V-Mann soll Reise zum IS organisiert haben
25. September 2018Der V-Mann arbeitete nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" von Mai 2013 bis September 2015 im Auftrag des Berliner Verfassungsschutzes in der Islamistenszene. Er soll auch im Umfeld des Attentäters Anis Amri tätig gewesen sein, der den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz verübte.
Das gehe aus Ermittlungsakten der Berliner Staatsanwaltschaft hervor, berichtet das ZDF-Magazin. Emanuel P. werde Mithilfe zur Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen. Demnach hatte er im August 2015 für einen 16-Jährigen Flugtickets nach Istanbul und Geld besorgt.
In seiner polizeilichen Vernehmung soll der Jugendliche ausgesagt haben, dem V-Mann sei klar gewesen, dass die Reise zur Terrormiliz IS nach Syrien ging. P. habe ihn sogar zum Flughafen Tegel gebracht. An der syrischen Grenze sei er jedoch von türkischen Behörden gestoppt und nach Berlin abgeschoben worden.
Verfassungsschutz schweigt
Im dem Bericht heißt es weiter, der Verfassungsschutz habe im September 2015 die Zusammenarbeit mit Emanuel P. beendet. Nun ermittele die Generalstaatsanwaltschaft Berlin gegen ihn. Der Berliner Verfassungsschutz erklärte auf "Frontal 21"-Anfrage, operative Vorgänge würden grundsätzlich nicht kommentiert.
Die Angelegenheit geht laut dem Bericht aus den Akten zum "Gefahrenabwehrvorgang Lacrima" des Bundeskriminalamts hervor, die dem Bundestagsuntersuchungsausschuss zum Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz erst vor Kurzem zugänglich gemacht wurden.
Die Obfrau der Linken im Untersuchungsausschuss, Martina Renner, kritisierte das Verhalten der Sicherheitsbehörden gegenüber den Parlamentariern. Der Komplex "Lacrima" gebe Aufschluss zu dem Netzwerk, in das Amri eingebunden gewesen sei, sagte sie den Angaben zufolge. "Diesen Komplex wollte man möglichst lange vor dem Untersuchungsausschuss geheim halten."
Der Untersuchungsausschuss geht den Behördenpannen um den Attentäter Amri nach. Bei dessen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt waren im Dezember 2016 zwölf Menschen getötet worden.
uh/jj (afp, ZDF)