Die Bauarbeiten am Humboldt Forum im neu errichteten Berliner Stadtschloss kommen voran. Kosten- und Zeitplan werden eingehalten, so die Verantwortlichen. Die ersten Exponate ziehen bereits im Frühjahr ein.
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Es sind die großen Ausstellungsobjekte wie die Südseeboote und Südseehäuser aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem, die bereits ab Mai ins Humboldt Forum umziehen. Das kündigte Bauvorstand Hans-Dieter Hegner bei einer Baustellenbegehung an. Für die Großobjekte sind extra große Gebäudeöffnungen freigelassen worden, die erst nach dem Einzug der spektakulären Exponate verschlossen werden.
Weitere Vorhaben in diesem Jahr sind die Fertigstellung der Barock-Fassaden bis Juni, das Aufstellen von rund 20 Großskulpturen im Schlüterhof sowie das Decken der Kuppel, so Hegner. Beim Tag der offenen Baustelle im August können sich Berlinerinnen und Berliner ebenso wie Touristen vom Fortgang der Bauarbeiten überzeugen.
Neuer Besuchermagnet in Berlin-Mitte
Die Stiftung Humboldt Forum erwartet nach Angaben ihres Vorstandssprechers Johannes Wien mindestens drei Millionen Besucher jährlich. Aber auch sechs Millionen Besucher seien kein Problem, die Kapazitäten des Hauses würden das ohne weiteres verkraften. Bereits zum 250. Geburtstag des Naturforschers Alexander von Humboldt am 14. September 2019 will das Humboldt Forum zu einer Vorab-Eröffnung einladen, bevor Ende 2019 der Regelbetrieb beginnen soll. Der Eintritt in die Dauerausstellungen soll kostenlos sein.
Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses kostet nach aktuellen Angaben knapp 600 Millionen Euro, die vom Bund, dem Land Berlin sowie aus Privatspenden erbracht werden.
Die Geschichte des Berliner Stadtschlosses
Wo einst die preußischen Könige residierten, entsteht ein neues Kulturzentrum im Herzen Berlins: das Humboldt Forum. Wegen technischer Probleme wird es wohl erst 2020 eröffnen - zu spät für das Humboldt-Jahr.
Bild: picture-alliance/dpa/L. Ducret
Berliner Stadtschloss um 1900
Der Grundstein wurde bereits 1443 gelegt, seine endgültige Gestalt erhielt die Residenz ab 1701. Baumeister Andreas Schlüter gestaltete die Schlossfassaden nach italienischem Vorbild. Das Berliner Stadtschloss galt als größtes Barockbauwerk nördlich der Alpen, es hatte 1210 Räume.
Bild: ullstein bild
Schäden nach dem Krieg
Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Schloss bei einem schweren Luftangriff aus. Das Feuer hatte nahezu alle Prunkräume im Nord- und Südflügel vernichtet. Andere Gebäudeteile blieben erhalten, so auch die Außenmauern mitsamt dem plastischen Schmuck, die tragenden Wände und auch Haupttreppenhäuser.
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Erst vernächlässigt, dann gesprengt
In den Nachkriegsjahren fanden in den intakten Gebäudeteilen, etwa im Weißen Saal, noch Ausstellungen statt. Aber 1950 beschloss die DDR-Führung das Schloss zu sprengen, trotz zahlreicher Proteste. Es sei "kein deutsches Kulturerbe". Stattdessen wurde der Marx-Engels-Platz angelegt, ein Ort für Massenkundgebungen.
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Sozialistisches Zwischenspiel
In den 1970-er Jahren ließ SED-Chef Erich Honecker den Palast der Republik errichten. In dem Mehrzweckbau tagte die Volkskammer, traten Rockmusiker wie Udo Lindenberg auf, hier gab es zahlreiche Restaurants und Bars. Nach dem Fall der Mauer wurde das Gebäude 1990 wegen Asbestbelastung geschlossen und später abgerissen.
Bild: picture alliance/ZB
Täuschend echt
Gleich nach der Wende begann die leidenschaftliche Diskussion um den Wiederaufbau des Stadtschlosses. 1993 organisierte ein Kreis der Befürworter eine medienwirksame Aktion: für 100 Tage wurde mit einer Folien-Fassade das Schloss in Originalgröße simuliert. 2002 votierte der Deutsche Bundestag für den Neubau des Schlosses.
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Wiederaufbau in Originalgröße
2008 gewann der Italiener Franco Stella den Architekturwettbewerb. Sein Entwurf verknüpft das barocke Äußere mit einem neuen Innenleben. Unter dem Namen Humboldt Forum soll im wiederaufgebauten Schloss ein internationales Kunst- und Kulturzentrum entstehen.
Bild: picture-alliance/Xamax
Die Baustelle im Blick
Die Humboldt-Box ist zu einem temporären Wahrzeichen Berlins geworden: Seit 2011 informiert sie über Geschichte und Zukunft der Berliner Schlosses. Schon in den ersten 50 Tagen wurden 100.000 Besucher gezählt. Von der Panoramaterrasse eröffnet sich ein weitläufiger Blick auf die Schlossbaustelle.
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Jetzt gehts los!
Am 12. Juni 2013 legt Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein. Auf diesem eingraviert sind zwei Zahlen: 1443 und 2013. Sie markieren das Datum für die Grundsteinlegung des historischen Schlosses und das Datum des Wiederaufbaus. Richtfest wurde im Juni 2015 gefeiert.
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Alter Schmuck für neue Mauern
Während die Grundmauern errichtet werden, entstehen in der Schlossbauhütte die barocken Fassadenteile. Bildhauer fertigen etwa 3000 Einzelzeile originalgetreu, nach historischen Vorlagen an. Die Schloss-Fassade wird etwa 80 Millionen Euro kosten, finanziert nur durch Spenden. Insgesamt soll das neue Schloss rund 590 Millionen Euro kosten, den Großteil zahlt der Bund.
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Ausblick
Auch über den geplanten Eröffnungstermin hinaus wird gebaut. 2019 sollte das Humboldt Forum eröffnet werden - nun wird es 2020. Dann können die Berliner Museen ihre Schätze außereuropäischer Kulturen zeigen, die Humboldt-Universität wird zu internationalen Konferenzen einladen und der Schlosshof als Kulisse für Musik- und Theateraufführungen dienen.
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Wiederaufbau am historischen Ort
Das Hohenzollernschloss im Stadtzentrum wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Die DDR-Regierung ließ die erhaltenen Teile 1950 sprengen und abtragen. Im wieder errichteten Schloss wird nun das Humboldt Forum als "Begegnungsort der Kulturen" eingerichtet.
Es soll Ausstellungen zur Berliner Stadtgeschichte sowie außereuropäische Sammlungen umfassen. Dazu werden die Bestände des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst aus Dahlem ins Stadtzentrum verlagert.
Neue Sammlungsleiterin des Humboldt Forums
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bestätigte unterdessen der Nachrichtenagentur dpa, dass die jetzige Leiterin des Stuttgarter Linden-Museums, Inés de Castro, künftig die Sammlungen des Berliner Humboldt Forums führen wird.
Die neue Direktorin soll ebenfalls für die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Berlin zuständig sein. Wie sich die genaue Aufgabenverteilung zwischen den Museen und dem Humboldt Forum im Berliner Schloss gestalten wird, steht den Angaben zufolge noch nicht fest.