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Kopfschutz

Tillmann Bendikowski18. Juni 2013

Wir stellen jede Woche ein Bild vor und erzählen seine Geschichte. Diesmal gehen wir zurück in das Jahr 1842

Fan von Eintracht Frankfurt bruellt und traegt einen Fussball-Helm im Stil der historischen Pickelhaube (Copyright: Ullstein)
Pickelhaube Fußball Fan Eintracht FrankfurtBild: Ullstein Bild

Dieser Herr hat vermutlich gerade keine Muße, sich Gedanken über die deutsche Geschichte zu machen. An diesem 14. Juli 2007 geht er nämlich seiner Leidenschaft als Fußball-Fan nach und feuert die Mannschaft von Eintracht Frankfurt an – und die gewinnt tatsächlich 4:2 gegen Arminia Bielefeld. Doch das Ergebnis soll hier weniger interessieren als die höchst beachtliche Kopfbedeckung des Mannes. Die ist nämlich für sich genommen viel älter als Eintracht Frankfurt und ohnehin gilt: der organisierte Fußball in Deutschland ist - die Pickelhaube. Sie ist ein deutsches Symbol schlechthin. Aber warum?

1842 wird die Kopfbedeckung erstmals für preußische Soldaten eingeführt. Zuvor trugen sie wie alle europäischen Kämpfer eine steife Uniformmütze – jetzt schützt sie der neuartige, mit Messing beschlagene Lederhelm mit der Spitze deutlich wirksamer vor Säbel- oder Kolbenhieben. Und weil der Helm an den Seiten übersteht, schützt er zugleich besser vor Sonne und Regen. Ob es sich nun wirklich um eine preußische Erfindung handelt, ist bis heute umstritten – aber fraglos ist der neue Helm ein wahrer Exportschlager: Schon zehn Jahre nach seiner Einführung schützt er die Soldatenköpfe auch in anderen Ländern, etwa in Russland und in Österreich.

Seine "Beförderung" zum deutschen Symbol erlebt die – also gar nicht ausschließlich preußische – Pickelhaube mit den sogenannten Einigungskriegen zwischen 1864 und 1871: Vor allem im Ausland wird sie zum Symbol für die gesamte deutsche Armee und bald für einen vermeintlich typisch deutschen Militarismus. In den politischen Karikaturen jener Zeit reichen die Umrisse der Pickelhaube aus – und fertig ist der Deutsche!

Die übrigens trennen sich 1916 von dieser Kopfbedeckung. Im Ersten Weltkrieg erweist sie sich vor allem gegen Granatsplitter als weitgehend wirkungslos – jetzt löst sie der neue Infanteriehelm ab, der sogenannte Stahlhelm. Der ist nicht nur stabiler, sondern wirkt auch martialischer. Und er wird im 20. Jahrhundert ebenfalls zu einem ganz eigenen Symbol der deutschen Geschichte werden – ein ausgesprochen unsympathisches Symbol, das vor allem für Krieg und Gewaltherrschaft steht. Verglichen damit ist eine zu klein geratene Pickelhaube auf dem Kopf eines Fußball-Fans ein geradezu ziviler Gruß aus der Vergangenheit…

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