Der britische Schauspieler übernimmt den Jury-Vorsitz für den internationalen Wettbewerb der Berlinale. Jeremy Irons kehrt damit in einer überraschenden Rolle nach Berlin zurück.
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Berlinale 2020: Die Jury unter Top-Star Jeremy Irons
Wer zum Abschluss der 70. Internationalen Filmfestspiele den Goldenen Bären erhält, bestimmt Schauspiel-Star Jeremy Irons. Doch nicht er allein: Sechs Filmschaffende aus aller Welt unterstützen ihn bei der Jury-Arbeit.
Jury-Spitze: Oscarpreisträger Jeremy Irons
Jeremy Irons hat sich in vielen Fächern bewährt: Er ist ein großer Mime des europäischen Autorenfilms, hat in zahlreichen Hollywood-Werken seinen Mann gestanden und macht auch vor Fernsehkameras und auf den Theaterbrettern eine ausgezeichnete Figur. Der am 19. September 1948 in Cowes/Isle of Wight geborene Darsteller entscheidet nun bei der Berlinale über die Silbernen und den Golden Bären.
Bild: Antonella&Montesi
Annemarie Jacir vertritt Palästina
Jeremy Irons steht der Berlinale-Jury vor, doch wird er sich dort tagtäglich mit seinen sechs Mitstreitern zusammensetzen. Gemeinsam schauen sie sich die 18 Filme des Wettbewerbs an und vergeben zum Festivalende die Preise. Aus Palästina kommt die Regisseurin, Autorin und Produzentin Annemarie Jacir. Sie war mit ihren eigenen Filmen schon bei den Festivals in Cannes, Locarno und in Berlin dabei.
Bild: Ammar Abd Rabbo
Internationaler Star: Bérénice Bejo
Das neben Jeremy Irons bekannteste Jury-Mitglied dürfte die in Argentinien geborene Schauspielerin Bérénice Bejo sein. Mit ihren Eltern zog sie im Alter von drei Jahren nach Frankreich. Dort startet sie Mitte der 1990er Jahre ihre Schauspielkarriere. Den großen Durchbruch brachte ihr 2011 der Film "The Artist", der mehrere Oscars gewann. 2013 erhielt Bejo in Cannes den Schauspieler-Preis.
Bild: Michel Hazanavicius
Deutsche Produzentin: Bettina Brokemper
Produzenten stehen in der Regel nicht so im Licht der Öffentlichkeit wie Darsteller oder Regisseure. Bettina Brokemper ist ein Star unter Deutschlands Produzentinnen. Seit fast 20 Jahren hat sie eine international agierende Produktionsfirma. Brokemper hat Filme von Regie-Stars wie Lars von Trier, Margarethe von Trotta und dem türkischen Gewinner des Goldenen Bären, Semih Kaplanoglu, produziert.
Bild: Martin Menke
Vielfach begabt: Kleber Mendonca Filho
Der Brasilianer Kleber Mendonca Filho kommt vom Journalismus, war Film-Kritiker und arbeitete für Festivals. Dann begann er Kurz- und Dokumentarfilme zu inszenieren und debütierte 2012 als Spielfilmregisseur. Seine bisherigen Filme wurden vielfach ausgezeichnet und liefen rund um den Globus in den Kinos. Im vergangenen Jahr bekam er in Cannes für seinen Film "Bacurau" den "Preis der Jury".
Bild: Ph. Lebruman
Theater- und Filmautor: Kenneth Lonergan
Der Autor und Regisseur Kenneth Lonergan vertritt in der Jury die Vereinigten Saaten. Der vielfach ausgezeichnete Film- und Bühnenautor wurde einem breiten Publikum vor vier Jahren mit dem von ihm selbst inszenierten oscarprämierten Film "Manchester by the Sea" bekannt. Bereits zuvor hatte er eine Oscar-Nominierung für das Drehbuch von Martin Scorseses "Gangs of New York" erhalten.
Bild: Berlinale 2020
Jungstar aus Italien: Luca Marinelli
Schließlich komplettiert der italienische Schauspieler Luca Marinelli die Berlinale-Jury. Seit zehn Jahren ist Marinelli vor den Kameras aktiv und hat sich seitdem in die erste Schauspieler-Riege seiner Heimat gespielt. Seinen bisher größten Erfolg feierte er 2019, als er für die Titelrolle in der Jack-London-Verfilmung "Martin Eden" bei den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet wurde.
