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Politik

"Wir sind fassungslos"

15. März 2019

Bundeskanzlerin Merkel, Außenminister Maas und die muslimische Bevölkerung in Deutschland: Alle ringen darum, ihre Trauer über den rechtsextremen und islamfeindlichen Anschlag in Neuseeland in richtige Worte zu fassen.

Wir müssen stark bleiben - Sedlik-Moschee (@jens siehe o-Ton drei)
Vor der Sehitlik-Moschee in Berlin Neukölln am Freitag Bild: DW/C. Strack

Das Erschrecken über die Geschehnisse im fernen Neuseeland steht Steffen Seibert, dem Sprecher  von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), an diesem Freitag morgen in Berlin ins Gesicht geschrieben. Gleich zu Beginn der routinemäßigen Regierungspressekonferenz sagt Seibert: "Das Ausmaß dieser grauenhaften rassistischen Tat, dieses Massenmordes, ist kaum zu fassen. Die Einzelheiten sind schwer zu ertragen. Zu diesen Einzelheiten gehört die widerwärtige Tatsache, dass die Tat zeitweise live im Internet zu verfolgen war."

Merkel kondoliert

Seibert berichtet dann von einem Kondolenz-Telegramm, das die Kanzlerin an die Premierministerin von Neuseeland, Jacinda Ardern, gerichtet hat, darin heißt es: "Der gegen muslimische Mitbürger gerichtete Anschlag ist auch ein Angriff auf die neuseeländische Demokratie und die offene und tolerante Gesellschaft." Und die neue Chefin von Angela Merkels Partei CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, fügt auf Twitter hinzu: "Egal, gegen wen sich Hass, Gewalt und Terror richten, am Ende sterben Menschen, verlieren Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder. Dafür kann es keine Erklärung und darf es nie eine Entschuldigung geben."

"Bleib stark, Neuseeland!"

Im Auswärtigen Amt in Berlin befasste sich eine Konferenz mit den Möglichkeiten der Rüstungs-und Waffenkontrolle auf der Welt und mit neuen Waffensystemen. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte zu Beginn: "Wir können heute Morgen keine Konferenz  über neue Waffensysteme durchführen, ohne auch an das zu erinnern, was heute Nacht in Neuseeland geschehen ist, was Waffen anrichten können." Auf Twitter richtet sich Maas direkt an die Menschen: "Stay strong, New Zealand!"

Maas: "Wir können keine Konferenz über neue Waffensysteme durchführen, ohne auch an das zu erinnern, was heute Nacht in Neuseeland geschehen ist." Bild: Imago/photothek

Mahnwachen und Gebete

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) rief spontan dazu auf, bei den Freitagsgebeten in den Moscheen für die Opfer von Neuseeland zu beten und Mahnwachen abzuhalten. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman A. Mazyek, sagte über die möglichen Täter: "Diesen Feinden des Friedens, der Demokratie und Gerechtigkeit, muss schnellstmöglich das Handwerk gelegt werden. Wir vertrauen da auf die Sicherheitsbehörden und auf ihre Arbeit. Gleichzeitig rufen wir alle dazu auf, insbesondere die Politik, sich der Saat der Gewalt, der Zwietracht und des Hasses unter den Menschen, die diese und alle Terroristen der Welt stets sähen, entschiedener und noch stärker entgegen zu stellen." Und sogar die Organisatoren der seit einigen Monaten jeden Freitag stattfindenden Schüler-Demonstrationen für den Klimaschutz riefen die Teilnehmer in der Berliner Innenstadt zu einer Schweigeminute für die Opfer von Christchurch auf. 

Aiman Mazyek: "Den Feinden des Friedens muss das Handwerk gelegt werden"Bild: picture alliance/dpa/A. Heinl

Betroffenheit in Berlins größter Moschee

Auch in Berlins großer Moschee, der Sehitlik-Moschee im Bezirk Neukölln, wurde der Terror-Opfer gedacht. Wie immer zum Freitagsgebet ist die Moschee voll, die Betroffenheit ist spürbar. Ein Gemeindeglied, seit dem fünften Lebensjahr in Deutschland, mittlerweile dreifacher Familienvater, drückt das so aus: "Wir sind fassungslos, weil egal, von welcher Seite es kommt, von linken oder rechten Radikalen, christlichen oder muslimischen: Man darf keine unschuldigen Menschen töten."

"Wer hat etwas davon, so etwas zu tun?", fragt ein anderer. Vor der Moschee stehen fünf Särge, der verstorbenen Gemeindemitglieder gedenken sie im Trauergeleit zu Beginn der Gebete. Und gedenken dann auch der Opfer von Christchurch.

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