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PolitikEuropa

Belgischer Pannenmeiler Tihange 2 vom Netz

31. Januar 2023

Der Atomreaktor Tihange 2 nahe der deutschen Grenze ist für immer abgeschaltet worden. Belgiens kompletter Ausstieg aus der Atomkraft ist für 2035 geplant. Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke ist erfreut.

Belgien Kernkraftwerk Tihange
Das AKW Tihange besteht aus drei Blöcken mit Druckwasserreaktoren, die von 1975 bis 1985 ans Stromnetz gingenBild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance

Die Stilllegung des 40 Jahre alten Meilers bei Lüttich sorge "für deutlich mehr Sicherheit in unseren beiden Ländern", sagte die Grünen-Politikerin der Online-Ausgabe der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. Der Block zwei des belgischen Kernkraftwerks Tihange wurde am Dienstagabend um 22.45 Uhr abgeschaltet, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Betreibergesellschaft Engie berichtete.

Deutsche Politiker und Atomkraftgegner hatten sich jahrelang für ein Aus des Reaktors eingesetzt, der rund 50 Kilometer von der westdeutschen Stadt Aachen entfernt liegt. Experten stellten bereits 2012 tausende kleine Risse in dem Reaktordruckbehälter fest. Es wurde befürchtet, der Meiler könne bersten und eine radioaktive Wolke freisetzen. Ähnliche Probleme hatte auch ein Meiler im Kernkraftwerk Doel bei Antwerpen, der bereits Ende September endgültig vom Netz ging.

Der Atommeiler Doel bei Antwerpen wurde im September abgeschaltetBild: Jevgenija Pigozne/picture alliance/imageBROKER

Damit geht nicht nur eine Ära der Angst, sondern auch mehr als ein Jahrzehnt juristischer Streitigkeiten zu Ende. Denn Belgien ließ die "Riss-Reaktoren" zunächst weiterlaufen, ohne die Nachbarländer anzuhören und ohne die Umweltverträglichkeit zu prüfen - widerrechtlich, wie unter anderem der Europäische Gerichtshof urteilte. In Deutschland stieß dies auf Kritik bis hin zur Bundesregierung, auch in Luxemburg und den Niederlanden protestierten Atomkraftgegner.

Bundesumweltministerin Lemke verwies nun auf den Plan Belgiens, im Jahr 2025 drei weitere Reaktoren abzuschalten. "Das ist ein großer Gewinn für die nukleare Sicherheit in Europa", betonte sie.

Regierungschef Alexander De Croo: Hohe Gas- und Stromrechnungen sowie die Furcht vor Stromausfällen haben auch in seiner Regierung zum Umdenken geführtBild: Juliette Bruynseels//Belga/IMAGO

Für die beiden jüngsten belgischen Atommeiler Tihange 3 und Doel 4 ist dagegen eine Laufzeitverlängerung bis 2035 geplant. Bei ihrer Abschaltung dürften sie dann 50 Jahre auf dem Buckel haben. Darauf hatte sich die Regierung in Brüssel Anfang Januar grundsätzlich mit dem Betreiber Engie verständigt.

Eigentlich wollte Belgien 2025 ganz aus der Kernkraft aussteigen. Doch der Ukraine-Krieg und die Energiekrise haben auch im Nachbarland zu einem Umdenken geführt. Horrende Gas- und Stromrechnungen sowie die Furcht vor flächendeckenden Stromausfällen veranlassten die Regierung von Ministerpräsident Alexander De Croo, die Notbremse zu ziehen.

uh/kle (afp, dpa)