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Politik

Biden und Harris - gemeinsam besser

Julia Mahncke USA
16. August 2020

Am Montag beginnt der Parteitag der Demokraten, der Joe Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten küren soll. Kamala Harris konnte allein nicht überzeugen, doch sie ist eine wichtige Waffe für Bidens Kampagne.

USA Wilmington | Demokraten |  Joe Biden und Kamala Harris
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Kaster

Am Anfang waren sie Kontrahenten. Beide wollten für die Demokratische Partei für das Amt des Präsidenten kandidieren. Ende Juni 2019, gleich in der ersten Fernsehdebatte, gerieten Kamala Harris und Joe Biden aneinander. Die Senatorin aus Kalifornien kritisierte den ehemaligen Vizepräsidenten für seine Politik während der 1970er Jahre. Damals war Biden Senator aus dem Bundesstaat Delaware. Er habe zu dieser Zeit mit US-Senatoren zusammengearbeitet, die die Integration von schwarzen und weißen Schülern verhindern wollten, so Harris. Sie sei eines dieser Kinder gewesen.

Joe Biden stellte klar, er sei damals dagegen gewesen, dass Bezirke "bussing" vorschreiben können. Gemeint ist, dass die lokale Regierung festlegen konnte, dass schwarze Kinder mit Bussen zu ausgesuchten Schulen gebracht werden, die sich in reicheren, weißen Wohnvierteln befanden. Harris, die als Kind in einem dieser Busse zur Schule fuhr und ihre erfolgreiche Karriere auf ihre Schulzeit zurückführt, sagte zu Biden: "Wäre ich zu dieser Zeit im Senat gewesen, hätten wir auf komplett unterschiedlichen Seiten gestanden."

36 Jahre lang Senator und gegen "bussing": Joe Biden (Mitte) legt 1973 seinen Amtseid abBild: picture-alliance/AP Photo

Die US-amerikanischen Medien beschäftigten sich ausgiebig mit dem Schlagabtausch, am Ende jedoch war es lediglich eine Meinungsverschiedenheit. Sie sollte Joe Biden nicht davon abhalten, Kamala Harris als seine Stellvertreterin mit in den Wahlkampf zu nehmen. Im Gegenteil: Biden konnte mit seiner Entscheidung zeigen, dass er nicht vor Kritik zurückschreckt und keine blinde Loyalität fordert - im Gegensatz zum republikanischen Kandidaten und Amtsinhaber Donald Trump.

Politisch auf einer Linie

Obwohl Harris und Biden auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, sind sie - was ihr politisches Programm angeht - ein harmonisches Duo. Ihre Themen sind die Klassiker: Wirtschaft, Umweltschutz, Bildung und soziale Gerechtigkeit. Mit genügend Abstand zu radikalen und progressiven Ideen auf der linken und den konservativen Republikanern auf der rechten Seite werden sie wohl weite Teile der Bevölkerung ansprechen.

Kein Blatt vor den Mund genommen: Joe Biden und Kamala Harris bei den Debatten für die VorwahlenBild: picture-alliance/AP Photo/P. Sancya

Die Kombination Biden/Harris gefiel vielen Demokraten schon, als Kaliforniens Senatorin noch selbst Präsidentschaftskandidatin werden wollte. Der Abgeordnete Lacy Clay aus Missouri etwa sagte dem Politikmagazin "Politico" im Mai vergangenen Jahres bereits: "Das wäre ein Traumticket!" Und er stand mit seiner Meinung nicht alleine. Eine schwarze Frau als Präsidenschaftskandidatin konnten sich viele nicht vorstellen, aber als Gegengewicht zu Biden schon. Genauso wie viele Wähler von Biden alleine nicht begeistert waren, aber nun mit Harris an seiner Seite schon.

Ein ausgewogenes Duo

Die zwei Demokraten repräsentieren sowohl Erfahrung und Tradition mit dem 77-jährigen Biden als auch mit der 55-jährigen Harris mit indisch-jamaikanischen Wurzeln einen alternativen Blickwinkel, der in der Politik immer noch häufig fehlt, weil ethnische Minderheiten weitaus seltener politische Ämter bekleiden als weiße US-Amerikaner.

Alternativer Blickwinkel: Kamala Harris (Mitte) bei der LGBTQ Pride Parade in San Francisco 2019Bild: picture-alliance/dpa/J. Norris

Auch sind dieses Mal die Mentalitäten zweier sehr unterschiedlicher Regionen vertreten. Biden verbrachte seine Kindheit und Jugend in Pennsylvania und Delaware an der Ostküste, als Kind einer weißen Familie, die immer ein wenig darum kämpfen musste, nicht aus der Mittelklasse abzurutschen. Harris, Tochter zweier Immigranten, wuchs an der Westküste in Kalifornien auf, wo sich ihre indische Mutter und ihr jamaikanischer Vater bei Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg kennen gelernt hatten.

Beide studierten Jura, doch während Biden früh in die Politik ging und schon als 29-Jähriger einen Sitz im Senat gewann, machte Harris zunächst Karriere als Anwältin, bevor sie ihren Posten als Generalstaatsanwältin in Kalifornien gegen einen Sitz im US-Senat eintauschte.

Da hatten sich die Wege von Biden und Harris aber bereits gekreuzt. Joe Bidens Sohn Beau war Generalstaatsanwalt in Delaware und im Jahr 2011 arbeitete er mit Harris zusammen, um im Zuge der Immobilienkrise die Banken zur Rechenschaft zu ziehen. Beau Biden starb im Jahr 2015 an einem Gehirntumor, aber seine hohe Meinung von der durchsetzungsstarken Frau aus Kalifornien beeinflusste Bidens Entscheidung für die gemeinsame Kandidatur.

Starke Rednerin: Harris nimmt 2018 Brett Kavanaugh, konservativer Kandidat für den Obersten Gerichtshof, in die ZangeBild: picture-alliance/AP Photo/J. Martin

Kamala Harris hat bewiesen, dass sie eine starke Rednerin ist und in Debatten flink argumentiert. Ihre Aufgabe wird es unter anderem sein, Joe Biden den Rücken freizuhalten und Kritik abzufangen. Er wiederum öffnet mit dem Vertrauen in Harris eine Tür, die womöglich auch in Zukunft für Minderheiten offen stehen wird. Er ist sich der Symbolkraft seiner Wahl bewusst.

Am Tag der Bekanntgabe twitterte Joe Biden: "Heute Morgen sind quer durchs Land kleine Mädchen aufgewacht - insbesondere schwarze und braune Mädchen, die sich in unserer Gesellschaft so oft übersehen und unterbewertet fühlen - und sehen sich möglicherweise auf eine neue Art und Weise: als Kandidatin für Präsidenten und Vizepräsidenten."

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