Wollten Sie schon immer mal sehen, wie Helmut Schmidt lebte? Ein virtueller Rundgang durch das Haus des Altbundeskanzlers und dessen Frau Loki zeigt das Ehepaar von seiner privaten Seite.
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Zu Besuch bei Helmut Schmidt
Wer schon immer mal wissen wollte, wie der beliebte deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki gelebt haben, der kann sich jetzt auf einem virtuellen Rundgang durch das Haus des Paares begeben.
Bild: Filmreif-Pictures
Ein Kunst-volles Entrée
Der virtuelle Rundgang durch das Haus führt den Besucher zunächst in die Eingangshalle. Hier schon zeigt sich: Bei den Schmidts gibt es viel Kunst zu sehen, von unbekannten und bekannten Künstlern wie Chagall, Nolde, Kokoschka. Klickt man die Kamerasymbole an, öffnet sich ein vergrößertes Bild des Kunstwerks. Die Kreise führen zu weiteren Räumlichkeiten.
Bild: Filmreif-Pictures
Nichts wirkt unbewohnt
Helmut Schmidts Arbeitszimmer wirkt so, als hätte er es eben erst verlassen. Die vielen kleinen Gegenstände, vom Rasierspiegel über halb herunter gebrannte Kerzen bis zur Zigarettenpackung, aus der noch eine Mentholzigarette ragt, haben überhaupt nichts museales, im Gegenteil. Mit der Maus kann sich der Besucher durchs Zimmer bewegen und die Deatils heranzoomen.
Bild: Filmreif-Pictures
"Ottis" Bar
Als waschechte Hamburger haben sich die Schmidts ihre Hausbar wie eine kleine Hafenkneipe eingerichtet. An der Wand Bilder mit nautischen Motiven, das Modell eines Segelschiffs, Taue mit Seemannsknoten, Schiffslaternen und Souvenirs aus fernen Ländern. Rechts davon das Esszimmer, das ebenfalls mit vielen Details aufwartet.
Bild: Filmreif-Pictures
An diesem Esstisch wurde gelebt
Umgeben von Gemälden und Skulpturen wurde bei den Schmidts gespeist. Oftmals auch zünftig, wie die Gebrauchsspuren auf dem Esstisch deutlich zeigen. Ein Detail, das die ehemaligen Bewohner des Hauses menschlicher macht als es jede geschriebene Biografie vermag.
Bild: Filmreif-Pictures
Die Kaminecke
Neben dem Kamin stand früher ein Schrank mit Helmut Schmidts umfangreicher Schallplattensammlung. Weil er im hohen Alter nicht mehr gut hören konnte, schenkte er die Sammlung der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.
Bild: Filmreif-Pictures
Lieblingsspiel
Das Schachspiel war eine gemeinsame Leidenschaft von Loki und Helmut Schmidt. Sie spielten nicht nur zu Hause am Schachtischchen mit Blick ins Grüne, sondern auch gerne im Urlaub (oben). "Schach habe ich als Kind von meinem Vater gelernt, und seitdem nichts dazu gelernt", soll Helmut Schmidt mal gesagt haben.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Fischer
Schmidt, der Musiker
Helmut Schmidt war ein exzellenter Klavierspieler. In den 1980er Jahren, nach seiner Kanzlerschaft, hat er Klavierkonzerte gegeben. Es gibt auch eine Schallplattenaufnahme mit Mozarts F-Dur-Konzert für drei Klaviere. Mit Schmidt spielten die damals besten Pianisten Deutschlands: Justus Frantz und Christoph Eschenbach. Bis zuletzt hat Schmidt Klavier gespielt, trotz Hörverlust.
Bild: Filmreif-Pictures
Bücher wo man hinschaut
Kein Raum (den man im virtuellen Rundgang sehen kann) ohne eine Bücherwand. Die gemütliche Ecke im Wohnzimmer hat schon viele prominente Gäste gesehen. Etwa das spanische Königspaar Juan Carlos und Sophia, Leonid Breschnew oder Henry Kissinger.
