Ob Robert Altman, Ang Lee oder Fatih Akin: Sie alle haben ihrem Publikum neue Filmwelten erschlossen und dafür den Goldenen Bären erhalten. Wir blicken auf Berlinale-Preisträger früherer Jahre zurück.
Anzeige
10 Goldene Berlinale-Bären - ein Rückblick
Nicht alle Gewinner des Goldenen Bären sind in Erinnerung geblieben. Manchmal irrte die Jury. Doch an einige Sieger des Wettbewerbs der Berliner Filmfestspiele erinnert man sich noch heute gern. Unsere Top-Ten-Auswahl.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache
2004: "Gegen die Wand"
Als Fatih Akin für sein zwischen Liebe, Hass und Leidenschaft pendelndes Beziehungsdrama "Gegen die Wand" 2004 den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele gewann, ging eine lange Durststrecke zu Ende. Zuletzt hatte davor Reinhard Hauff 1986 für sein RAF-Drama "Stammheim" den wertvollsten Bären des Festivals nach Deutschland geholt.
Bild: picture alliance/dpa
1953: "Lohn der Angst"
1951 hatten die Festspiele in ihrem Gründungsjahr zum ersten Mal einen Bären verliehen - und zwar gleich mehrfach: jeweils in unterschiedlichen Genres. Ab 1952 gab’s nur noch einen Goldenen Bären. 1953 gewann Henri-Georges Clouzot für seinen heute noch als Klassiker des Actionkinos geltenden Reißer "Lohn der Angst" (mit Yves Montand und Vera Clouzot) den Hauptpreis des Berliner Filmfestivals.
Bild: Imago/United Archives
1959: "Schrei, wenn Du kannst"
Im besten Fall bildete das Festival mit der Vergabe des Goldenen Bären die Entwicklungen der weltweiten Kinogeschichte ab. 1959 war das der Fall. Ausgezeichnet wurde damals Claude Chabrols zweiter Spielfilm "Schrei, wenn Du kannst". Der Franzose läutete mit dem Film über eine Handvoll junger Männer in der Sinnkrise die "Nouvelle Vague" ein.
Bild: picture alliance/United Archives
1961: "Die Nacht"
Zwei Jahre später, 1961, hatte die Berlinale-Jury wieder ein gutes Näschen für die Entwicklungen des modernen Films. Michelangelo Antonionis existenzialistisches Drama "Die Nacht" mit Marcello Mastroianni und Jeanne Moreau in den Hauptrollen gilt bis heute als Klassiker des italienischen Nachkriegskinos.
Bild: picture alliance/United Archives/Impress
1976: "Buffalo Bill und die Indianer"
Nach ein paar Fehlgriffen der Jury in den 60er und 70er Jahren wurde 1976 mit Robert Altmans Antiwestern "Buffalo Bill und die Indianer" wieder ein für die Filmgeschichte bemerkenswertes Werk ausgezeichnet. Altmans kritischer Blick auf die frühe US-Geschichte mit Paul Newman in der Hauptrolle war Bestandteil des "New Hollywood"-Kinos - Ausdruck für eine Neuorientierung des amerikanischen Films.
Bild: picture alliance/United Archives/Impress
1982: "Die Sehnsucht der Veronika Voss"
1982 gewann mit Rainer Werner Fassbinders Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss" ein deutscher Regisseur die Konkurrenz. Für den arbeitswütigen Fassbinder, der zuvor bei der Berlinale immer leer ausgegangen war, war es eine "späte" Ehrung. Nur ein paar Monate nach dem Preis für sein glänzend in Szene gesetztes Schwarz-Weiß-Nachkriegsdrama starb der Regisseur im Alter von nur 37 Jahren.
Auch der Preis für den aus Taiwan stammenden Ang Lee war eine ausgezeichnete Wahl. Seine Jane-Austen-Verfilmung "Sinn und Sinnlichkeit" (1996) war eine feinfühlige Literaturverfilmung, bot tolle Schauspielerleistungen (hier: Emma Thompson und Kate Winslet) und katapultierte den Regisseur in die erste Liga seiner Zunft.
