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Berliner Theatertreffen

6. Mai 2009

46. "Theater-Olymp" in Berlin: im Mai werden traditionsgemäß die Top Ten des deutschsprachigen Theaters der Saison ausgezeichnet. Rund um das Treffen erwarten den Besucher ein vielfältiges Rahmenprogramm und Aktivitäten.

Szenenbild aus "Die Möwe"
Bild: Matthias Horn
Bild: David Baltzer/bildbuehne.de

"Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir"
Christoph Schlingensief / Festival RuhrTriennale 2008

Mit dem Stück von Christoph Schlingensief wurde das 46. Berliner Theatertreffen am Freitag (01.05.2009) eröffnet. In diesem "Fluxus-Oratorium" verarbeitet der an Lungenkrebs erkrankte Theaterregisseur die eigene Krankheit und setzt sich dabei mit dem Verhältnis zwischen Kunst und Leben auseinander.

Bild: Matthias Horn

"Die Möwe" von Anton Tschechow

Jürgen Gosch / Deutsches Theater Berlin / Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Mit Anton Tschechows bittersüßer Komödie "Die Möwe" führt Regisseur Jürgen Gosch seine Tschechow-Erforschung fort. In das Zentrum seiner Inszenierung stellt Gosch eine hohe nachtschwarze Wand, vor der sich die Akteure mit enormer Präsenz und auf hochkomödiantische und zugleich tragische Weise mit der Suche nach dem Sinn des Lebens und den Leiden der Liebe beschäftigen.

Bild: A.T. Schaefer

"Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?" - frei nach Peter Weiss

Volker Lösch / Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Volker Lösch thematisierte in Hamburg mit "Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?" den Riss durch die Gesellschaft - in Hamburg leben 28 der 300 "Superreichen" Deutschlands. Es geht um die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich - und das in einer Inszenierung, die neben dem Ernst die Unterhaltung nicht vernachlässigt.

Bild: Arno Declair

"Die Räuber" nach Friedrich Schiller

Nicolas Steman / Thalia Theater, Hamburg / Salzburger Festspiele

Der Kern der Handlung ist der Konflikt der beiden Brüder Karl und Franz Moor, ein Konflikt zwischen Gesetz und Freiheit. Dass Karl und Franz in Wirklichkeit zwei Seiten einer Medaille sind und unter Freiheit immer nur die eigene verstehen, zeigt Nicolas Stemann, der Schillers "Räuber" als Männerrudel inszenierte.

Bild: Stephen Cummiskey

"Wunschkonzert" von Franz Xaver Kroetz

Katie Mitchell / Schauspiel Köln

Franz Xaver Kroetz wies mit seinem Stück "Wunschkonzert" Anfang der 1970er-Jahre auf die stillen, von anderen kaum bemerkten Selbstmorde hin. In Katie Mitchells Inszenierung tritt dieser sozialpolitische Aspekt des Stückes in den Hintergrund. Die britische Regisseurin und der Videokünstler Leo Warner zeigen, wie Bilder entstehen und wie ein Filmteam scheinbar Realität produziert. Kein Geräusch entsteht wirklich, jedes Öffnen einer Tür, jedes Hinauspressen einer Tablette wird live synchronisiert. Wenn eine Szene beendet ist, springen die Schauspieler sofort aus der Rolle und eilen in die nächste Position.

Bild: Arno Declair

"Der Prozess" von Franz Kafka

Andreas Kriegenburg / Münchener Kammerspiele

"Der Prozess" erzählt die Geschichte des Bankangestellten Josef K., der eines Tages ohne Vorwarnung und ohne Grund von einer mysteriösen Behörde verhaftet wird. Niemals wird klar, welche Schuld sich Josef K. aufgeladen hat. Am Ende wird er hingerichtet, ohne jemals verurteilt worden zu sein. Regisseur Andreas Kriegenburg verdichtet den Roman in surrealen und raffinierten Gruppenchoreographien und Chorszenen.

Bild: Reinhard Werner, Burgtheater

"Alle Toten fliegen hoch 1 - 3"

Joachim Meyerhoff / Burgtheater, Wien

In seinem biographischen Solo-Projekt "Alle Toten fliegen hoch 1 - 3" ist der Burgschauspieler Joachim Meyerhoff sein eigener Autor, Regisseur und Darsteller. In einem fünfstündigen Marathon erzählt und spielt Meyerhoff sein Leben und leuchtet mit Witz die Abgründe seiner Familiengeschichte aus - eine Reise aus der Vergangenheit in die Gegenwart.

Bild: Georg Soulek

"Der Weibsteufel" von Karl Schönherr

Martin Kušej / Burgtheater, Wien

"Der Weibsteufel" ist die Geschichte einer lebensgefährlichen Dreiecksbeziehung zwischen dem Weib, dem Ehemann und dem Grenzjäger - ein Ritual von Lauern, Balzen, Lieben und Hassen. Martin Kušej dagegen erzählt die Geschichte einer Emanzipation. Dadurch dass die beiden Männer, der Ehegatte und der Jäger, die Frau für ihre Projekte und Begierden missbrauchen, wacht sie auf und erkennt, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss, um nicht unter die Räder zu kommen.

Bild: Matthias Horn

"Hier und Jetzt" von Roland Schimmelpfennig

Jürgen Gosch / Schauspielhaus Zürich

Jürgen Grosch, der in diesem Jahr den Berliner Theaterpreis erhielt, ist der einzige Regisseur, von dem zwei Stücke zum Berliner Theatertreffen eingeladen sind. Der von Roland Schimmelpfennig zuerst nur für das Schauspielhaus Zürich in Auftrag gegebene Text handelt von Liebe und Betrug - eine Geschichte, die das Leben schreibt - und die kann überall aufgeführt werden.

Bild: Dorothea Wimmer

"Das Theater mit dem Waldhaus"

Ein Projekt von Christoph Marthaler und Ensemble / Waldhaus, Sils-Maria (Schweiz)

Die von der Theatertreffen-Jury nominierte Inszenierung von Christoph Marthaler kann nicht in Berlin gezeigt werden, sie ist an den Aufführungsort Waldhaus Sils-Maria in der Schweiz gebunden. Als "Ersatz" wird der Film "Familientreffen - Marthaler Theater im Grand Hotel" von Sarah Derendinger gezeigt - am 16. Mai 2009 auf der Seitenbühne. Der Film lädt ein zum musikalisch poetischen Fest und lässt die Zuschauer Teil der Theaterfamilie werden.

Autorin: Anne Clauberg

Redaktion: Kay-Alexander Scholz