares, innovatives Motto und interdisziplinäre Ausflüge in andere Musikbereiche - Pop, Jazz und auch Tanz - machten das Beethovenfest für ganz neue Besuchergruppen interessant. Das Fest sollte auch weniger Durchgangsstation für die Konzertreisen großer Orchester sein und dadurch mehr Eigenprofil erhalten.

Jos von Immerseel, Gründer und Leiter von Anima eternaBild: Alex Vanhee

Das Motto "Variationen" fand seinen Niederschlag auch nochmal in Werken mit musikalischen Variationen, Coverversionen wurden eingespielt oder bekannte Werke mit ungewöhnlichem Klang aufgeführt - wie beim umjubelten Originalklang-Orchester Anima Eterna Brügge.

Auch wenn das renommierte Israel Philharmonic Orchestra Gustav Mahlers Neunte Sinfonie eher routiniert wiedergab, boten die beiden "Orchestra in Residence" - Anima eterna Brügge und das Budapest Festival Orchestra - musikalische Glanzpunkte im Festivalprogramm. Etwa bei einer dynamischen Aufführung von Mahlers Siebter Sinfonie, die an Frische nicht zu überbieten war. Daneben gab es Highlights der Kammermusik, zum Beispiel mit dem Komponisten Jörg Widmann und seiner Violine spielende Schwester Carolin Widmann - oder mit dem umjubelten Konzert der argentinischen Cellistin Sol Gabetta.

Jenseits der Konzertroutine

Ein Symposion über das "Hören" beleuchtete Konzertgepflogenheiten von der Beethovenzeit bis heute. Interdisziplinarisches bot das Beethovenfest in Form von Musik und Tanz mit der GöteborgsOperans Danskompani dar. An einem weiteren Tanzabend namens "Landscape“ brillierte der Pianist und Komponist Francesco Tristano mit Bachs "Goldberg-Variationen" und eigenen Kompositionen. Durch das etwas karge Tanzvokabular des japanischen Choreographen Saburo Teshigawara geriet der Abend allerdings zu einer leichten Enttäuschung.

Saburo Teshigawara brachte die Goldberg-Variationen auf die TanzbühneBild: picture alliance/Eventpress Hoensch

In Auftrag der Deutschen Welle hatte die chinesisch-mongolische Künstlerin Zulan ein neues Werk komponiert, das begeistert vom Publikum aufgenommen wurde. Ihre Band "Mongolism" präsentierte ganz neue Klänge, die zwischen Film-, Welt- und Avantgarde E-Musik liegen - alles mit mitreißendem, rockigem Effekt.

Ausblick in die Zukunft


Das Jahr 2020 steht ganz im Zeichen des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven. Ein Projekt im Vorfeld der Jubiläumsfeierlichkeiten hat bereits begonnen: Auftragswerke, bei denen die Komponisten in ihren Werken jeweils Bezug auf ein Werk Beethovens nehmen sollen. "Quando ci risvegliamo" (Wenn wir erwachen) aus der Feder des italienischen Komponisten Salvatore Sciarrino ließ bei der Uraufführung nur mit Fantasie einen Bezug zu Beethovens Referenzwerk - seiner Chorfantasie - erkennen. Sciarrinos eigenwillig leise und sensible Tonschöpfung war dennoch hörenswert. Alle neuen Werke werden im Jubiläumsjahr 2020 wiederholt.

Das Budapest Festival Orchestra brachte entwaffnend frische KlängeBild: Marco Borggreve

Das Beethovenfest kann einen Erfolg verbuchen, Wachstumspotential ist jedoch nicht zu erkennen. Festivalintendantin Nike Wagner, die in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag feierte, hat sich dafür ein persönliches Ziel gesteckt. "Mein Traum wäre, dass das Publikum bis dahin Vertrauen ins Programm des Beethovenfests gefasst hätte, so dass man sagt: 'Frau Wagner hat es bis jetzt gut gemacht, ich bin nie enttäuscht worden. Probieren wir's doch heute wieder!' Sie fühlt sich in Bonn auch angenommen. "Ich wäre glücklich, wenn hier in Bonn und in der Region ein neugieriger und aufgeschlossener Geist wehte - wie in all jenen Städten dieser Welt, die sich Ungewöhnliches leisten wollen."

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