Beginn des Festivals "Film ohne Grenzen" in Bad Saarow
Rick Fulker14. September 2016
Ein Filmfestival ganz im Zeichen der Menschenrechte. Dafür ist "Film ohne Grenzen" bekannt. Auch in diesem Jahr trumpft das Festival mit starken Produktionen aus aller Welt auf. 2016 lautet das Festival-Thema "Heimat".
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Festival "Film ohne Grenzen" im Zeichen der Menschenrechte
Keine leichte Kost. In diesem Jahr widmet sich das Film-Festival "Film ohne Grenzen" den Menschenrechten und der Frage nach Heimat. Spannende Produktionen aus Israel, Tunesien oder Aserbaidschan warten auf die Zuschauer.
Bild: Festival Film ohne Grenzen/KloosundCo/SarvarJavadov
Sonita
Sie will eine berühmte Rapperin sein, ihre afghanische Familie will sie als Braut verkaufen. Aber die in Teheran lebende Sonita wehrt sich, rappt gegen Zwangsheiraten und nimmt ein Protestvideo über verkaufte Bräute auf. Der Dokumentarfilm der iranischen Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghamidie erzählt die Geschichte der mittlerweile knapp 20-jährigen Rapperin und Frauenrechtlerin.
Bild: Festival Film ohne Grenzen/Behrouz Badrouj
Café Waldluft
In einem ausgemusterten Ausflugshotel in Berchtesgaden treffen Einheimische, Touristen und Flüchtlinge aufeinander. Bei dieser Konstellation sind Spannungen vorprogrammiert. Der Dokumentarfilm von Matthias Koßmehl zeigt, wie Vorurteile überwunden werden und stellt die Fragen: Was müssen Flüchtlinge tun, um wirklich anzukommen? Und was passiert, wenn man die Heimat mit Fremden teilt?
Bild: Festival Film ohne Grenzen
Hedis Hochzeit
Alles ist vorbestimmt. Das glaubt zumindest Hedi, der Protagonist im Film des tunesischen Regisseurs Mohamed Ben Attia. Er wird ein Mädchen aus seinem Dorf heiraten, das seine Mutter für ihn ausgesucht hat. Doch es kommt anders: Auf einer Dienstreise verliebt er sich in die unkonventionelle Touristenbegleiterin Rim. Eine Geschichte über Tradition, Freiheit und Glück.
Bild: Festival Film ohne Grenzen
Die Babuschkas von Tschernobyl
Nach dem Reaktor-Unfall vor 30 Jahren wurden die "Babuschkas" Hanna, Valentina und Maria zwangsevakuiert. Nun sind sie wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. Das dortige Leben ist vermeintlich idyllisch, die Gegend aber radioaktiv verseucht. Dennoch gibt es für die Frauen kein größeres Glück, als in ihrer Heimat zu leben. Ein Film der US-Amerikanerin Holly Morris.
Bild: Festival Film ohne Grenzen
Friedland
Die Regisseurin Frauke Sandig blickt auf das niedersächsische Durchgangslager Friedland. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es die erste Station für Millionen vertriebene Deutsche und Kriegsheimkehrer. Heute dient es als Erstaufnahmestelle für Asylbewerber und Flüchtlinge. Wie ähnlich sind die Erfahrungen und Hoffnungen der Menschen damals und heute an diesem Ort?
Bild: Festival Film ohne Grenzen
Who's Gonna Love Me Now
Saar verlässt seine religiöse Familie im Kibbuz, um in London seine Homosexualität frei ausleben zu können. Er sucht exzessive Sex- und Drogenabenteuer, infiziert sich schließlich mit dem HIV-Virus. Es muss sich etwas ändern: Im "London Gay Men's Chorus" findet er ein Zuhause und fasst den Mut, sich seiner Familie und der israelischen Heimat wieder anzunähern.
Bild: Festival Film ohne Grenzen/Itai Raziel
Holy Cow
Bauer Tapdiq schafft sich eine Milchkuh aus Europa an, um die Lebensbedingungen seiner Familie zu verbessern. Doch Madonna - so der Name der Kuh - wirbelt das Leben des kleinen Bergdorfes in Aserbaidschan mächtig auf. Sie ist den Dorfbewohnern nicht ganz geheuer. Was passieren kann, wenn der Wunsch nach Veränderung auf Traditionen prallt, erzählt Imam Hasanov mit viel Witz und Humor.
Bild: Festival Film ohne Grenzen/KloosundCo/SarvarJavadov
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"Das sind nicht die 'Human Rights Watch'-Abgesandten sondern ganz normale Leute aus Brandenburg": So beschreibt Festivalleiterin Susanne Suermondt ihr Publikum. "Die 850 bis 1000 Besucher kommen größtenteils aus der Umgebung."
Das internationale "Film ohne Grenzen"-Festival findet vom 15.-18. September in Bad Saarow statt, einer beschaulichen 5000-Seelen-Gemeinde rund 60 Kilometer südöstlich von Berlin. Es ist die vierte Ausgabe des Festivals. In diesem Jahr stehen in der Kulturscheune des Guts Eibenhof Filme auf dem Programm, die um die Thematik Menschenrechte, Menschenwürde und interkulturelle Solidarität kreisen.
Nach den meisten Vorführungen finden Gespräche mit den Filmemachern statt, so dass Publikum und Regisseure in einen direkten Dialog über die meist emotional sehr starken Filme treten können.
Neue und alte Heimat
Zwei der Filme, "Café Waldluft" und "Friedland" - letzterer ist eine DW-Produktion - widmen sich der brandaktuellen Fragestellung, wie Flüchtlinge in Deutschland eine neue Heimat finden können. Andere Produktionen befassen sich mit Frage von Tradition, Veränderung und Freiheit.
Am Samstag - noch vor der Erstaufführung im Kino - wird "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" gezeigt. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans des israelischen Autors Amos Oz feiert die israelisch-amerikanische Schauspielerin Natalie Portman ihr Debüt als Regisseurin.
Mit der Dokumentation "Die Babuschkas von Tschernobyl" wird das Festival am Sonntag zu Ende gehen. Die Dokumentation von Holly Morris zeigt, wie weit Hamatliebe gehen kann. So erzählt sie das Leben dreier alter Damen, die 30 Jahre nach dem Reaktor-Unglück von Tschernobyl in die hochverseuchten Gebiete zurückkehren - aus Liebe zur Heimat. Morris' Film war bereits auf zahlreichen Filmfestivals erfolgreich.
Bereits bekannte Filme sind aber trotzdem die Ausnahme, so Festivalleiterin Susanne Suermondt: "Als kleines Publikumsfest sind wir stolz, dass wir von fast allen Filmen Vorkinopremieren zeigen dürfen."