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Berlinale: Goldener Bär für Mati Diops Doku "Dahomey"

Elizabeth Grenier
25. Februar 2024

Neben dem Hauptpreis für einen Dokumentarfilm sorgte die Berlinale-Jury auch bei den Silbernen Bären für Überraschungen. Der Dokumentarfilmpreis geht an ein palästinensisch-israelisches Kollektiv.

Deutschland 74. Berlinale | Mati Diop hält die goldene Bärenstatue vor ihrem Kinn fest an sich gedrückt
Mit ihrer Dokumentation "Dahomey" hat die französisch-senegalesische Regisseurin Mati Diop den Hauptpreis der Berlinale, den Goldenen Bären gewonnenBild: Andreas Rentz/Getty Images

Die Berlinale ist bekannt dafür, das politischste der drei großen europäischen Filmfestivals zu sein. Diesem Ruf bliebe sie auch bei ihrer 74. Ausgabe treu - nicht zuletzt durch die Vergabe ihres Hauptpreises, des Goldenen Bären, an den Dokumentarfilm "Dahomey". Darin begleitet Regisseurin Mati Diop Frankreichs Rückgabe von 26 königlichen Schätzen von Dahomey an den westafrikanischen Staat Benin, auf dessen Territorium das Königreich vom 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts existierte. Die Rückgabe von Kolonialobjekten ist derzeit in den Museen ehemaliger Kolonialmächte ein stark diskutiertes Thema.

"Um wiederaufzubauen, müssen wir zuerst wiedergeben", sagte Diop in ihrer Dankesrede. "Wir gehören zu denen, die sich weigern zu vergessen." Die französisch-senegalesische Filmemacherin hatte bereits 2019 bei den Filmfestspielen in Cannes Geschichte geschrieben. Dort war sie mit der gefeierten Premiere ihres Spielfilms "Atlantique" die erste schwarze Frau im Wettbewerb des Festivals gewesen.

Überraschungen bei den Preisträgern der Silbernen Bären

Neben dem Hauptpreis werden bei der Berlinale Silberne Bären in einer Reihe von Kategorien vergeben. Dabei gingen einige favorisierte Werke leer aus. Darunter "Keyke mahboobe man/My Favourite Cake" (dt.: Mein Lieblingskuchen"), der bereits mit dem Fipresci-Preis und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde. Der Film setzt sich mit den Tabus für Frauen im Iran aus. Die Regisseurinnen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha wurden von den Behörden ihres Landes mit einem Ausreiseverbot belegt.

Roter Teppich auf der Berlinale

04:50

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Stattdessen zeichnete die internationale Jury einen von Kritiken als eher durchschlich bezeichnetes Werk mit dem zweiten Hauptpreis aus: " Yeohaengjaui pilyo/A Traveler's needs" (dt. etwa: Die Bedürfnisse einer Reisenden") vom Berlinale-Veteranen Hong Sangsoo. Der gefeierte südkoreanische Filmemacher fügt seiner Sammlung von Auszeichnungen der Berliner Filmfestspiele den Großen Preis der Jury, den Silbernen Bären 2024, hinzu. "Ich weiß nicht, was Sie in diesem Film gesehen haben", sagte der Regisseur bei der Entgegennahme des Preises und löste damit Gelächter im Publikum aus.

Geleitet wurde die Jury dieses Jahr von der mexikanisch-kenianischen Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o. Außerdem gehörten dazu der Schauspieler und Regisseur Brady Corbet (USA), die Regisseurin Ann Hui (Hongkong, China), der Regisseur Christian Petzold (Deutschland), der Regisseur Albert Serra (Spanien), die Schauspielerin und Regisseurin Jasmine Trinca (Italien) und die Schriftstellerin Oksana Zabuzhko (Ukraine).

Emily Watson und Sebastian Stan gewinnen die Schauspielpreise

Der französische Filmemacher Bruno Dumont ließ seine Trophäe mit einer KI-Stimme sprechen, als er den Silbernen Bären für seine Sci-Fi-Parodie "L'Empire" (dt.: Das Reich) entgegennahm. Der dominikanische Filmemacher Nelson Carlo De Los Santos Arias kritisierte den amerikanischen Imperialismus, als er den Silbernen Bären für die beste Regie für sein experimentelles Werk "Pepe" erhielt. Sebastian Stan, den Fans des Marvel Cinematic Universe als Bucky Barnes alias Winter Soldier kennen, gewann den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle für "A Different Man". Die entsprechende Auszeichnung für eine Neberolle ging an Emily Watson für ihre Darstellung der Schwester Mary in "Small Things Like These".

Marvel-Film-Star Sebastian Stan gewann einen Silbernen Bären für seine Hauptrolle in "A Different Man"Bild: John Macdougall/AFP/Getty Images

Den Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhielt der deutsche Filmemacher Matthias Glasner für sein Familiendrama "Sterben" mit Lars Eidinger in der Hauptrolle. Bei der Preisvergabe verwies die ukrainische Autorin Oksana Zabuzhko auf den Krieg in ihrem Heimatland und merkte an, dass in dem Familiendrama der "Mangel an Empathie", ihrer Meinung die Wurzel aller Konflikte, gut herausgearbeitet sei.

Der Silberne Bär für eine "herausragende künstlerische Leistung" ging an den Kameramann Martin Gschlacht für seine Arbeit für das düstere Psychodrama "Des Teufels Bad" der österreichischen Filmemacher Veronika Franz und Severin Fiala.

Preis für palästinensisch-israelischen Dokumentarfilm

Ein weiterer starker politischer Moment auf der Berlinale war die Bekanntgabe des Preises für den besten Dokumentarfilm, der an "No Other Land" (dt.: Kein anderes Land) ging. Der Film dokumentiert die schrittweise Auslöschung von Dörfern im Westjordanland durch israelische Soldaten und bewaffnete jüdische Siedler.

Der Palästinenser Basel Adra und der Israeli Yuval Abraham nahmen den Preis im Namen des palästinensisch-israelischen Kollektivs entgegen, das den Film gedreht hat. Die forderten Deutschland auf, "den Aufforderungen der Vereinten Nationen Rechnung zu tragen und keine Waffen mehr nach Israel zu liefern".

Die diesjährige Berlinale war das letzte Festival unter der Leitung des Duos Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, das bei der Eröffnung der Gala die Hamas aufforderte, alle Geiseln freizulassen, und Israel bat, "alles zu tun, um Opfer zu vermeiden."