Bild: Riccardo Ghilardi/Getty Images
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Auf dem glamourösen Parkett der Berlinale ist der 71-jährige Jeremy Irons als Schauspieler kein Unbekannter. 2011 kam der Brite zum ersten Mal zu den Filmfestspielen nach Berlin: als gefeierter Hauptdarsteller des Film "Margin Call" (Der große Crash), der in dem Jahr im internationalem Wettbewerb lief.
Weltmännisch, "very british", und mit souveräner Eleganz wandelte der Oscarpreisträger während der Filmfestspiele über den Roten Teppich. 2013 präsentierte Irons als Schauspieler zusammen mit seinem Regisseur Bille August auf der Berlinale die Literaturverfilmung "Night Train to Lisbon" (Nachtzug nach Lissabon).
Der Film lief damals allerdings im Wettbewerb "Außer Konkurrenz". Diese Kategorie hat der neue künstlerische Leiter, Carlo Chatrian, für 2020 abgeschafft.
Viel Prominenz für die 70. Berlinale
Die Berlinale-Leitung, ab diesem Jahr eine Doppelspitze, präsentierte den Namen auch mit gewissem Stolz. Das renommierte Festival braucht solche Glanzpunkte. "Die ikonischen Figuren, die Jeremy Irons verkörpert hat, und sein unverwechselbarer Stil haben mich auf meiner eigenen cineastischen Reise begleitet. Und mir die Komplexität der menschlichen Natur vor Augen geführt", sagt Carlo Chatrian, der Leiter der Berlinale, gegenüber der Presse. "Ich schätze Jeremy Irons als Mensch wie als Künstler und bin stolz, ihn als Jurypräsident für die 70. Ausgabe der Berlinale begrüßen zu dürfen."
Der britische Schauspieler fühlt sich offenbar durch diese neue Rolle geehrt. Er besuche die deutsche Hauptstadt immer wieder gern. "Für das Festival in Berlin Präsident der Jury zu sein, ist mir ein besonderes Vergnügen", ließ er verlauten. "Es bietet mir nicht nur die Gelegenheit, in diese großartige Stadt zurück zu kehren, sondern auch die ausgewählten Filme anzusehen und deren Vorzüge mit meinen Jurykolleg*innen zu diskutieren."
Theaterschauspieler und Oscarpreisträger
Im Laufe seiner Schauspieler-Karriere hat Jeremy Irons mit zahlreichen international bekannten Regisseuren gearbeitet: David Lynch, Louis Malle, Volker Schlöndorff und Bernardo Bertolucci. Weltweite Bekanntheit erlangte der Brite mit dem markanten Gesicht dann 1981 durch seine Hauptrolle in dem Kinoklassiker "The French Lieutenants's Woman" (Die Geliebte des französischen Leutnants), in dem er gemeinsam mit Hollywood-Schauspielerin Meryl Streep vor der Kamera stand.
Zu Beginn seiner Karriere war er vor allem als Theaterschauspieler bekannt geworden, unter anderem am Londoner West End. Als Teil der Royal Shakespeare Company blieb er der Theaterbühne auch nach seinem Leinwanddebüt treu. 1984 trat zum ersten Mal am Broadway auf - in Tom Stoppards "The Real Thing" (Das einzig Wahre) und erhielt dafür den Tony Award.
Mehrfach wurde Irons mit renommierten, hochkarätigen Filmpreisen ausgezeichnet. 1992 erhielt er für seine Rolle in dem Film "Reversal of Fortune" (Die Affaire der Sunny von B.) sowohl den Golden Globe wie den Oscar als Bester Hauptdarsteller. 2002 wurde er mit dem Ehren-César für sein filmisches Lebenswerk ausgezeichnet. Einem breiteren Publikum wurde er 1994 als eindrucksvolle Synchronstimme in dem Disney-Klassiker "König der Löwen" bekannt - als fieser Bösewicht.
Karriereglanzpunkt für Irons
Seine Vorgängerin in der Jury-Präsidentschaft ist die französische Schauspielerin Juliette Binoche. 2018 stand der deutsche Regisseur Tom Tykwer dem Hauptgremium der Berlinale vor. Ein zweiter Name ist ebenfalls schon in der Presse durchgesickert. Die Auszeichnung mit einem Goldenen Ehrenbären geht im Februar an die ebenfalls britische Schauspielerin Helen Mirren.