1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Messerattacke mit IS-Bezug?

30. Oktober 2016

Fest steht: Es war eine heimtückische Attacke. Die deutschen Behörden prüfen nun nach einem IS-Bekenntnis eine Verbindung zwischen den Extremisten und dem tödlichen Messerangriff in Hamburg.

Deutschland Mord unter der Kennedybrücke in Hamburg
Blumen und Kerzen erinnern am Tatort unter der Kennedybrücke an den Mord Bild: picture alliance/dpa/D. Reinhardt

Trotz einer angeblichen Bekennerbotschaft des IS-Sprachrohrs Amak bleiben die Ermittlungen zu einem tödlichen Überfall auf einen 16-Jährigen bei der Hamburger Mordkommission. Unter Beteiligung des Staatsschutzes gehe man aber auch dem Hinweis auf eine vermeintlich IS-motivierte Tat nach, teilte die Polizei nach einer Beratung mit Vertretern der Innenbehörde, des Verfassungsschutzes und des Staatsschutzes mit. Auch die Bundesanwaltschaft prüft den Fall. Das sagte ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe. Es gebe noch keine Entscheidung, ob der Generalbundesanwalt den Fall an sich ziehe. Die Bekennermitteilung werfe allerdings eine Reihe von Fragen auf, teilte die Polizei weiter mit. Es werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Das Motiv für den Angriff sei völlig unklar. 

Amak hatte in der Nacht zum Sonntag mitgeteilt, ein "Soldat des Islamischen Staats" habe zwei Menschen am 16. Oktober in Hamburg mit einem Messer angegriffen. An jenem Tag war ein 16-Jähriger an der Hamburger Alster von einem Unbekannten mit mehreren Stichen getötet worden. Die 15-jährige Begleiterin des Opfers wurde vom Angreifer ins Wasser gestoßen, blieb aber unverletzt.

Der Mord am Alsterufer gab der Polizei Rätsel aufBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Die Polizei wollte auf Anfrage zunächst keine Auskunft dazu geben, ob sich die IS-Mitteilung auf diese Tat beziehen könnte. Hamburgs Polizeipressesprecher Timo Zill sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Der Staatsschutz ist ab sofort in die Ermittlungen involviert." Zill warnte vor Spekulationen.

Hinterrücks erstochen

Die Polizei hatte am 17. Oktober eine Mitteilung zu der Tat in der Hamburger Innenstadt herausgegeben. Demnach hatte sich das Verbrechen am Vorabend unter der Kennedybrücke ereignet, wo die beiden Jugendlichen am Alsterufer saßen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Mordkommission wurde der 16-Jährige unvermittelt von einem Unbekannten hinterrücks angegriffen und mit mehreren Stichen verletzt. Der Junge starb kurz darauf im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen.

In der Mitteilung, die Amak auf Arabisch und Englisch verbreitete, wird offen gelassen, ob die angeblichen Opfer getötet wurden. Die gewählten Formulierungen lassen keinen eindeutigen Schluss zu. Der IS-"Soldat" habe die Attacke als Reaktion auf die Aufrufe ausgeführt, Bürger der Koalitionsländer (gemeint ist wohl das internationale Bündnis gegen die Terrormiliz) anzugreifen. Die Meldung des IS-Sprachrohrs konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Üblicherweise reklamieren die Extremisten aber über die Kanäle von Amak Anschläge für sich.

Nach dem Verbrechen am Alsterufer hatte die Polizei ursprünglich mitgeteilt, der mutmaßliche Täter sei schätzungsweise 23 bis 25 Jahre alt und 1,80 bis 1,90 Meter groß gewesen. Nach der Tat sei er davongelaufen. Das Motiv gab den Ermittlern Rätsel auf. Von dem Angreifer und der Tatwaffe fehlt trotz intensiver Suche jede Spur.

Der Tatort unter der Kennedybrücke wurde von der Polizei abgesperrtBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Auch Deutschland ist Anschlagsziel der Terroristen

Mehrere Fälle aus der jüngsten Vergangenheit zeigen: Längst haben die Islamisten des IS auch Deutschland im Visier. Zuletzt sorgte der Fall des in Chemnitz wohnenden Syrers Dschaber al-Bakr für Aufsehen, der sich schon Sprengstoff besorgt hatte. Nach Angaben der Ermittler wollte er damit einen Berliner Flughafen angreifen. Al-Bakr erhängte sich kurz nach dem Zugriff in seiner Zelle. Im Juni flog zudem eine mutmaßliche IS-Terrorzelle auf, die einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben soll. In Ansbach sprengte sich im Juli ein Syrer auf einem Platz vor einem Musikfestival in die Luft und verletzte 15 Menschen. Knapp eine Woche zuvor war ein 17-Jähriger aus Afghanistan bei Würzburg mit Axt und Messer in einer Regionalbahn auf Fahrgäste losgegangen.

as//ml (dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen