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KonflikteAsien

Berg-Karabach: Steht Schuscha vor dem Fall?

8. November 2020

Aserbaidschan behauptet, das strategisch wichtige Schuscha eingenommen haben. Aus Armenien kommt ein Dementi. Schließlich wäre der Fall der Stadt im Süden Berg-Karabachs eine Niederlage im Kampf um die ganze Region.

Konflikt in Berg-Karabach Schuschi Stadt
Von der Hauptstadt Stepakanert aus konnten die Kämpfe um Schuscha beobachtet werdenBild: picture alliance/dpa

Im Kampf um die Südkaukasusregion Berg-Karabach will Aserbaidschan den entscheidenden Sieg errungen haben: die Einnahme von Schuscha (auch Schuschi). "Mit einem großen Gefühl des Stolzes teile ich mit, dass die Stadt Schuscha von der armenischen Okkupation befreit ist", erklärte Präsident Ilham Aliyev am Sonntagmittag in einer Fernsehansprache. "Schuscha gehört uns! Karabach gehört uns!"

Schuscha gilt als Schlüsselstadt. Die Behörden in Berg-Karabach hatten selbst mitgeteilt, dass der Verlust des strategisch wichtigen Ortes am Ende auch eine Niederlage im Kampf um die ganze Region bedeute. Dementsprechend zurückhaltend reagierte auch die armenische Konfliktpartei. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte lediglich, die Kämpfe gingen weiter. An die Bevölkerung in der umkämpften Region appellierte er: "Warten Sie und glauben Sie an unsere Streitkräfte". 

Schuscha liegt rund zehn Kilometer von Stepanakert, der Hauptstadt von Berg-Karabach, entfernt. An der Hügelstadt entlang verläuft die strategisch wichtige Hauptstraße, die Stepanakert mit Armenien verbindet. Bereits am Samstag konnten aserbaidschanische Truppen in der Region größere Gebietsgewinne erzielen und die pro-armenischen Kämpfer zurückdrängen. 

Angst vor der Eskalation

In Europa nehmen die Befürchtungen zu, der Konflikt könnte weiter eskalieren. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und sein russischer Kollege Wladimir Putin zeigten sich besorgt über die anhaltenden Kämpfe in der Südkaukasusregion. Es würden "immer aktiver" Extremisten aus Syrien und Libyen für die Kämpfe hinzugezogen, heißt es aus einer Mitteilung, die der Kreml am Samstag veröffentlichte.

Männer untersuchen einen Bombenkrater nach dem Beschuss durch aserbaidschanisches MilitärBild: picture alliance/dpa

Nach Informationen aus Elysée-Kreisen waren sich Putin und Macron einig, dass die Kämpfe beendet werden müssten, um eine Rückkehr an den Verhandlungstisch zu ermöglichen. Die Hauptziele bestünden darin, den Verbleib des armenischen Volkes in der Region sicherzustellen und dem Leiden der Bevölkerung ein Ende zu setzen. 

Zuvor hatte sich Putin bereits mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Berg-Karabach ausgetauscht. Aserbaidschan beruft sich in dem Konflikt immer wieder auf seinen "Bruderstaat" Türkei. Russland wiederum gilt als Schutzmacht Armeniens. 

Die schweren Gefechte um Berg-Karabach dauern seit dem 27. September an. Die Region hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig ihre Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 1990er-Jahren ein Krieg, in dem 30.000 Menschen ums Leben kamen. Seit 1994 gilt eine Waffenruhe, die immer wieder gebrochen wurde. Die selbsternannte Republik mit rund 145.000 Bewohnern wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

djo/AR (afp, dpa)

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