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Berlinale: "Sur l'Adamant" erhält Goldenen Bären

Torsten Landsberg
25. Februar 2023

19 Filme liefen im Wettbewerb der 73. Berlinale. Die einzige Dokumentation erhält den Hauptpreis, und eine Achtjährige wird zur jüngsten Preisträgerin des Festivals.

Nicolas Philibert hält den Goldenen Bären in die Höhe.
Der Dokumentarfilmer Nicolas Philibert erhielt den Goldenen Bären für seinen Film "Sur l'Adamant" Bild: Markus Schreiber/AP Photo/picture alliance

Dokumentarfilme im Wettbewerb eines großen Filmfestivals sind keine Selbstverständlichkeit. Umso überraschender ist der Gewinner des Goldenen Bären auf der 73. Berlinale: Mit dem französischen Beitrag "Sur l'Adamant" erhielt die einzige Doku im 19 Werke umfassenden Feld den Hauptpreis.

Über Jahrtausende hinweg hätten sich Menschen auf der Suche nach der Definition von Kunst im Kreis gedreht, sagte Jurypräsidentin Kristen Stewart am Samstagabend (25. Februar 2023) bei der Preisverleihung in Berlin. "Mit gebührendem Respekt vor allen Denkschulen: Man weiß es, wenn man sie sieht." Die gesamte Jury sei von der humanistischen Ebene des Gewinner-Films berührt worden.

"Gemeinsame Menschlichkeit"

Adamant ist der Name einer Tagesklinik für Menschen mit psychischen Problemen - auf einem Boot auf der Seine in Paris. Der Dokumentarfilmer Nicolas Philibert porträtiert in seiner Langzeitbeobachtung jene, die Hilfe suchen ebenso wie diejenigen, die gegen die Entmenschlichung in der Psychiatrie anarbeiten.

Er habe das Bild von den sogenannten Verrückten umdrehen wollen, sagte Philibert bei der Verleihung des Goldenen Bären. Menschen mit psychischen Problemen würden stigmatisiert. "Wir müssen anerkennen, was uns verbindet: eine gemeinsame Menschlichkeit und Teil der gleichen Welt zu sein."

Drei Preise gingen in diesem Jahr an deutsche Produktionen. Christian Petzold erhielt für "Roter Himmel" - nach "Undine" der zweite Teil einer Trilogie - den Großen Preis der Jury, Angela Schanelec wurde für "Music" mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Schauspielpreise für Gender-Rollen

Begeistert zeigte sich die Jury von der Leistung der 23-jährigen Thea Ehre in Christoph Hochhäuslers Beitrag "Bis ans Ende der Nacht". Ehre spielt darin eine Transfrau, in die sich ein verdeckter Vermittler verliebt. "Diese Leistung ist für uns alle ein Geschenk", sagte Jurypräsidentin Kristen Stewart.

Die österreichische Schauspielerin und Trans-Aktivistin erhielt den Preis für die beste Nebenrolle und dankte ihren Eltern dafür, "dass Ihr mich unterstützt habt, Raum gelassen habt, zu sein, wer ich sein wollte".

Für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle prämierte die Jury die spanische Nachwuchsdarstellerin Sofía Otero, die in "20.000 especies de abejas" ("20.000 Spezies von Bienen") ein Kind auf der Suche nach seiner geschlechtlichen Identität spielt. Die Achtjährige ist damit die jüngste Bären-Preisträgerin in der Geschichte der Berlinale.

Die jüngste Preisträgerin der Berlinale: Sofía Otero wurde für die beste Hauptrolle geehrtBild: Fabrizio Bensch/REUTERS

Den Preisträger des Silbernen Bären für die beste Regie, den 74-jährigen Franzosen Philippe Garrel, würdigte Jury-Mitglied Golshifteh Farahani als "jüngsten Geist, der uns begegnet ist". Sein Film "Le grand chariot" ("Der große Wagen") erzählt von der jüngsten und womöglich letzten Generation einer Puppenspielerfamilie.

283 Filme liefen im Programm der 73. Berlinale, darunter konkurrierten 19 Filme aus 18 Ländern im Wettbewerb um die Bären. Zu den Höhepunkten abseits der Leinwand zählten in diesem Jahr die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Eröffnung des Festivals sowie die Verleihung des Goldenen Ehrenbären an Steven Spielberg.

 

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