Teile Pekings nach Neuinfektionen abgeriegelt
13. Juni 2020In der chinesischen Hauptstadt ist der Großhandelsmarkt Xinfadi das neue Corona-Sorgenkind der Behörden. 45 der bislang 517 untersuchten Personen, die den Markt im Stadtviertel Fengtai besucht hatten, sind laut offiziellen Angaben positiv auf das Virus getestet worden. Insgesamt sollen 10.000 Händler und Beschäftigte getestet werden. Die 21-Millionen-Einwohner-Metropole Peking wird hauptsächlich über diesen Markt mit Obst und Gemüse versorgt.
Der Betreiber des Marktes sagte der staatlichen Webseite Beijing News, der SARS-CoV-2-Erreger sei auf Schneidebrettern nachgewiesen worden, auf denen Mitarbeiter importierten Lachs verarbeitet hätten. Der Lachs wiederum stammte von einem anderen Markt für Meeresfrüchte. Wie die Zeitung "Beijing Daily" berichtete, nahmen große Supermarktketten in China wie Wumart und Carrefour in der Nacht zum Samstag sämtliche Lachsprodukte aus ihrem Sortiment. Bereits am Freitag hatten die Behörden zwei Märkte in Peking geschlossen, die einer der Infizierten besucht hatte.
Wohngebiete abgesperrt, Schulen geschlossen
Für Pekings Stadtbezirk Fengtai verfügten die Behörden weitere Notstandsmaßnahmen. Elf Wohngebiete wurden abgeriegelt. Neun Schulen und Kindergärten seien geschlossen worden, teilten Kommunalvertreter bei einer Pressekonferenz mit. Zur Eindämmung des Virus wurden zudem umgehend Sportveranstaltungen und Reisen in andere Provinzen verboten. Wegen der neuen Entwicklung zogen die Behörden auch die Entscheidung zurück, die Grundschulen in der chinesischen Hauptstadt für Erst- bis Drittklässler am Montag wieder zu öffnen.
Am Donnerstag hatten Ärzte in Peking erstmals seit zwei Monaten wieder einen Corona-Infektionsfall festgestellt. Der Mann hatte die Hauptstadt laut offiziellen Angaben in den vergangenen Wochen nicht verlassen.
China, das als Ursprungsland der neuartigen Lungenkrankheit COVID-19 gilt, hatte die Ausbreitung des Virus durch strikte Ausgangsbeschränkungen und strenge Hygiene-Vorschriften weitgehend unter Kontrolle gebracht. Bei der Mehrzahl der in den vergangenen Wochen registrierten Infektionen handelte es sich um Ausländer, die bei ihrer Rückkehr nach China positiv getestet worden waren.
Hotspot Brasilien
Äußerst kritisch sehen Experten die Lage nach wie vor in Brasilien. Das größte und bevölkerungsreichste Land in Lateinamerika ist zunehmend der neue Brennpunkt der Pandemie. Mit mehr als 41.800 Todesfällen steht Brasilien nun an Platz zwei der am schwersten von der Seuche betroffenen Länder nach den USA (114.669 Tote) und vor Großbritannien (41.566 Tote).
Mehr als 900 Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen ihrer Corona-Erkrankung gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen erhöhte sich demnach auf fast 829.000. Fachleute gehen allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da in dem Land vergleichsweise wenig getestet wird. Weltweit stieg die Zahl der Corona-Toten laut Johns Hopkins Universität auf mehr als 425.800.
Bolsonaro sorgt für neuen Unmut
Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro weigert sich nach wie vor, Warnungen vor einem möglicherweise schweren Verlauf der Erkrankung ernst zu nehmen. Für Empörung unter seinen Kritikern sorgte sein Aufruf an seine Landsleute, mit einem Handy-Foto im Krankenhaus zu dokumentieren, wie die Intensivstationen tatsächlich belegt seien. "Ich kann mich irren, aber praktisch niemand hat sein Leben verloren, weil er kein Beatmungsgerät oder kein Bett auf der Intensivstation hat", behauptete Bolsonaro in einem via Facebook veröffentlichten Video.
Laut offiziellen Statistiken sind die Intensivstationen in vielen brasilianischen Bundesstaaten seit Beginn der Pandemie zeitweise zu mehr als 95 Prozent belegt. Der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheitsnotfälle zuständige Direktor Mike Ryan sprach am Freitag von einer "besorgniserregenden" Situation in Brasilien. "Einige Regionen sind in einer kritischen Phase", sagte Ryan.
se/mak (dpa, rtr, afp)