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Besuch im Supermarkt der Zukunft

Jana Wochnik-Sachtleben29. Dezember 2015

Für Kunden vielleicht schon bald Alltag: Scanner und Displays ersetzen die netten Verkäufer - auch im Einzelhandel ist die Zukunft digital. Wie stellen sich Forscher das Science Fiction Shopping vor?

Der Laden der Zukunft in Sankt Wendel (Foto: DW)
Bild: Jana Wochnik-Sachtleben

Alles Digital - im Geschäft der Zukunft

02:47

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Beim Griff ins Regal zur Pasta ploppt prompt ein Display auf. Darauf wird das passende Maccheroni-Rezept angezeigt. Nur einen Meter weiter leuchtet ein grünes Licht auf. Genau dort, wo der dazu empfohlene Rotwein steht. An der menschenleeren Kasse wird der Einkaufskorb des Kunden von einem Computer selbständig gescannt. Bezahlt wird mit dem Autoschlüssel. Denn darin vernetzt ist die Kreditkarte des Kunden. "Vielen Dank für Ihren Einkauf und bis zum nächsten Mal", tönt es computergesteuert aus einem Lautsprecher am Ausgang des Ladens.

Science Fiction? Nein, schon in wenigen Jahren soll das in den Lebensmittelläden durchaus Realität sein. Das zumindest glauben die Wissenschaftler am Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Im saarländischen Sankt Wendel haben sie das "Geschäft der Zukunft" oder auch "retail lab", wie sie es nennen, eingerichtet.

Elektronische Anzeigen über den Auslagen im Supermarkt der ZukunftBild: Jana Wochnik-Sachtleben

Bald fließt jeder vierte Euro in den Onlinehandel

Dort erproben sie mit Handelsvertretern, wie die Läden und Märkte neben dem Internet bestehen können. "Der Handel muss davon ausgehen, dass die Kunden immer mehr Informationen wollen. Sie wollen eine entsprechende Transparenz, verschiedene Serviceleistungen, die sie aus dem Onlinehandel kennen", so begründet Forscher Gerrit Kahl den Zwang der Läden, sich zu verändern.

Dazu gehört auch die zunehmende Digitalisierung. Prognosen gehen davon aus, dass die Deutschen schon in Kürze jeden vierten Euro im Internet ausgeben. Damit wächst der Druck: Der Handel muss schnell und informativ sein. Dabei helfen zum Beispiel sogenannte "tags" an den Produkten. Diese elektronischen Etiketten melden an das Lager, dass Produkte vergriffen sind. Sie sorgen auch dafür, dass Informationen wie zum Beispiel Preise an den Wänden über den Auslagen angezeigt werden.

Über "tags" werden Informationen an das Lager und Anzeigen an den Wänden gesendetBild: Jana Wochnik-Sachtleben

Das Smartphone warnt vor Allergien

Vieles muss "auf den Kunden zugeschnitten sein", wie es Kahl beschreibt. Mit seinem eigenen Mobilgerät geht König Kunde durch den Markt. Darauf zu sehen: Seine elektronische Einkaufsliste. Aber nicht nur das: Verweilt das Display an den Regalen und Auslagen, liefert es auch Fakten über mögliche Allergieauslöser oder Rabatte.

"Kundenorientierung" ist das Schlagwort. Aber eine solche Transparenz hat auch ihren Preis. Denn bevor der Verbraucher all diese Informationen bekommt, muss er viel von sich selbst preisgeben.

Der Kunde registriert sich zum Beispiel über seinen Fingerabdruck am elektronischen Einkaufswagen. Im Hintergrund wird automatisch sein Benutzerprofil geladen. Angesprochen auf die Kritik am "gläsernen Kunden", schränkt Forscher Kahl ein: "Natürlich wird das auch negativ empfunden." Aber der Kunde könne selbst entscheiden: Entweder er nennt seine persönlichen Daten - dann kriegt er die Mehrwertinformationen. Ansonsten bekommt er sie nicht.

Eine digitale EinkaufslisteBild: Jana Wochnik-Sachtleben

Kunden sind noch skeptisch

Nachgefragt in einem Supermarkt "von heute" in Saarbrücken. An den Kassen sitzen wie gewohnt Menschen. Und die Kunden suchen sich ihre Produkte immer noch selbst zusammen. Befragt nach den potenziellen Vorteilen des "intelligenten" Ladens, reagieren viele skeptisch. Eine junge Frau lehnt dieses digitalisierte Geschäft rundweg ab. "Das ist mir zu unpersönlich", sagt sie und ergänzt: "Ich möchte fragen können 'Wo ist was?'. Ich möchte einfach etwas Persönliches." Auch ein Mann an der Käsetheke schüttelt den Kopf. "Mit Handy zahlen oder Schlüssel - also das kann ich mir nicht so gut vorstellen. Mir wäre es lieber, wenn die herkömmliche Art bliebe." Und ein junger Mann, der sich soeben Auskünfte beim Verkäufer zum Wein holt, fügt hinzu "Diese Mitarbeiter wissen ganz genau, was ich brauche. Kein Display könnte mir hier einen guten Wein empfehlen."

Dennoch - da sind sich die Wissenschaftler am Forschungszentrum in Sankt Wendel einig: Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. In einem ihrer Labors, einem simulierten Wohnzimmer "von morgen" sitzen die Menschen am Wohnzimmertisch und bestellen am Tablet-PC direkt Nachschub, wenn es an Getränken fehlt. Oder auch am Fernseher: Was eben noch im Fernseh-Clip beworben wurde, wandert per Klick direkt auf den digitalen Einkaufszettel. Mit dem geht es dann zurück in die Zukunft, in den Science Fiction Laden.

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