Beim E-Commerce auf der Überholspur
30. Januar 2002Wirtschaftsminister Müller kann zufrieden sein: "Die Ergebnisse der Untersuchung sind aus deutscher Sicht sehr erfreulich, zum Teil sogar überraschend positiv." So gab der Minister nach der Studie des Forschungsinstituts empirica in Bonn bekannt. Eine im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellte Untersuchung hat festgestellt, dass Deutschland im elektronischen Geschäftsverkehr weit vorne liegt. Die Studie, die 1999 gestartet wurde, untersuchte die Nutzung des elektronischen Geschäftsverkehrs in Deutschland, Europa und den USA. Deutschland hat demnach in den letzten drei Jahren aufgeholt und liegt - noch vor den USA - an zweiter Stelle.
Fast jedes Unternehmen im Internet präsent
Die Studie zeigt, dass heute neun von zehn Unternehmen in Deutschland Zugang zum Internet haben. 86 Prozent der Betriebe nutzen E-Mails, fast zwei Drittel sind mit einer eigenen Website im Internet präsent. Jedes zweite Unternehmen geht bei Bestellungen regelmäßig oder gelegentlich online, jeder fünfte Betrieb vertreibt seine Produkte auch per Internet. Noch 1999 war die deutsche Wirtschaft von diesen Werten weit entfernt.
Diese positive Entwicklung soll sich auch im nächsten Jahr fortsetzen. Dann sollen nur noch fünf Prozent der deutschen Betriebe nicht "im Netz" sein. Zwanzig Prozent der Unternehmen wollen alle betrieblichen Abläufe sowie die Kommunikation mit Zulieferern und Kunden per Internet abwickeln.
Nachholbedarf
Bei höherwertigen Anwendungen kommt die Abwicklung per Internet allerdings nur langsam voran. Komplett online werden Geschäfte nur von 30 Prozent der Unternehmen abgewickelt. Hier besteht im internationalen Vergleich noch ein erheblicher Nachholbedarf. Das will Bundeswirtschaftsminister Müller ändern. Er will das E-Business in diesem Punkt fördern
Viele deutsche Unternehmen beschränken sich bei ihren Aktivitäten im Internet auf Werbung und Marketing. Online-Beschaffungen werden hauptsächlich nur von Großunternehmen vorgenommen. Dennoch: Das Internet hat sich so schnell wie bisher keine andere Kommunikationstechnologie bei deutschen Unternehmen durchgesetzt. Ganz besonders im Versandhandel kann der Online-Verkauf den Zeitfaktor ausspielen. Per Internet kann ein Angebot viel schneller überprüft werden.
Auch das Intranet wird stark genutzt, wiederum vor allem von Großunternehmen. Die Nutzung von Videokonferenzen ist in deutschen Betrieben noch vergleichsweise gering verbreitet. Vorreiter sind hier die finnischen und amerikanischen Unternehmen. In Finnland und den USA können 25 bzw. 22 Prozent der Betriebe mit anderen Standorten des jeweiligen Unternehmens per Fernsehübertragung miteinander kommunizieren, in Deutschland sind es nur acht Prozent. Allerdings erfährt die Videokonferenz vor dem Hintergrund der jüngsten weltpolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Flugverkehr derzeit international einen Aufschwung.