Mitten im Gestrüpp zwischen Pankow und Reinickendorf steht ein bislang unentdecktes Stück der Berliner Mauer. Ein Berliner Hobby-Forscher hat mit dem Fund die Denkmalpfleger überrascht.
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Ein Berliner Heimatforscher hat einem Medienbericht zufolge ein Stück Ur-Mauer entdeckt. Um die historische Bedeutung zu erkennen, muss man schon genau hinschauen. Das 80 Meter lange Stück der Berliner Mauer steht in einem Wald in Berlin-Schönholz und war nach 1989 offenbar vergessen worden abzureißen. Die Berliner Zeitung hatte über den Fund zuerst berichtet. Der Mauerstreifen stammt nach Recherchen seines Entdeckers Christian Bormann noch aus der ersten Bauphase der DDR-Grenzanlagen, die nach dem 13. August 1961 in mehreren Etappen entstanden.
Nach allem, was er in den Archiven ermitteln konnte, handele es sich um "das letzte existierende Stück Ur-Mauer", sagte der Heimatforscher der Zeitung. Bis zur Fundmeldung Bormanns war man im Landesdenkmalamt davon ausgegangenen, dass keine baulichen Reste dieser Art mehr existieren. Offiziell war das Teilstück zwischen Schützenstraße und Bahntrasse fälschlich als demontiert erfasst worden.
Erste Generation der Berliner Mauer
In seinem Blog zeigt Bormann diverse Fotos von dem Bauwerk und erläutert, was Berliner Mauer im Urzustand bedeutet: "die erste Generation der Behelfsmauer mit kompletten Antipersonenaufbau, der auf der ganzen Welt bekannte Stacheldraht, ergänzt durch Strom und Alarmdrähte." Der von ihm entdeckte Mauerstreifen stamme noch aus der Zeit vor Errichtung des eigentlichen Todesstreifens an diesem Grenzabschnitt. Für den Bau der ersten Generation der Berliner Mauer bezog die DDR damals häufig bestehende Gebäude oder Mauern in die Sperranlagen ein.
Entdeckt hat Bormann nach eigener Aussage das Mauerstück bereits 1999. Er mache die Entdeckung aber erst jetzt öffentlich, weil die Restmauer nun erkennbar Schutz vor der Witterung brauche. Erst Anfang Januar war bei Bauarbeiten im Mauerpark in Berlin-Prenzlauer Berg ein alter Fluchttunnel entdeckt worden, der nach dem Mauerbau 1961 von West- nach Ost-Berlin gegraben wurde.
is/ks (epd, rbb,berliner-zeitung.de)
Streifzug zur Berliner Mauerkunst
Die Berliner Mauer und ihr Fall hat die Welt bewegt und Künstler motiviert. Von den berühmten Gemälden an der East Side Gallery bis zu eher versteckten Installationen, die erst bei Dunkelheit ihre Leuchtkraft entfalten.
Bild: DW/Frederike Müller
Das längste originale Mauerstück
Touristenmagnet: 118 Künstler aus 21 Ländern bemalten 1990 die East Side Gallery. Ein idealer Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise auf dem Mauerweg. Denn es gibt auch weniger bekannte Orte am ehemaligen Todesstreifen und den Grenzübergängen, an denen sich Künstler mit der Teilung Berlins auseinandergesetzt haben.
Bild: DW/Frederike Müller
Graffiti
Permanent neu besprüht ist die Hinterlandmauer im Mauerpark. Die Graffitis auf dem originalen Stück Mauer im Prenzlauer Berg sind manchmal politisch, aber immer illegal. Berlin ist ein Zentrum der Street Art geworden - nicht zuletzt wegen der seit den 80er Jahren bemalten Mauer. Die Hinterlandmauer war die innere Grenzmauer auf Ostberliner Seite.
Bild: DW/Frederike Müller
Grenzgänger
Wie am Grenzübergang Chausseestraße in Mitte lebten Kaninchen in und unter den Grenzanlagen. Ihnen hat die Künstlerin Karla Sachse das “Kaninchenfeld“ gewidmet. Regelmäßig lösten die Tiere im Grenzstreifen Fehlalarm an den Signalzäunen aus und untergruben mit ihren unterirdischen Gängen die Mauer.
Bild: Lars Wendt
Zeichen einer untergegangenen Zeit
Über die Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße durften Westberliner und DDR-Bürger mit Visum passieren. Die Projektionen auf den “Goldenen Westen“ visualisiert die Künstlerin Gabriele Basch mit einem Bodenmosaik. Die Markenlogos von Shell, Mercedes und Lufthansa wirken wie archäologische Fundstücke, Relikte einer untergegangenen Epoche.
Bild: DW/Frederike Müller
Für die Maueropfer
Die Grenze verlief mitten durch das heutige Regierungsviertel. Hier schufen Ben Wagin und andere Künstler 1990 das “Parlament der Bäume“. Auf Mauerstücken sind Zitate der Wendezeit und Bilder von Gewalt und Flucht zu sehen. Gedenksteine für die Mauertoten ergänzen die Installation. Im November 2017 wurde das Mahnmal unter Denkmalschutz gestellt.
Bild: Lars Wendt
Alltag in der geteilten Stadt
Wie ein Tag an der Berliner Mauer in den 80er Jahren aussah, zeigt das Panorama von Yadegar Asisi am Checkpoint Charlie. Das 15 Meter hohe Bild bietet einen authentischen Blick von Kreuzberg auf den Stadtbezirk Mitte in Ostberlin. Alles im Maßstab 1:1. Asisi lebte selbst Anfang der 80er Jahre in Berlin-Kreuzberg.
Bild: Tom Schulze
Kalte Krieger
1961 standen sich sowjetische und amerikanische Panzer am Checkpoint Charlie feindlich gegenüber. Daran erinnert die Leuchtkasten-Installation von Frank Thiel: Ein amerikanischer und ein russischer Soldat, Rücken an Rücken, blicken in das Hoheitsgebiet des jeweils anderen.
Bild: Lars Wendt
Pop Art an der Mauer
Umstritten ist der 2012 am Checkpoint Charlie eröffnete Freedom Park. Hier kann man ganze Mauerstücke kaufen, gestaltet von Pop Art Künstlern wie den New Yorkern James Rizzi oder Lisa Grubb. Als einer der ersten Künstler bemalte Keith Haring in den 80er Jahren ein Stück Mauer auf Westberliner Seite.
Bild: DW/Frederike Müller
Gewinner und Verlierer
Am ehemaligen Grenzübergang Oberbaumbrücke spielen jede Nacht zwei leuchtende Kreise “Stein Papier Schere“. Wie bei dem gleichnamigen Kinderhandspiel bestimmt auch bei Thorsten Goldbergs Lichtinstallation der Zufall, wer Gewinner ist und wer Verlierer.
Bild: Lars Wendt
Fernwirkung
Der Molecule Man von Jonathan Borofsky nahe der Oberbaumbrücke symbolisiert die menschliche Existenz, zusammengesetzt aus einer Summe von Molekülen. Die drei Figuren aus Aluminium, 30 Meter hoch, immerhin 45 Tonnen schwer, scheinen über dem Wasser zu schweben. Mitten im ehemaligen Grenzfluss, der Spree. Mauerkunst mit universeller Botschaft.