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Kunst

"Wanderlust" in Berlin

13. Mai 2018

Sie haben das Wandern nicht erfunden. Doch schon zur Zeit der Romantik eroberten Künstler sich die Natur gern zu Fuß. "Wanderlust" heißt eine Schau der Alten Nationalgalerie in Berlin zum Motiv des Wanderns in der Kunst.

Ausstellung Wanderlust. Gemälde von Gustave Courbet
Bild: Musée Fabre de Montpellier Méditerranée/Frédéric Jaulmes

Zu sehen sind rund 120 Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Museen. Werke aus dem eigenen Bestand gesellen sich hinzu. Ausgangs- und Höhepunkt der Schau ist zweifellos Caspar David Friedrichs Gemälde "Wanderer über dem Nebelmeer" (um 1817) aus der Hamburger Kunsthalle.

Neben zahlreichen weiteren Werken des romantischen Landschaftsmalers sind etwa auch Karl Friedrich Schinkel, Auguste Renoir, Carl Spitzweg, Gustave Courbet, Paul Gauguin und Emil Nolde vertreten. Warum aber packte so viele Künstler der Romantik die Wanderlust? Wohin wanderten sie? Und welche Eindrücke hielten sie in ihren Gemälden fest? Um diese Fragen kreist die Schau, die am 10. Mai ihre Pforten öffnet – für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins übrigens zum ermäßigten Eintrittspreis.

Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer"Bild: SHK /Hamburger Kunsthalle/ bpk/ Elke Walford

In die wilde unberührte Natur

Die Romantiker zog es, wie die Ausstellung zeigen soll, hinaus ins Grüne. Ihre Suche galt der Landschaft als Spiegel des eigenen Inneren. Die Einsamkeit als Schlüssel zum eigenen Kosmos. Harz, Rügen und die Sächsische Schweiz waren die Lieblingsziele der Romantiker. Deren wilde, unberührte Natur in Verbindung mit Wasser inspirierten viele Künstler zu Skizzen, Gemälden und Kupferstichen.

"Wir verstehen das Wandern auf zwei Arten", sagt Kuratorin Birgit Verwiebe, "einmal das wirkliche Gehen durch die Natur, den Mut, loszugehen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Aber auch das Wandern als Gleichnis für die Suche nach dem Sinn des Lebens." Beim Wandern finde der Mensch Besinnung, einen anderen Rhythmus für sich selbst. Wandern funktioniere als Mittel der Entschleunigung, das eine neue Selbst- und Welterkenntnis ermöglichte.

August Renoirs "Ansteigender Weg durch hohes Gras" von 1876/77Bild: Musée d‘Orsay, Dist. RMN-Grand Palais / Patrice Schmidt

Bei vielen Künstlern steht das Wandern erkennbar als Sinnbild für die Lebensreise des Menschen. Das spiegelt sich in Motiven wie dem Weg, der Weite, den Schluchten, dem Abgrund und dem Gipfel, der Überfahrt oder der Rast. Gustave Courbets (1819-1877) Gemälde "Bonjour Monsieur Courbet" von 1854 (Titelbild) ist dafür ein Beispiel. Zusammen mit seinem Mäzen verewigte er sich darauf als stolzer Wanderbursche. Bei Ferdinand Hodlers "Der Lebensmüde" von 1887 hingegen gelangt der Reisende an sein Ende – in Gestalt eines erschöpft am Boden kauernden Alten.

Um 1800 wird das Wandern modern

Karl Friedrich Schinkels "Felsentor", um 1818Bild: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie/Jörg P. Anders

Mit der einsamen Männerfigur hoch oben auf dem Felsgipfel gilt Caspar David Friedrichs Ölgemälde "Wanderer über dem Nebelmeer" bis heute weltweit als Symbol deutscher Romantik. Gegenpol dazu ist Jens Ferdinand Willumsens "Bergsteigerin" (1912) aus dem Staatlichen Kunstmuseum Kopenhagen, das auch für die Emanzipation der Frau steht.

Jens Ferdinand Willumsen "Bergsteigerin", um 1912Bild: Statens Museum for Kunst, Kopenhagen

Weder Völkerwanderung oder die traditionelle Grand Tour des jungen Adels noch Pilger- und Wallfahrten oder die Handwerker-Walz oder gar Flüchtlingsbewegungen sind Begriffe der Schau. Das Museum schärft den Blick stattdessen für das freie Wandern durch die Natur. Mit der Parole "Zurück zur Natur!" des französischsprachigen Schriftstellers und Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) und Goethes Sturm-und-Drang-Dichtung wurden das Wandern Ende des 18. Jahrhunderts populär. Und ist es bis heute. Noch bis Mitte September lädt die Alte Nationalgalerie ein, auf die Museumsinsel zu pilgern.

sd/jhi (dpa/epd/Alte Nationalgalerie)

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