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Politik

Bericht: Verdächtige aus Umfeld des Prinzen

17. Oktober 2018

Im Fall Khashoggi sollen Verdächtige einem US-Medienbericht zufolge dem direkten Umfeld von Kronprinz Salman angehören. Eine türkische Zeitung berichtet, sie hätten den Journalisten gefoltert und enthauptet.

Kronprinz Salman (3. v. r) wurde in Houston im US-Bundesstaat Texas der New York Times zufolge von dem Verdächtigen Maher Abdulasis Mutreb (laut NYT 2. v. l.) begleitet
Kronprinz Salman (3. v. r) wurde in Houston im US-Bundesstaat Texas der New York Times zufolge von dem Verdächtigen Maher Abdulasis Mutreb (laut NYT 2. v. l.) begleitetBild: picture-alliance/AP/Houston Chronicle/S. Gonzales

Ein Verdächtiger im Fall des verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi soll den saudischen Kronprinzen in diesem Jahr bei Reisen in die USA, nach Spanien und Frankreich begleitet haben. Dies berichtete die "New York Times" und veröffentlichte mehrere Bilder, die den mutmaßlichen Mittäter Maher Abdulasis Mutreb in der Nähe von Kronprinz Mohammed bin Salman zeigen. Möglicherweise handle es sich um einen Leibwächter. 

Drei andere Verdächtige würden ebenfalls dem Sicherheitsdienst des Kronprinzen zugerechnet, schreibt die Zeitung. Bei einem weiteren Beteiligten handle es sich um einen Gerichtsmediziner, der in Saudi-Arabien hohe Ämter bekleidet habe. Von den 15 Verdächtigen, welche die türkischen Behörden ausgemacht haben, hätten mindestens neun für saudische Sicherheitsdienste, die Armee oder Ministerien gearbeitet.

Bilder einer Überwachungskamera sollen einige der Verdächtigen am 2. Oktober auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul zeigenBild: picture-alliance/AP Photo/TRT World

Die "New York Times" beruft sich bei ihren Angaben auf Software zur Gesichtserkennung, eine Datenbank mit saudischen Handy-Nummern, öffentlich gewordene saudische Regierungsdokumente, Zeugenaussagen und Medienberichte.

Sollten sich die Angaben bewahrheiten, würde dies die Verteidigungslinie des Kronprinzen schwächen. Der hat nach Worten von US-Präsident Donald Trump jede Kenntnis von den Vorgängen im Konsulat in Istanbul "absolut bestritten". Medienberichten zufolge könnte Saudi-Arabien einen Bericht veröffentlichen, wonach Agenten auf eigene Faust versucht hätten, Khashoggi zu entführen, und ihn bei einem aus dem Ruder gelaufenen Verhör getötet hätten.

US-Außenminister Pompeo mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in RiadBild: picture-alliance/dpa/SPA

Von Khashoggi fehlt jede Spur, seit er vor rund zwei Wochen das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul betrat. Türkische Ermittler hegen den Verdacht, dass er dort ermordet wurde. Sie konzentrieren sich auf ein mutmaßliches Spezialkommando aus 15 Saudis, die am Tag von Khashoggis Besuch nach Istanbul gereist waren.

Die türkische Zeitung "Yeni Safak" berichtete unter Berufung auf eine angebliche Audioaufnahme von dem Geschehen, saudische Agenten hätten dem regierungskritischen Journalisten während eines Verhörs die Finger abgeschnitten und ihn später enthauptet. Demnach ist auf der Aufnahme zu hören, wie der Konsul Mohammed al-Otabi sagt: "Macht das draußen, ihr werdet mir Probleme bereiten." Daraufhin habe ihm ein Mann erwidert: "Wenn du leben willst, wenn du nach Saudi-Arabien zurückkehrst, sei still." Al-Otaibi verließ am Dienstag Istanbul in Richtung Riad. Das regierungsnahe Blatt "Yeni Safak" erklärte nicht, woher die Audioaufnahme stammte oder wie sie daran gekommen ist.

Ein türkischer Ermittler am Montag im saudischen KonsulatBild: Reuters/K. Aslan

Die "Washington Post", für die Khashoggi seit seiner Flucht in die USA vergangenes Jahr als Kolumnist arbeitete, hatte bereits über Audio- und Videoaufnahmen berichtet, die belegten, dass Khashoggi im Konsulat gefoltert und getötet worden sei. Die türkischen Medien veröffentlichen seit dem Verschwinden Khashoggis am 2. Oktober regelmäßig Details aus den Polizeiermittlungen, haben aber bisher noch keinen Beweis für den Tod des Journalisten dargelegt.

Internationaler Druck

Wegen des Falls ist Saudi-Arabien international unter Druck geraten. Zuletzt forderten die Außenminister der G7-Staaten und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini Aufklärung von Riad. Die Verantwortlichen für sein Verschwinden müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Man setze auf die Zusammenarbeit der Türkei und Saudi-Arabiens und hoffe darauf, dass das Königreich eine "gründliche, glaubwürdige, transparente und sofortige Ermittlung" vornehme. Zu den G7-Staaten gehören die USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Deutschland, Japan und Italien. 

Demonstration vor der saudischen Botschaft in WashingtonBild: picture-alliance/AP Photo/J. Martin

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, verschob eine geplante Nahost-Reise, die sie auch nach Saudi-Arabien führen sollte, wie ein IWF-Sprecher erklärte. Eine Begründung für die Verschiebung der Reise lieferte der IWF nicht. Lagarde hätte an einer Wirtschaftskonferenz in dem Land teilnehmen sollen. Zahlreiche prominente Wirtschaftsvertreter haben ihre Teilnahme an dieser Konferenz inzwischen abgesagt.

Allerdings hatte die US-Regierung zuletzt eine Neigung erkennen lassen, der saudischen Führung zu glauben. Außenminister Mike Pompeo kam am Dienstag in Riad mit Kronprinz Salman zusammen und erklärte: "Mein Urteil nach den Treffen ist, dass es ein ernsthaftes Bekenntnis gibt, alle Fakten zu finden und Verlässlichkeit zu garantieren, auch die Verlässlichkeit gegenüber hochrangigen saudischen Führungsfiguren und Beamten."

Der Kronprinz hatte nach den Angaben des US-Präsidenten zuvor versichert, dass die saudische Führung nichts von den angeblichen Vorkommnissen in der saudischen Botschaft in Istanbul gewusst habe. Der Kronprinz habe Pompeo gegenüber zugesichert, dass die saudischen Ermittler ein vollständiges und transparentes Ergebnis vorlegen werden. 

US-Präsident Donald Trump Bild: picture-alliance/AP Photo/P. M. Monsivais

US-Präsident Donald Trump sagte derweil, auch für Saudi-Arabien müsse die Unschuldsvermutung gelten. "Jetzt wird wieder gesagt: 'Du bist schuldig, bis deine Unschuld bewiesen ist'", sagte Trump der US-Nachrichtenagentur AP. "Ich mag das nicht." 

Trump zog dabei Parallelen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den neuen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh. Auch Kavanaugh, dem mehrere Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, habe sich in seinen Augen als "unschuldig" erwiesen, sagte der Präsident. Im Fall Khashoggi müsse jetzt erst einmal herausgefunden werden, was passiert sei.

stu/mak (afp, dpa)

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