Bild: picture-alliance/United Archives/Impress
1999: "Der schmale Grat"
Noch spektakulärer fiel die Jury-Entscheidung drei Jahre später aus - auch 1999 wurde damit ein Regisseur ins Rampenlicht gerückt: der US-Amerikaner Terrence Malick. Der hatte zuvor 20 Jahre keinen Film mehr gedreht. "Der schmale Grat" schilderte die Erlebnisse eines US-Trupps auf einer Pazifik-Insel während des Zweiten Weltkriegs - für Malick war es ein triumphales Comeback.
Bild: picture-alliance/United Archives/ TBM
2002: "Chihiros Reise ins Zauberland"
2002 war die Auszeichnung mit dem Goldenen Bären für "Chihiros Reise ins Zauberland" eine Überraschung: Nie zuvor hatte ein Animationsfilm den Hauptpreis des Festivals gewonnen - sieht man einmal von 1951 ab, als es Bären in verschiedenen Kategorien gab. Der Goldene Bär für den japanischen Zeichenkünstler Hayao Miyazaki und seine poetische Filmkunst wurde allgemein begrüßt.
Bild: picture alliance/United Archives/Impress
2015: "Taxi Teheran"
Vor drei Jahren war die Entscheidung der Jury, den Goldenen Bären an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi zu verleihen, keine allzu große Überraschung. Viele Experten meinten, dies sei eine rein politische Wahl: Panahi wurde in seiner Heimat von staatlichen Stellen drangsaliert. Doch "Taxi Teheran", der Bärengewinner von 2015, hatte auch große künstlerische Qualitäten.
Bild: picture alliance/dpa/Weltkinofilmverleih
10 Bilder1 | 10
Warum ein Bär als Berlinale-Trophäe?, mag sich mancher fragen. Ganz einfach: Der Bär ist im Berliner Stadtwappen zu sehen und passt so natürlich bestens zum größten Publikumsfestival Europas. Der Bär wird von der Festivaljury in sieben Kategorien in Silber vergeben, schon diese Auszeichnungen sind bedeutend. Der höchste bei der Berlinale vergebene Preis ist jedoch der Goldene Bär. Und den bekommt heutzutage nur der beste abendfüllende Film im internationalen Wettbewerb.
Erster Abräumer: Disney
1951 wurde der Goldene Bär zum ersten Mal verliehen - damals noch fünf Mal. Mit dabei: "Cinderella", die Walt Disney-Adaption des Grimms Märchens "Aschenputtel". Der Zeichentrickfilm erhielt den Preis als bester Musikfilm. Bester Dokumentarfilm wurde 1951 "Im Tal der Biber" von James Algar. Der Naturfilm - auch eine Disney-Produktion - war nur etwa eine halbe Stunde lang, überzeugte aber durch einzigartige Naturaufnahmen und detailgenaue Beobachtungen der Baukunst der Biber in den Rocky Mountains.
Lange sollte es dauern, bis wieder einmal ein Zeichentrick- oder Dokumentarfilm diese höchste Ehrung der Internationalen Filmfestspiele von Berlin erhielten: 2002 gewann der Japaner Hayao Miyazaki für seinen Animationsfilm "Chihiros Reise ins Zauberland" einen Goldenen Bären, und 2016 wurde nach mehr als 60 Jahren erstmals wieder eine Dokumentation ausgezeichnet: "Seefeuer" von Gianfranco Rosibeschreibt das Leben afrikanischer Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa.
Rekordhalter sind US-Regisseure
Deutsche Regisseure wurden im Laufe der Berlinale-Geschichte insgesamt sechs Mal mit dem Goldenen Bären geehrt, darunter 1982 Rainer Werner Fassbinderfür "Die Sehnsucht der Veronika Voss" und 2004 Fatih Akin mit "Gegen die Wand". Den Bären-Rekord aber halten US-Regisseure wie Sidney Lumet ("Die zwölf Geschworenen", 1957), Robert Altman ("Buffalo Bill und die Indianer", 1976) oder Barry Levinson für das Drama "Rain Man", 1989.
Erst Fünf Mal wurden Regisseurinnen ausgezeichnet, zuletzt im vergangenen Jahr die Ungarin Ildikó Enyedi für "Körper und Seele". Und nur ein Regisseur hat zwei Goldene Bären in der Vitrine stehen: Ang Lee. Die 1990er waren das erfolgreichste Jahrzehnt schlechthin für den taiwanesischen Filmemacher: 1993 erhielt er die Trophäe für "Das Hochzeitsbankett" und 1996 für "Sinn und Sinnlichkeit".