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KonflikteAserbaidschan

Berg-Karabach, der endlose Konflikt

28. September 2023

Der Krieg um die Region Berg-Karabach ist mehr als ein Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Vorläufiger Höhepunkt ist die bevorstehende Auflösung der Region. Ein Überblick.

Konflikt in Berg-Karabach
Nach der Niederlage proarmenischer Kämpfer gegen Aserbaidschans Armee kam es in Eriwan zu ProtestenBild: Vahram Baghdasaryan/Photolure/AP/dpa/picture alliance

Bei dem komplizierten Konflikt um Berg-Karabach dreht sich alles um die Frage der Unabhängigkeit der Region. Dabei wird das überwiegend muslimisch geprägte Aserbaidschan im Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als Schutzmacht für Armenien fungiert.

Besonders brisant ist die Tatsache, dass durch das Gebiet zahlreiche große Öl- und Gas-Pipelines verlaufen, die täglich Millionen von Barrel vom Kaspischen Meer bis an die türkische Mittelmeerküste transportieren. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges beliefert Aserbaidschan auch die EU mit mehr Gas.

Die Region, die bald nicht mehr existiert

Der Konflikt weist mehrere Widersprüche auf. Der erste ist, dass die 1991 für unabhängig erklärte Republik Berg-Karabach mit einer mehrheitlich armenischen Bevölkerung auf aserbaidschanischem Staatsgebiet liegt und völkerrechtlich nicht zu Armenien, sondern zu Aserbaidschan gehört.

Der zweite Widerspruch ist die fehlende staatliche Anerkennung durch Armenien selbst. Obwohl Berg-Karabach dort als ein "untrennbarer Teil Armeniens" gilt, wurden Gesetzentwürfe zur Anerkennung der Unabhängigkeit im armenischen Parlament und der Regierung bisher blockiert.

Vorläufiger Höhepunkt ist die Auflösung von Berg-Karabach. Die Region höre auf zu existieren - ab dem 1. Januar 2024, erklärte der Präsident der selbsternannten Republik, Samwel Schahramanjan. Alle staatlichen Institutionen werden laut einem von ihm unterzeichnetem Dekret aufgelöst.

Berg-Karabach: Kein Vertrauen in Aserbaidschans Versprechen

02:54

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Russische Schutzbriefe

Die Feindschaft und Rivalität zwischen Armeniern und Aserbaidschanern reicht bis ins siebte Jahrhundert zurück, als christliche Byzantiner und muslimische Araber um die Kontrolle des Landes rangen. Später, unter der Herrschaft der Osmanen, betrachtete die armenische Bevölkerung Russland als eine Art Schutzmacht.

So stellte Katharina II. von Russland Schutzbriefe für Armenier aus, als der Druck auf armenische Christen durch Persien im 18. Jahrhundert zunahm. Infolge des Russisch-Persischen Kriegs (1804-1813) kam Berg-Karabach 1805 unter russische Herrschaft, unter der christliche Armenier gegenüber den muslimischen Aserbaidschanern bevorzugt behandelt wurden.

Trauma Völkermord

Der Völkermord der Türken an den Armeniern 1915/1916 löste eine Einwanderungswelle von Armeniern nach Berg-Karabach aus und führte in der Folge zu immer stärkeren Konflikten zwischen Aserbaidschanern und Armeniern. Im März 1918 kam es zu Pogromen gegen Aserbaidschaner. Diese reagierten mit antiarmenischen Pogromen 1918 in Baku und 1920 in der Stadt Schuscha, denen mehr als 30.000 Armenier zum Opfer fielen.

Zum 95. Jahrestag des Genozids am 24.04.2020 legten Armenier in Eriwan Kränze niederBild: AP

Nach einer kurzen Zeit der Unabhängigkeit wurde am 13. Dezember 1922 aus Armenien, Georgien und Aserbaidschan die sogenannte Transkaukasische Sowjetrepublik gebildet. Sie zerfiel jedoch nach nur 14 Jahren wieder in ihre Einzelteilet, die fortan als eigenständige Sowjetrepubliken fungierten. Doch auch das konnte den Konflikt nicht beilegen. Immer wieder kam es zu blutigen Ausschreitungen und Pogromen zwischen beiden Volksgruppen.

Neue Eskalation nach dem Kalten Krieg

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärten sowohl Armenien als auch Aserbaidschan erneut ihre Unabhängigkeit. Berg-Karabach zog am 3. September 1991 nach. Zwei Monate später hob Aserbaidschan die Autonomie der Region auf und startete eine Energieblockade.

Der Konflikt eskalierte erneut. Anfang des Jahres 1992 kam es zu weiteren Massenmorden in aserbaidschanischen und armenischen Dörfern. Am 12. Mai 1994 trat ein Waffenstillstandsabkommen in Kraft, das Berg-Karabach stärkte.

Tote und Gewalt auf beiden Seiten: Ein gefallener aserbaidschanischer Soldat wird in der Stadt Lerik zu Grabe getragenBild: AP/dpa/picture alliance

Im zweiten Berg-Karabach-Krieg 2020 änderte sich die Lage und die Region erlitt trotz der Unterstützung durch Armenien große Gebietsverluste. Vorläufig beendet wurde der Krieg durch ein von Moskau vermitteltes Waffenstillstandsabkommen, das Aserbaidschan half, Teile des umstrittenen Gebietes wieder unter seine Herrschaft zu bekommen.

Aus armenischer Perspektive hat Aserbaidschan zu keinem Zeitpunkt eine Autonomie Berg-Karabachs gewährleistet. Aserbaidschan hingegen hat mehrfach erklärt, eine "weitgehende Autonomie" der Region anzuerkennen, nicht aber eine Unabhängigkeit.

Seit Ausbruch des Konfliktes kamen nach Schätzungen rund 35.000 Menschen ums Leben. Über 1,1 Millionen wurden auf beiden Seiten aus Armenien, Berg-Karabach und dem Rest Aserbaidschans vertrieben.

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