1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Internet-Knoten klagt gegen BND-Überwachung

30. Mai 2018

Es geht um den weltweit größten Knotenpunkt in Frankfurt, den der Bundesnachrichtendienst bislang munter anzapft. Doch das soll sich nach dem Willen des Betreibers De-Cix ändern - mit Hilfe des Bundesverwaltungsgerichts.

In einem Rechenzentrum in Frankfurt am Main, das auch Teil des De-Cix-Interrnet-Knotens ist (Foto: picture-alliance/dpa/A. Arnold)
In einem Rechenzentrum in Frankfurt am Main, das auch Teil des De-Cix-Interrnet-Knotens ist Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Die strategische Fernmeldeüberwachung des Bundesnachrichtendienstes (BND) wird jetzt höchstrichterlich überprüft. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt seit diesem Mittwoch über die Klage des Internet-Knoten De-Cix aus Frankfurt gegen den BND.

Der Nachrichtendienst zapft seit Jahren zu Aufklärungszwecken in großem Stil Daten aus dem, nach Verkehrsaufkommen, größten Internet-Knotenpunkt der Welt ab. Dabei erhalten die Agenten die Daten nicht nur aufgrund eines konkreten Tatverdachts, sie bekommen sie im Zuge der sogenannten strategischen Fernmeldeüberwachung - also anlasslos. Diese Praxis steht nun gerichtlich auf dem Prüfstand.

"Der BND hat sich den größten Teich ausgesucht"

Nach einer gut dreistündigen, ersten Anhörung ließ der 6. Senat zumindest Zweifel durchblicken, ob De-Cix der richtige Adressat für die Überwachung ist. Zudem kritisierten die Bundesrichter die inhaltlich sehr ungenauen Anordnungen durch das Bundesinnenministerium. "Der BND hat sich den größten Teich ausgesucht, in dem er fischen kann" betonte Rechtsanwalt Sven-Erik Heun von der Klägerin. Und wer sich an De-Cix wende, bekomme einen riesigen Datensatz, in dem auch nationaler Telekommunikationsverkehr vorhanden ist. "Das ist unserer Ansicht nach rechtswidrig", betonte Heun.

Außerdem erhebe der BND den Datenverkehr eines bestimmten Protokolls vollständig, ohne die gesetzlich vorgesehene quantitative Beschränkung auf 20 Prozent. Aus Sicht des De-Cix ließen die Anordnungen aus dem Innenministerium überdies nicht erkennen, ob sie das zuständige Kontrollgremium des Bundestags überhaupt durchlaufen haben.

Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Im Zuge des NSA-Untersuchungsausschusses war herausgekommen, dass bei De-Cix abgegriffene Daten über den BND möglicherweise an die NSA gelangten. Dagegen erläuterte Rechtsanwalt Wolfgang Roth für die Bundesregierung, dass diese als Schutz für von Überwachungen Betroffene die G-10-Kommission des Bundestages installiert habe. Diese Kommission müsse die Eingriffe in das Fernmeldegeheimnis erlauben. Eine detailliertere Anordnung könne es aufgrund der Geheimhaltung nicht geben, betonte Roth.

Knoten verbraucht mehr Strom als der Flughafen 

Hinter dem Kürzel De-Cix verbirgt sich der nach Betreiberangaben weltweit größte Internet-Knoten. Die Abkürzung steht für Deutsche Commercial Internet Exchange. Mit zeitweise mehr als sechs Terabyte pro Sekunde weist er den höchsten Datendurchsatz weltweit auf. Auch ein Großteil des deutschen Internetverkehrs läuft dort hindurch. Der De-Cix verbraucht mehr Strom als der Frankfurter Frankfurt. Der 1995 gegründete Knotenpunkt ist heute auf 19 Rechenzentren in Frankfurt am Main verteilt. Betreiberin ist die Firma De-Cix mit Sitz in Köln, eine Tochter des Verbands der Internetwirtschaft (eco). Derzeit sind mehr als 700 Internetdienstanbieter und andere Organisationen aus mehr als 60 Ländern am De-Cix angebunden.

Der 6. Senat des Bundesverwaltungsgerichts verhandelte zunächst in erster Instanz. Nach der Anhörung ließen die Richter offen, ob sie noch am selben Tag eine Entscheidung fällen oder einen Termin für eine Urteilsverkündung anberaumen. Ob dann allerdings die Akte geschlossen wird, ist fraglich. Die Parteien haben noch die Möglichkeit vor das Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe zu ziehen.

sti/uh (afp, dpa, rtr)