Bewegende Trauermesse für Johannes Paul II.
7. April 2005300.000 Pilger und Staatsgäste aus mehr als 80 Ländern haben sich am Freitag auf dem Petersplatz in Rom versammelt, um in einem feierlichen Pontifikalamt Abschied von Papst Johannes Paul II. zu nehmen. Zu Beginn der etwa dreistündigen Zeremonie wurde der schlichte Holzsarg mit den sterblichen Überresten des Papstes in einer Prozession aus dem Petersdom geführt.
Die Exequien, wie das Bestattungsritual der katholischen Kirche genannt wird, begannen mit einer innigen Zeremonie im Petersdom: Der päpstliche Privatsekretär Stanislaw Dziwisz bedeckte das Gesicht des Toten mit einem weißen Seidentuch und schloss den Sarg. Als der nur mit einem Kreuz und dem Buchstaben M für Maria verzierte Sarg ins Freie getragen und vor dem Altar auf den Boden gestellt wurde, kam Beifall auf. Prälaten legten das Evangelium auf den Sarg, während ein Chor den Eingangshymnus sang. Dem Sarg folgten die in Purpurrot gekleideten Kardinäle, die ab 18. April auch den Nachfolger des Papstes zu wählen haben.
Die folgende Messe auf dem Petersplatz wurde vom deutschen Kardinal Joseph Ratzinger zelebriert, der als Dekan dem Kollegium der in Rom versammelten Kardinäle vorsteht. Vor dem Altar stand der schlichte Sarg aus Zypressenholz mit dem Leichnam des Heiligen Vaters. "Lasst uns beten", sagte Ratzinger in Latein am geschlossenen Sarg des Kirchenführers. Danach folgten zunächst verschiedene Fürbitten, unter anderem auf Deutsch, und Gesänge.
"Priester aus ganzem Herzen"
Kardinal Ratzinger erinnerte in seiner Predigt auf Italienisch an den Lebensweg des Verstorbenen. Johannes Paul II. sei schon in jungen Jahren allen Widrigkeiten zum Trotz unermüdlich losgezogen, um seine Mitmenschen zum Glauben zu führen. Er würdigte Johannes Paul II. als einen "Priester aus ganzem Herzen". Bis zuletzt habe der Papst trotz seiner Leiden die Nähe der Menschen gesucht. "Er ist überallhin gegangen", habe unermüdlich, auch in seinen letzten schweren Monaten, der Kirche gedient. "Wer den Papst beim Beten gesehen hat, wer seine Predigten gehört hat, der vergisst ihn nicht." Ausdrücklich dankte der deutsche Kardinal den Jugendlichen, die der Papst besonders liebte. Mehrmals wurde die Zeremonie von Beifall und Sprechchören unterbrochen.
Nach der Liturgie wurde der Sarg, begleitet von wenigen hohen Kurienvertretern, durch den Petersdom in die Krypta gebracht. Dort wird Johannes Paul II. in der Nähe des Grabes des Heiligen Petrus beigesetzt.
Höchstes Sicherheitsrisiko
Während der Zeremionie wehte starker Wind auf dem Petersplatz. Mehrfach wurden die roten Gewänder der Kardinäle aufgebauscht. Die Feierlichkeiten, an denen auch US-Präsident George W. Bush teilnimmt, wird von strengsten Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Auf den Dächern rund um den Platz bezogen Scharfschützen Position, über dem Areal kreisen Hubschrauber.
Aus der polnischen Heimat des verstorbenen Papstes waren unter anderem Präsident Aleksander Kwasniewski und das frühere Staatsoberhaupt Lech Walesa gekommen, aus Deutschland neben Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder unter anderen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Außenminister Joschka Fischer, Oppositionsführerin Angela Merkel sowie Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber.
Weltweite Teilnahme
Nach Schätzungen der Polizei sind seit dem Tod des Papstes am vergangenen Samstag (2.4.2005) vier Millionen Menschen nach Rom gekommen. Auf dem Petersplatz drängten sich etwa 300.000 Menschen, die zum Teil schon kurz nach Mitternacht ihre Plätze einnahmen. Hunderttausende weitere versammelten sich an anderen Stellen der Stadt, wo die Trauerfeier auf Großbildleinwänden übertragen wurde.
Auch in anderen Teilen der Welt versammelten sich die Gläubigen, um bei Messen Abschied vom Papst zu nehmen. "Es ist so, als wäre ich in Rom", sagte ein Grundschullehrer in Mexiko während einer Messe in der Basilica de Guadalupe. In der polnischen Stadt Krakau, wo Johannes Paul II. in den Jahren vor seinem Amtantritt Erzbischof war, verfolgten bis zu eine Million Menschen die Messe auf Leinwänden. (dw)