1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Niger will kein neues Flüchtlingsdrama

3. November 2013

Nach dem qualvollen Tod von fast hundert Flüchtlingen in der Wüste geht die Regierung des Niger verschärft gegen illegale Auswanderung vor. Die Behörden nahmen knapp 150 Menschen fest, die heimlich nach Algerien wollten.

Symbolbild Flüchtlinge Sahara, imago/CHROMORANGE
Bild: imago/CHROMORANGE

Die Migranten seien in einem Konvoi, bestehend aus fünf Fahrzeugen, auf dem Weg ins Nachbarland gewesen. Sie würden in der Stadt Arlit festgehalten, teilte ein Vertreter der Behörden mit.

Auf dem Weg nach Algerien elendig verdurstet

Gleichzeitig ordnete die Regierung die sofortige Schließung aller Flüchtlingslager im Norden des Landes an, von wo aus die meisten ihre gefährliche Odyssee beginnen. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass in der Sahara 52 Kinder, 33 Frauen und sieben Männer auf ihrer Flucht nach Algerien verdurstet waren. Nur 21 Menschen überlebten den Flüchtlingstreck. Einer von ihnen sagte einem Radiosender, dass sich die Gruppe im Oktober nach einer schlechten Ernte durch die Wüste in Richtung Algerien aufgemacht habe.

Der Bürgermeister der nordnigrischen Stadt Agadez, Rhissa Feltou, erklärte, die Flüchtlinge seien verdurstet, weil die beiden Lastwagen, die sie zur Grenze bringen sollten, fast zeitgleich eine Panne gehabt hätten. Ein Einwohner von Tamanrasset, der die Reise organisiert hatte, wurde nach Angaben eines Sicherheitsvertreters verhaftet, gleichzeitig wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.

"Das Glück liegt in Niger"

Regierungschef Brigi Rafini forderte seine Landsleute auf, "sich zusammenzureißen" und trotz der Armut in ihrer Heimat zu bleiben. Die Menschen müssten verstehen, dass "ihr Glück in Niger" liege, auch die Jungen könnten sich dort verwirklichen, sagte Rafini bei einem Besuch der im Süden gelegenen Stadt Kantché, aus der ein Großteil der Opfer der Flüchtlingstragödie stammt. Wenn nicht, dann sollten sie auf legalem Weg ausreisen, fuhr er fort: "Wir lassen es nicht zu, dass sich unsere Mitbürger in gefährliche Abenteuer stürzen".

Staatsanwalt Samna Chaibou kündigte weitere Maßnahmen im Kampf gegen illegale Migration an. Auswanderer ohne gültige Reisedokumente und ohne Visa ihrer Zielländer würden sofort abgewiesen, teilte Chaibou mit. Die Fahrer der Fahrzeuge müssten vor Beginn der Fahrt durch die Wüste alle ausreisewilligen Passagiere melden. In einer im Fernsehen verlesenen Erklärung wurden harte Strafen für Menschenschmuggler angekündigt. Die jüngste Tragödie sei das Ergebnis der "Verbrechen von Schleusernetzwerken", heißt es in der Erklärung.

Eines der ärmsten Länder der Welt

Die westafrikanische Republik Niger ist zu weiten Teilen von Wüste bedeckt und gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Das Land leidet immer wieder unter Hungersnöten. Normalerweise machen sich die Flüchtlinge nach Libyen und Algerien auf, um von dort weiter nach Europa zu gelangen. Nach Angaben der Vereinten Nationen durchquerten zwischen März und August mindestens 30.000 Flüchtlinge die Stadt Agadez auf dem weiteren Weg Richtung Norden. Immer wieder verdursten Flüchtlinge, unter anderem auch, weil sie von Schleuserbanden zurückgelassen werden.

haz/re (afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen