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Bhutto im Porträt

Helle Jeppesen27. Dezember 2007

Am 27. Dezember fiel sie einem Attentat zum Opfer - die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto. Welche Rolle spielte sie in Pakistan? Und welche Rolle wollte sie nach den Wahlen am 8. Januar einnehmen?

Bhutto Benazir mit einem Megafon in der Hand (Archivbild, AP)
Erste weibliche Premierministerin der islamischen WeltBild: AP
18.10.2007: Bhuttos letzte RückkehrBild: AP


Es war eine Rückkehr mit viel Pathos und Emotionen – perfekt inszeniert von der charismatischen 54-Jährigen. Als Benazir Bhutto nach mehr als acht Jahren im Exil am 18. Oktober in Karachi wieder ihren Fuß auf pakistanischen Boden setzte, flossen Tränen: Von diesem Tag habe sie viele Jahre und Monate geträumt, sagte sie damals den Medien. "Dieses Land, sein Gras und seinen Himmel zu sehen. Ich hoffe nur, dass ich jetzt den hohen Erwartungen der Menschen hier gerecht werden kann.”

Triumphzug und Blutbad

Doch ihr Triumphzug am 18. Oktober wurde zum Blutbad. Bei einem Anschlag in Karachi, mitten in der Menschenmenge, die Benazir Bhuttos Rückkehr feierte, detonierten zwei Bomben. 140 Menschen kamen ums Leben. Doch Benazir Bhutto hatte trotz Drohungen darauf bestanden, sich auf der Fahrt durch Karachi von ihren Anhängern feiern zu lassen. Spätestens bei diesem ersten Anschlag muss ihr klar geworden sein, wie gefährlich ihre Position als Oppositionsführerin war.

Nach dem Anschlag: Bhutto wird aus dem Wagen gerettetBild: AP

Trotzdem war sie fest entschlossen, den Wahlkampf weiter zu führen: "Manche Leute mögen das für naiv halten. Doch ich denke, es war die richtige Entscheidung. Denn wenn man für eine Sache kämpft, an die man glaubt, muss man bereit sein, den Preis zu bezahlen."

Demokratische Ideale oder reiner Machtwille?

Für ihre Anhänger war Benazir Bhutto die Fackelträgerin der Demokratie. Für ihre Gegner dagegen symbolisierte sie Arroganz, Vetternwirtschaft und rücksichtlosen Machtwillen. Politische Beobachter jedoch sind sich einig, dass die in Harvard und Oxford ausgebildete Politologin eine sehr geschickte Politikerin war.

Das politische Gespür mag ihr von ihrem Vater, Zulfikar Ali Bhutto mitgegeben worden sein. Er war Anfang der 1970er Jahre Präsident und Regierungschef. 1977 wurde er von Diktator Zia-ul-Haq gestürzt und schließlich 1979 gehängt. Seine Tochter Benazir Bhutto wurde in der Folgezeit mehrfach unter Hausarrest gestellt oder sogar inhaftiert.

Politische Vita

1984 schließlich ging Bhutto ins Exil nach Großbritannien. Doch auch dort blieb sie politisch aktiv: Von dort aus baute sie die Pakistan Peoples Party, die PPP, die ihr Vater gegründet hatte, weiter auf. Zwei Jahre später, 1986, kehrte sie nach Pakistan zurück, gewann 1988 die Wahl und wurde als erste Frau Regierungschefin eines islamischen Landes - mit gerade einmal 35 Jahren. Doch die erste Ära der Benazir Bhutto währte nicht lang: Schon 1990 wurde sie wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt. Dasselbe Spiel wiederholte sich drei Jahre später: Bhutto gewann 1993 die Wahlen und wurde 1996 anschließend wieder wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt.

2007 wollte sie wieder zurück nach Pakistan - mit dem Ziel, bei den Wahlen am 8. Januar 2008 Premierministerin zu werden: Sie hatte einen Deal mit Pakistans Präsident Pervez Musharraf gemacht, um ihre Rückkehr zu ermöglichen. Musharraf ließ die Korruptionsvorwürfe gegen Bhutto fallen, dafür schien die Machtpolitikerin bereit, sich mit dem Posten als Premierministerin unter Präsident Musharraf zu begnügen.

10.11.2007: Ende des HausarrestsBild: AP

Doch als Musharraf dann den Ausnahmezustand verhängte, schlug sie härtere Töne an. Die Gespräche seien geplatzt, weil die Wiederherstellung der Demokratie nicht in Gang gekommen sei, stattdessen sei Pakistan im "Kriegsrecht" gelandet, sagte Bhutto. Die Politikerin bezeichnete den Ausnahmezustand als "Vertrauensbruch" zwischen ihr und Musharraf.

Märtyrerrhetorik vor dem Tod

An den Wahlen teilnehmen wollte Benazir Bhutto gleichwohl. Als der Ausnahmezustand am 15. Dezember aufgehoben wurde, begrüßte sie diesen Schritt als einen Schritt nach vorne von der Diktatur zur Demokratie. Trotz Drohungen wollte sie an der Spitze ihrer Partei aufstellen. Dabei war sie sich durchaus bewusst, dass es auch um ihr eigenes Leben ging. Offen hat sie Parallelen zu ihrem Vater Zulfikar Ali Bhutto gezogen. Bhutto sah die durchaus ähnliche Gefahr, in der sie schwebte: "Es gibt ein Risiko für mich. Aber das Risiko für meine Nation ist viel größer."

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