Bild: Filmreif-Pictures
Der Garten einer Botanikerin
Loki Schmidt liebte Blumen und Pflanzen und war nicht nur Botanikerin, sondern auch eine leidenschaftliche Tier- und Pflanzenschützerin. Die Pflanzensammlung aus ihrem Gewächshaus ging später an den Botanischen Garten in Hamburg-Klein Flottbeck. Der trägt nun ihren Namen: Loki-Schmidt-Garten.
Bild: Filmreif-Pictures
Schöne Aussicht
Zierapfel, Rosen und ein Gartenteich, Kamelienbüsche, die Loki Schmidt aus Topfpflanzen gezogen hat - das war die Aussicht, die Helmut Schmidt von seinem Arbeitszimmer aus genießen konnte.
Bild: Filmreif-Pictures
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Der Anlass war romantisch: Zu ihrer Goldenen Hochzeit 1992 gründeten Helmut und Loki Schmidt eine Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung - und für den Erhalt ihres kulturellen und politischen Erbes. Und das ist nicht gerade klein. Zu Lebzeiten haben Helmut Schmidt (1918 - 2015) und seine Frau Loki (1919 - 2010) ein umfangreiches Archiv zusammengetragen: aus den Bereichen Kunst, Musik, Literatur, Gesellschaft und Politik. Ihr Haus in Hamburg ist so voll davon, dass Schmidt noch ein zusätzliches Gebäude auf seinem Grundstück errichten ließ, um all diese Dinge unterzubringen. Nun, ein gutes Jahr nach Hemut Schmidts Tod am 10. November 2015, kann die Öffentlichkeit an der beispiellosen Sammlung teilhaben. Zunächst noch virtuell.
Auf derWebseite der Helmut und Loki Schmidt-Stiftung können die Besucher durch das Anwesen und den dazugehörigen Garten schlendern, nach allen Seiten gucken und Gegenstände heranzoomen. Hinter vielen Dingen sind weitere Informationen versteckt, die mit einem Mausklick aufpoppen.
Helmut Schmidt: Deutschlands fünfter Kanzler
Helmut Schmidt war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler. Er hat große politische Krisen gemeistert, wie etwa die Ölkrise in der 1970er Jahren oder den Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) im sogenannten "Deutschen Herbst", dem viele Menschen zum Opfer gefallen sind. Seine Entscheidungen waren oft umstritten, doch was die Menschen an ihm schätzten, waren seine Geradlinigkeit und sein eiserner Wille. Trotzdem scheiterte Helmut Schmidt 1982 an einem Misstrauensvotum im Bundestag. Er stieg 1986 komplett aus der Politik aus.
Nach seiner politischen Laufbahn wurde Schmidt parteiübergreifend zu einem gefragten Mann, wenn es um Einschätzungen des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zustands des Landes ging. Seinen eigenen Kopf bewahrte er bis zum Schluss: Er setzte sich - mit seiner ihm eigenen Würde - über jegliches Rauchverbot hinweg und steckte sich überall seine (Menthol-)Zigaretten an.
Das Ehepaar Schmidt privat
Fast 70 Jahre lang waren Helmut und Loki Schmidt verheiratet - bis zu ihrem Tod 2010. Der Rundgang durch das Schmidtsche Anwesen verschafft einen Einblick ins alltägliche Privatleben des Paares, ohne den beiden zu nahe zu treten. Der Blick in Schlafzimmer oder Bäder bleibt dem Besucher verwehrt. Realisiert hat das Ganze die Hamburger Produktionsfirma "Filmreif-Pictures". Sie hat den Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", Giovanni di Lorenzo, für die Moderation der virtuellen Führung gewinnen können. Der Journalist war ein langjähriger Weggefährte Helmut Schmidts und ist in dessen Haus ein- und ausgegangen. Di Lorenzo erzählt zahlreiche kleine Geschichten über die Gegenstände, die man sehen kann, über die Bilder, die vielen kleinen Ecken im Haus.
Das ganze Haus strahlt Wärme aus. Man kann verstehen, warum beide Schmidts nur dieses Haus ihr "Zuhause" nannten - obwohl sie auch zeitweise an anderen Orten gelebt hatten. In ihrem Testament hatten beide verfügt, dass ihr Anwesen einmal für Besucher geöffnet werden soll. Mit diesem virtuellen Rundgang ist der erste Schritt getan.