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KonflikteUkraine

Überraschungsangriff: Ukraine zerstörte 13 russische Bomber

2. Juni 2025

Es ist ein spektakulärer Schlag der Ukraine gegen Russlands strategische Bomberflotte. Mit Drohnen hatte der ukrainische Geheimdienst am Sonntag vier russische Militärflugplätze angegriffen. Nun wurde Bilanz gezogen.

Eine große Rauchsäule steigt in der Ferne am Horizont auf (01.06.2025)
Bild aus Social-Media-Video vom Angriff auf die Militärbasis in Irkutsk (am Sonntag)Bild: Governor of Irkutsk Region Igor Kobzev/REUTERS

Am Tag nach dem Überraschungsangriff auf gleich vier, weit entfernte russische Militärbasen zieht die Ukraine Bilanz: Mindestens 13 russische Kampfbomber seien durch die zeitgleichen Drohnenattacken am Sonntag zerstört worden, teilte ein Mitglied des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats mit. Zahlreiche weitere Maschinen seien beschädigt. Insgesamt habe die Ukraine mehr als 40 russische Flugzeuge angegriffen.

Laut dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU entspricht dies etwa einem Drittel der russischen strategischen Bomberflotte. Der Schaden soll sich auf rund sieben Milliarden US-Dollar belaufen - eine unabhängige Bestätigung gibt es dazu bislang nicht.

Aufnahme des Angriffs am Sonntag von einer Drohne des ukrainischen GeheimdienstesBild: Source in the Ukrainian Security Service/AP/picture alliance

Die Angriffe ereigneten sich nur einen Tag vor neuen Friedensverhandlungen mit Russland. In einer koordinierten Operation griff der ukrainische Geheimdienst SBU gleich mehrere russische Militärflugplätze tief im Landesinneren an - unter anderem in Irkutsk, Murmansk, Rjasan und auf der Basis Belaja in Ostsibirien. Die ist sogar rund 4000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Ziel waren laut SBU Bomber, die für Angriffe auf ukrainisches Territorium genutzt werden.

Die Attacken wurden nach offiziellen ukrainischen Angaben mit sogenannten FPV-Drohnen durchgeführt, die zuvor offenbar unbemerkt im Inneren Russlands stationiert und dort gestartet wurden. Ukrainische Medien bezeichnen den Schlag als die "weitreichendste Operation" der Ukraine seit Kriegsbeginn. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem "absolut brillanten Erfolg" und erklärte, alle eingesetzten Agenten seien wohlbehalten zurückgekehrt.

Russland reagiert mit Angriffswelle

In der Nacht zu Montag reagierte die Führung in Moskau mit massiven Luftangriffen auf ukrainisches Gebiet. In der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine wurden nach Behördenangaben sechs Zivilisten verletzt. Unter den Betroffenen seien auch zwei Kinder, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow mit.

Demnach hat das russische Militär die Gebietshauptstadt in den frühen Morgenstunden zunächst mit Drohnen attackiert. Kurz darauf wurde auch der Einschlag von zwei ballistischen Raketen registriert. Beide hätten aber keinen größeren Schaden angerichtet, so Synjehubow.

In der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk waren einmal mehr die Städte Nikopol und Marhanez am Fluss Dnipro gegenüber dem Kernkraftwerk Saporischschja Ziel russischer Angriffe. "Drei Menschen im Alter von 68, 51 und 72 Jahren wurden verletzt", teilte Militärgouverneur Serhij Lyssak mit. Sie seien ins Krankenhaus gebracht worden. Zudem habe es Schäden in einer medizinischen Einrichtung, in einer Feuerwache und in einem Geschäft gegeben.

Russland rüstet an der Grenze zu Finnland auf

02:32

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Auch die Ukraine griff Russland erneut mit ferngesteuerten Flugkörpern an. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums konnte die Luftabwehr in der Nacht zum Montag 162 ukrainische Drohnen abschießen. Besonders betroffen waren die Grenzregionen Kursk, Belgorod, Lipezk und Orjol. In Lipezk wurde eine Person verletzt, in Kursk beschädigten Drohnen mehrere Wohngebäude.

Neue Friedensverhandlungen in Istanbul

Trotz der militärischen Eskalation wollen sich Delegationen beider Länder an diesem Montag erneut in Istanbul zu Gesprächen über eine Waffenruhe treffen. Es ist die dritte direkte Verhandlungsrunde seit Beginn des Krieges. Die Ukraine strebt eine vollständige und bedingungslose Waffenruhe an, begleitet von der Freilassung von Gefangenen und der Rückführung verschleppter Kinder.

Russland hingegen verfolgt einen anderen Ansatz: Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt eine Waffenruhe unter US-Vermittlung abgelehnt, da sie der Ukraine Zeit zur Reorganisierung gebe.

In der UN signalisierte Russland zwar Gesprächsbereitschaft, knüpfte diese aber an Bedingungen - darunter ein Stopp westlicher Waffenlieferungen und die Beendigung der ukrainischen Mobilmachung. Diese Forderungen lehnt die Ukraine bisher ab.

Erste Runde der direkten Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland Mitte Mai in IstanbulBild: Ramil Sitdikov/AP Photo/picture alliance

Begleitet werden die ukrainischen Unterhändler von Diplomaten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und weiteren Staaten der Europäischen Union. Ziel der Gespräche sei laut Kiew nicht nur ein Waffenstillstand, sondern die Vorbereitung eines Gipfeltreffens zur Schaffung eines dauerhaften Friedens.

Ob die zweite Verhandlungsrunde in der Türkei nennenswerte Fortschritte bringt, ist ungewiss. Beim ersten Treffen Mitte Mai hatte es nur zu einem Gefangenenaustausch gereicht. Derweil bleibt die militärische Lage angespannt - besonders in der nordöstlichen Grenzregion Sumy, wo Russland offenbar eine neue Offensive vorbereitet. Die Regierung in Kyjiw meldet dort über 50.000 russische Soldaten an der Grenze und hat mehrere Dörfer evakuieren lassen.

pgr/AR (dpa, afp, rtr, ap)

Redaktionsschluss: 16:00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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