1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Berlin hofft noch

Kay-Alexander Scholz27. Juni 2015

Auf ein turbulentes Wochenende hatte sich Berlin angesichts der Griechenland-Verhandlungen längst eingestellt. Aber die Meldungen aus Brüssel sorgen nun doch für Aufregung. Tenor: Das dürfe noch nicht das Ende sein!

Reichstag in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Und nun? War's das? So ganz will das politische Berlin nicht glauben, dass die Griechenland-Krise so dramatisch endet, wie es die Nachrichten aus Brüssel vermuten lassen.

Nur kurze Zeit nach den Meldungen über das gescheiterte Krisentreffen wurde parteiübergreifend der Ruf laut, dass die Verhandlungen nun auf Ebene der Staats- und Regierungschefs weitergeführt werden müssten.

"Das kann jetzt keine Entscheidung der EU-Finanzminister mehr sein", meint Vizekanzler Sigmar Gabriel. Gleichzeitig fordert der SPD-Vorsitzende den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras dazu auf, beim angekündigten Referendum für das Angebot der Geldgeber zu werben.

Merkel soll's richten

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, hält für absolut unverantwortlich, was gerade passiert. Würde Griechenland aus dem Euro fallen, hätte das "furchtbare ökonomische Folgen" für Griechenland, Europa und den Rest der Welt. Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter fragt: "Wo sind die europäischen Regierungschefs, allen voran Angela Merkel, die eine Lanze für den Verbleib von Griechenland im Euro und damit für Europa brechen?"

Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, kritisiert die Entscheidung der EU-Finanzminister. Die Eurogruppe sollte den Griechen die Zeit geben, ihr Referendum abzuhalten. Es könne doch nicht an einer Woche liegen, ob Griechenland den Euro behalten könne. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem Fraktionsvorsitzenden der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, heißt es weiter: "Bundeskanzlerin Merkel muss jetzt eingreifen. Das Schicksal Europas liegt in ihren Händen."

"Geordneter Grexit"

Andere Stimmen forderen ein Ende des Dramas. Der Vorsitzende der CSU-Mittelstands-Union, Hans Michelbach, spricht sich für einen sofortigen Stopp der EZB-Notkredite aus. "Mit dem Ende weiterer Hilfen steht im Fall Griechenland die Staatspleite unmittelbar bevor", wird Michelbach von seiner Partei zitiert. "Um einen vollständigen Zusammenbruch des griechischen Banksystems zu verhindern, müssen jetzt strikte Kapitalmarktverkehrskontrollen für Griechenland eingeführt werden."

Ähnlich die Haltung der eurokritischen "Alternative für Deutschland", die in einigen Landesparlamenten vertreten ist. Der AfD-Sprecher und Europa-Abgeordnete Bernd Lucke appelliert an die Regierungschefs der Eurozone, jetzt umgehend einen geordneten Ausstieg Griechenlands aus dem Euro einzuleiten. "Denn eines hätte längst klar sein müssen: Griechenland kommt im Eurosystem nicht mehr auf die Beine."

Aus dem Kanzleramt ist bisher noch nichts zu erfahren. Laut Medienberichten hat der griechische Premier Alexis Tsipras die Bundeskanzlerin angerufen und ihr mitgeteilt, Griechenland habe noch genügend Sauerstoff, um die kommenden Wochen zu überstehen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen