Der deutsche Regisseur, Drehbuchautor, Filmkomponist und Produzent Tom Tykwer wird der nächste Jury-Präsident der Berlinale und damit über die Vergabe des Goldenen und Silbernen Bären entscheiden.
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Tom Tykwer selbst freute sich über die Benennung als Jury-Präsident bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin und sagte: "Die Berlinale ist seit jeher mein Lieblings- und mein Heimatfestival und hat mich bereits zu Beginn meiner Arbeit als Filmemacher unterstützt. Wir haben eine tolle und vielseitige gemeinsame Geschichte. Jetzt freue ich mich auf zwei konzentrierte und lustvolle Kinowochen mit der Jury." Bereits sechs Filme stellte der vielfach ausgezeichnete und international renommierte Filmemacher selbst bei der Berlinale vor: darunter "Heaven" (2002) und "The International" (2009), mit denen er die Filmfestspiele sogar eröffnen durfte.
Von Wuppertal nach Hollywood
Mit "Die tödliche Maria" (1993), mit Nina Petri und Joachim Król in den Hauptrollen, begann Tykwers beispiellose Karriere. Beide Schauspieler waren dann auch in Tykwers bis dato wohl bekanntesten Streifen "Lola rennt" (1998) zu sehen. Dieses experimentierfreudige Gangstermovie katapultierte nicht nur den 1965 in Wuppertal geborenen Regisseur selbst, sondern auch seine Hauptdarsteller Franka Potente und Moritz Bleibtreu ins Rampenlicht. Mit Joachim Król arbeitete Tykwer abermals für "Der Krieger und die Kaiserin" (2000) zusammen.
Mit "Heaven" stieg Tykwer 2001 ins internationale Geschäft ein. Mit "The International" (2009), einem Politthriller mit Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl und Ben Whishaw sowie der Romanverfilmung "Cloud Atlas" mit Tom Hanks und Halle Berry folgten weitere hochkarätige Hollywood-Produktionen.
Tom Tykwers bedeutendste Filme
Tom Tykwers neuer Film "Ein Hologramm für den König" kommt am 28. April in die deutschen Kinos. Ob der Regisseur damit an seine großen Erfolge anschließen kann? Ein Überblick über Tom Tykwers Filme.
Bild: picture alliance/empics/D. Leal-Olivas
Feingeist des Fernsehens
Das Spielfilmdebüt "Die tödliche Maria" von Tom Tykwer wurde 1993 für die Reihe "das kleine Fernsehspiel" des ZDF gedreht. Die Hauptrollen spielen Nina Petri, Joachim Król und Peter Franke. Der Film erzählt die Geschichte der 40-jährigen Maria und thematisiert ihre Sorgen, Sehnsüchte und Ängste.
Mit dem Film, in denen Franka Potente und Moritz Bleibtreu die Hauptrollen spielen, gelang Tykwer der Durchbruch. "Lola rennt" wurde auf dem Sundance Film Festival als bester ausländischer Film ausgezeichnet. Deutschlandweit sahen ihn 2,2 Millionen Zuschauer. Sowohl die Simpsons in der Episode "Trilogy of Error", als auch das Musikvideo von Bon Jovi "It's my life" wurden von dem Film inspiriert.
Bild: picture-alliance/dpa
Heaven
Die erste internationale Arbeit von Tom Tykwer ist ein romantischer Psychothriller mit Cate Blanchett und Giovanni Ribisi in den Hauptrollen. Der deutsch-amerikanische Kinofilm von 2002 eröffnete die Berlinale. Das Drehbuch stammt von dem schon verstorbenen polnischen Autorenfilmer Krzysztof Kieślowski.
Bild: Imago/United Archives
Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Patrick Süskind zählt zu einer der teuersten deutschen Filmproduktionen und hat weltweit über 135 Millionen Euro eingespielt. 5.6 Millionen Besucher sahen den Film in Deutschland im Kino. Somit zählt er auch zu den 20 erfolgreichsten deutschen Filmen in deutschen Kinos.
Bild: Deutsche Kinemathek - Sammlung Bernd Eichinger
The International
Der Politikthriller und Banken-Krimi mit Clive Owen und Naomi Watts kam 2009 in die Kinos. The International ist angelehnt an den BCCI-Skandal (Bank of Credit and Commerce International), der in den 1980er Jahren und frühen 1990er Jahren stattfand.
Bild: Sony Pictures Home Entertainment
Soul Boy und Nairobi Half Life
Für Soul Boy und Nairobi Half Life engagierte sich Tom Tykwer als Filmproduzent. Beide spielen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Ziel dieses Projektes war den modernen afrikanischen Film zu fördern. Dabei unterstützte unter anderem auch die DW-Akademie und das Goethe-Institut den Film und vorangegangene Workshops.
Bild: Internationale Filmfestspiele Berlin
Deutschland 09
Deutschland 09 ist ein deutscher Episodenfilm, der von Tom Tykwer initiiert wurde. Darin zeigen 13 Filme die "Lage der Nation". Er wird als Nachfolgefilm des Kollektivfilms "Deutschland im Herbst" von 1977 gesehen. Es wurde als "Großprojekt der deutschen Regie-Elite" betitelt, bei der nicht nur Tom Tykwer Regie führte, sondern unter anderem auch Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders.
Bild: Berlinale 2009
Cloud Atlas
Gemeinsam mit den Matrix-Regisseuren, Lana und Lilly Wachowski, schrieb Tom Tykwer das Drehbuch und führte Regie. Die Literaturvorlage für "Cloud Atlas" ist der Roman "Der Wolkenatlas" von David Mitchell. Die Produktionskosten betrugen etwa 100 Millionen Dollar. "Cloud Atlas" ist damit der teuerste deutsche Film und einer der teuersten produzierten Independentfilme.
Bild: X-Verleih AG/Kurt Krieger
Ein Hologramm für den König
In Tom Tykwers neustem Film prallt die westliche und die arabische Kultur aufeinander. Tom Hanks spielt einen verzweifelten Händler, der Kommunikations-Software an den König von Saudi-Arabien verkaufen soll. Die gleichnamige Romanvorlage von Dave Eggers betont eher die dramatischen Momente der Geschichte, Tykwer arbeitete nach eigenen Angaben die komödiantischen Aspekte der Story heraus.
Bild: X Verleih
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Der britische Schauspieler Ben Whishaw war außerdem in einer weiteren sehr erfolgreichen Romanverfilmung Tykwers zu sehen: "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" (2006) von Produzent Bernd Eichinger nach dem Buch von Patrick Süskind spielte weltweit mehr als 135 Millionen Euro ein. 2016 erschien Tykwers Spielfilm "Ein Hologramm für den König" mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Tykwer adaptierte hierfür den gleichnamigen Roman von Dave Eggers.
Tykwer ist auch Filmkomponist
Tom Tykwer komponiert seit Beginn seiner Karriere die Musik zu all seinen Filmen selbst, zuletzt regelmäßig im Team mit Johnny Klimek. Der Soundtrack zu "Cloud Atlas" brachte ihm neben zahlreichen Auszeichnungen eine Golden-Globe-Nominierung als bester Komponist ein.
Zuletzt hat er als Regisseur der Serie "Babylon Berlin" von sich Reden gemacht, die in Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik spielt. Mehrfach erhielt Tykwer den Deutschen Filmpreis; einen der Berlinale-Bären dufte er noch nie mit nach Hause nehmen. Als Jury-Präsident tritt er in die Fußstapfen von Paul Verhoeven, der bei der Berlinale 2017 der Jury vorsaß. Nun darf er die Bären mit seiner Jury selbst verteilen. Wer ihn dabei unterstützen wird, ist noch nicht bekannt. Bei der 68. Berlinale gehen vom 15. bis 25. Februar 2018 wieder Filme aus aller Welt ins Rennen um den Goldenen Bären.