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Politik

Biden drängt Amerikaner zur Corona-Spritze

30. Juli 2021

Wegen der deutlichen COVID-Impfmüdigkeit in den USA macht der Präsident mobil: Behördenmitarbeiter und Soldaten sollen als erste einer "Impfpflicht light" unterworfen werden. Möglichst das ganze Land soll folgen.

USA Washington DC | Unabhängigkeitsfeier
Bild: Andrew Caballero-Reynolds/REUTERS

Angesichts einer neuen Corona-Welle und einer stockenden Impfquote drängt die US-Regierung mehrere Millionen Mitarbeiter mit neuen Regeln zur Impfung. Angestellte, die keinen Impfnachweis vorlegen können, sollen künftig stets eine Maske tragen müssen und ein bis zwei Mal pro Woche auf eine mögliche Infektion getestet werden, wie US-Präsident Joe Biden in Washington erklärte. 

Die Regelung für die mehr als zwei Millionen zivilen Angestellten der Regierung gilt demnach auch für Mitarbeiter von Vertragspartnern, die in Einrichtungen der Regierung arbeiten. Ungeimpfte Mitarbeiter sollen in Bezug auf Dienstreisen zudem starken Beschränkungen unterliegen. Das Weiße Haus will mit den strengen Regeln Impfungen offenbar zur einzig bequemen Lösung machen - allerdings ohne dabei explizit auf eine politisch umstrittene Impfpflicht zu setzen.

Die Impfbereitschaft in den USA lässt zu wünschen übrig - hier der Eingangsbereich einer Klinik in Los Angeles Bild: Mario Tama/Getty Images

Biden betonte, die Regierung unterstütze auch Firmen, die eine Impfpflicht für ihre Mitarbeiter verhängen wollten. Erst am Mittwoch hatten zum Beispiel Google und Facebook eine Impfpflicht angekündigt. Inzwischen führte auch der Fahrdienstanbieter Uber eine solche Pflicht für seine Angestellten in den USA ein. Dem Magazin "Business Insider" zufolge verschob Uber außerdem die Rückkehr seiner Angestellten aus dem Home Office bis mindestens Ende Oktober.

Prüfauftrag fürs Pentagon

Biden wies nun auch das Verteidigungsministerium an, zu prüfen, ab wann die Streitkräfte eine Corona-Impfpflicht verhängen könnten. Das Pentagon erklärte umgehend, zunächst würden für alle Angestellten und Soldaten die gleichen strengen Regeln gelten wie für die Mitarbeiter des Bundes. Minister Lloyd Austin werde zudem Beratungen veranlassen, ab wann und wie die Impfung zur Pflicht gemacht werden könne, hieß es. Das Ministerium beschäftigt rund drei Millionen Menschen, darunter rund zwei Millionen Soldatinnen und Soldaten.

Versorgung von COVID-19-Patienten auf dem Hospitalschiff "Mercy" der US-MarineBild: Ryan M. Breeden/Planetpix/ZUMAPRESS/picture alliance

Die Impfkampagne in den USA ist ins Stocken geraten. Grund ist insbesondere die weit verbreitete Impfskepsis. Biden forderte die Amerikaner daher erneut mit Nachdruck auf, sich rasch impfen zu lassen. Die Impfung sei der einzige Weg, die Pandemie zu besiegen. Die Delta-Variante des Coronavirus sei "hoch ansteckend" und führe zu vielen Erkrankungen unter Ungeimpften. Es handle sich in den USA nun um eine "Pandemie der Ungeimpften", betonte Biden. Rund 99 Prozent aller Corona-Toten seien nicht geimpft gewesen. "Das ist eine amerikanische Tragödie."

65.000 tägliche Neuinfektionen

Die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in den USA werde noch weiter ansteigen, bevor sich eine Besserung einstellen könne, warnte der Präsident unter Berufung auf Experten. Wegen der Delta-Variante stieg die Zahl der Neuinfektionen pro Tag im Schnitt wieder auf rund 65.000 an. Vor einem Monat lag der Schnitt noch bei rund 13.000. Pro Tag sterben derzeit mehr als 300 Menschen nach einer Infektion.

Behandlung von Impflingen in einer Klinik ein PhiladelphiaBild: Hannah Beier/REUTERS

Biden betonte, die Regierung habe mehr als genug Impfstoff für alle Amerikaner. "Es ist eine Schande. Es ist so eine Schande, diesen Segen zu vergeuden. Wenn Sie in der Tat ungeimpft sind, dann stellen Sie ein Problem dar - für sich selbst, für ihre Familie und für jene, mit denen sie arbeiten", warnte Biden.

Verfällt Impfstoff?

In den USA sind bislang gut 49 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft, rund 57 Prozent haben mindestens die erste Spritze bekommen. Mehr als 50 Millionen von der Regierung an die Bundesstaaten ausgelieferte Dosen wurden bislang noch nicht eingesetzt, wie Daten der Gesundheitsbehörde CDC zeigen.

Joe Biden ging mit gutem Beispiel voran und ließ sich bereits Mitte Dezember 2020 gegen Corona impfen Bild: Alex Edelman/AFP

Experten warnen, viele Dosen könnten bald ablaufen, falls die zuständige Behörde FDA das Haltbarkeitsdatum nicht verlängern sollte. Der Präsident forderte nun Bundesstaaten, Bezirke und Kommunen auf, eine Belohnung von 100 US-Dollar (umgerechnet 85 Euro) für neu geimpfte Personen auszuloben. Sie sollen dafür übrige Mittel aus dem Konjunkturpaket vom März verwenden. In dem Paket waren 350 Milliarden US-Dollar Hilfen für Bundesstaaten, Bezirke und Kommunen vorgesehen, die oftmals noch nicht völlig abgerufen oder verplant sind.

Viele Bundesstaaten und Kommunen haben aber bereits zahlreiche Anreize ausgelobt, um die Impfquote zu erhöhen - darunter auch Millionengewinne, Anleihen oder eine Belohnung für alle Geimpften. Die Stadt New York etwa bietet Impfwilligen als Anreiz schon ab Freitag je 100 US-Dollar.

sti/as (afp, dpa, rtr)