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Konflikte

Russische Prämien für Anschläge auf US-Armee?

28. Juni 2020

In Afghanistan haben russische Geheimdienstagenten Taliban-Kämpfern eine Art Kopfgeld angeboten, wenn sie Angriffe auf US-Soldaten verüben. Das berichten mehrere US-Zeitungen unter Berufung auf Kreise der US-Regierung.

Afghanistan Farah Provinz Taliban Kämpfer Ausbildung
Absolventen eines Trainingslagers der Taliban in der Provinz Farah (Archivbild)Bild: picture-alliance/Zuma

US-Geheimdienste gingen davon aus, dass Taliban-Kämpfer für erfolgreiche Attentate auf amerikanische Truppen in Afghanistan von russischen Geheimagenten entlohnt wurden, schreibt die "New York Times". Die "Washington Post" berichtet, auch für Anschläge auf britische Militärs sei Geld angeboten worden.

Nach dem Bericht der "New York Times" informierten die Geheimdienste Präsident Donald Trump im März über diese Erkenntnisse. Der Nationale Sicherheitsrat habe nach dem Treffen eine Auswahl möglicher Gegenmaßnahmen erstellt, bislang sei aber noch nichts geschehen, heißt es in den Berichten.

Das Weiße Haus wies das in einer Stellungnahme zurück. Weder Trump noch Vizepräsident Mike Pence seien darüber unterrichtet worden, erklärte Sprecherin Kayleigh McEnany. Sie fügte hinzu, es gehe dabei nicht um den Wahrheitsgehalt der Geheimdiensterkenntnisse, sondern nur um die Frage der angeblichen Unterrichtung Trumps.

Kreml dementiert

Unklar ist, ob die militanten Gruppen, an die Russland herangetreten sein soll, tatsächlich US-Soldaten getötet haben. Nach Angaben der Zeitung wurden 2019 20 US-Amerikaner in Kampfsituationen getötet. Demnach ist unklar, welche Todesfälle mit der mutmaßlichen russischen Initiative in Verbindung stehen.

Eine Unterstützung islamistischer Gruppen durch Russland wird in den USA als neue Eskalation beschrieben. Ein von der "New York Times" zitierter Kreml-Sprecher gab an, nichts von den Vorwürfen zu wissen. Nach einem Bericht von tagesschau.de liegen bisher keine offiziellen Stellungnahmen des Nationalen Sicherheitsrates, des Pentagon oder des Auslandsgeheimdienstes CIA vor. 

Todesdrohungen gegen Botschaftsmitarbeiter?

Nachdem die Zeitungsberichte erschienen sind, wies Russland die Vorwürfe als "unbegründete Anschuldigungen" zurück. Auf Twitter schrieb die russische Botschaft in Washington, infolge der Vorwürfe habe es bereits Todesdrohungen gegen Mitarbeiter der Botschaften in Washington und London gegeben. Der "New York Times" warf die russische Vertretung vor, "Fakenews" zu verbreiten.

Russland verbindet mit Afghanistan eine konfliktreiche Geschichte. Die ehemalige Sowjetunion war 1979 in Afghanistan einmarschiert. Es folgte ein zehnjähriger Krieg gegen islamistische Milizen, die damals von den USA unterstützt wurden. Als sich die sowjetischen Soldaten zurückzogen, entstand aus den Milizen die radikale Taliban-Bewegung. Vor kurzem war Russland von US-Seite bereits vorgeworfen worden, deren Kämpfer mit Waffen zu versorgen.

Suche nach Erklärungen

Dem jüngsten Bericht zufolge kursieren verschiedene Theorien dazu, warum Russland Taliban-Angriffe unterstützen sollte. Eine Theorie besage, dass sich Russland für die Tötung russischer Söldner in Syrien durch US-Soldaten rächen will. Im Syrienkrieg steht Moskau an der Seite von Machthaber Baschar al-Assad. Andere vermuteten ein russisches Interesse daran, dass die Vereinigten Staaten noch lange in dem festgefahrenen Konflikt in Afghanistan verbleiben.

Trump hat mehrfach angekündigt, den langjährigen Militäreinsatz in dem Land beenden zu wollen. US-Soldaten kämpfen seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 am Hindukusch. Im Februar einigten sich die USA und die Taliban in Doha auf ein Abkommen, das den schrittweisen Abzug der US-Streitkräfte regelt. Voraussetzung für den Abzug ist allerdings ein Rückgang der Gewalt in Afghanistan. Die US-Administration bemüht sich auf der Basis des Doha-Abkommens um neue politische Gespräche für Afghanistan. Ziel ist es, die eigenen Truppen ganz aus dem Land abzuziehen. 

kle/rb (afp, rtre, tagessschau.de)

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