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Konflikte

Belarus: Anführer der Opposition festgenommen

24. August 2020

Die berüchtigte Sonderpolizei OMON hat zwei zentrale Vertreter der Demokratiebewegung in Belarus abgeführt. Womöglich steckt Präsident Lukaschenko dahinter, der den Koordinierungsrat in die Mangel nehmen will.

Belarus Olga Kowalkowa und Sergej Dylewski
Oppositionelle in den Händen des Staats: Olga Kowalkowa und Sergej DylewskiBild: picture alliance/dpa

Nach den Massenprotesten in Belarus gegen Machthaber Alexander Lukaschenko sind zwei seiner prominentesten Gegner abgeführt worden: Olga Kowalkowa und Sergej Dylewski (Artikelbild) wurden in Minsk von der Sonderpolizei OMON in einen Gefangenentransporter gesteckt, berichtete die Opposition. Behörden bestätigten die Festnahme, ohne Gründe dafür zu nennen.

Führende Köpfe im Koordinierungsrat

Beide sitzen im Präsidium des in der vergangenen Woche gegründeten Koordinierungsrates. Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja, die sich inzwischen im benachbarten EU-Staat Litauen aufhält, hatte die Gründung des Koordinierungsrates angeregt. Prominentestes Mitglied ist die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Die belarussische Zivilgesellschaft erhofft sich von dem Gremium einen Dialog mit der Regierung und einen geregelten Machtübergang. Präsident Lukaschenko selbst erachtet den Rat als illegal und hatte mehrfach angedroht, ihn zu zerschlagen. Er sprach wörtlich von "Hitzköpfen", die die Staatsmacht "abkühlen" werde.

Auch in Litauen, wo man Erfahrung mit politischen Menschenketten hat, wurde Solidarität mit Belarus bekundetBild: imago images/Scanpix/R. Lukosevicius

Die Nachrichtenagentur Belta zitiert Lukaschenko mit einer Aussage, wonach er zu Beginn des neuen Schuljahres die Entlassung aller Lehrer forderte, die ihn nicht unterstützten. Mehrere Pädagogen, Angehörige der Sicherheitsdienste, Beschäftigte des Außenministeriums sowie Journalisten bei den Staatsmedien hatten sich bereits öffentlich von Lukaschenko abgewendet - teils in Videobotschaften.

Maas: Lukaschenko muss Realität anerkennen

Der deutsche Außenminister Heiko Maas rief Lukaschenko auf, sich der Realität in seinem Land zu stellen: "Lukaschenko muss nach diesem Wochenende voller Proteste die Realität auf den Straßen seines Landes anerkennen und die Realität in den Köpfen der Menschen in seinem Land", sagte Maas auf Staatsbesuch in der benachbarten Ukraine. Er forderte die Regierung auf, die Rechte der Demonstrierenden zu wahren und auf Gewalt zu verzichten.

Massenproteste gegen Lukaschenko

Am Sonntag hatte sich erneut eine große Menschenmenge in Minsk versammelt, um für ein Ende der 26-jährigen Herrschaft Lukaschenkos zu demonstrieren. Diverse Medien und Nachrichtenagenturen beziffern die Teilnehmerzahl zwischen 100.000 und 200.000, die Regierung spricht von maximal 20.000 Teilnehmenden. Lukaschenko hatte sich nach der Präsidentenwahl am 9. August mit 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt - das zweifeln Beobachter im In- und Ausland jedoch an. Herausforderin Tichanowskaja bezeichnete sich ebenfalls als Siegerin, auch die 27 EU-Staaten haben erklärt, dem offiziellen Ergebnis keinen Glauben zu schenken.

ehl/sti (dpa, rtr, afp)

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