Rechtzeitig zum 400. Todestag von William Shakespeare kommt die allerneueste Macbeth-Verfilmung auf die heimischen Bildschirme. Die prominent besetzte Literaturverfilmung überzeugt mit grandiosen Bildern.
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Shakespeare im Kino
Es gibt keinen erfolgreicheren "Drehbuchautor" als William Shakespeare. Zwar starb der englische Dichter rund 280 Jahre vor Erfindung des Kinos - doch die Regisseure lieben seine literarischen Vorlagen.
Bild: Festival de Cannes 2015
Macbeth
Über ein Dutzend Mal ist das blutrünstige Königsdrama "Macbeth" bisher verfilmt worden. Im vergangenen Jahr feierte die neuste Version Weltpremiere in Cannes. Die Französin Marion Cotillard glänzte als Lady Macbeth, Michael Fassbender überzeugte in der Titelrolle.
Bild: Studiocanal/Arthaus
Ein Sommernachtstraum
Schon zu Stummfilmzeiten entstanden etliche Shakespeare-Adaptionen fürs Kino. In den 1930er Jahren gelang dem großen österreichischen Theatermann Max Reinhardt gemeinsam mit Regisseur William Dieterle in Hollywood eine kongeniale und sehr phantasievolle Tonfilm-Version des Stücks "Ein Sommernachtstraum".
Bild: Imago/United Archives
Hamlet
An der Spitze aller Shakespeare-Verfilmungen steht bis heute "Hamlet". Das Stück vom unglücklichen Herrschaftsstreben des dänischen Prinzen wurde über 75 Mal verfilmt. Eine der berühmtesten Filmversionen ist die aus dem Jahre 1948. Englands Theaterstar Laurence Olivier inszenierte und übernahm die Hauptrolle.
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Julius Cäsar
Legendär ist auch die Shakespeare-Verfilmung "Julius Cäsar" aus dem Jahre 1953. Dabei stahl Marlon Brando als "Marcus Antonius" Hauptdarsteller Louis Calhern in der Titelrolle die Schau.
Bild: Imago/United Archives
Heinrich V.
Ein fulminantes Kinodebüt feierte 1989 der Brite Kenneth Branagh mit seiner Verfilmung von "Heinrich V.". Branagh spielte selbst die Hauptrolle in dem mitreißenden Film. Es war eine der besten Shakespeare-Adaptionen für die große Leinwand.
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Viel Lärm um nichts
Branagh, auch ein versierter Shakespeare-Bühnendarsteller, spezialisierte sich daraufhin als Shakespeare-Regisseur. Ihm gelangen noch einige bemerkenswerte Filmadaptionen nach Vorlagen des berühmten englischen Dichters. Eine davon war "Viel Lärm um nichts" 1993.
Bild: Imago/United Archives
Macbeth II
Ungekrönter Shakespeare-Regisseur und Schauspieler ist aber der US-Amerikaner Orson Welles. Seine Adaptionen der Stücke des Dichters sind auch viele Jahrzehnte nach ihrer Entstehung unbedingt sehenswert - auch wenn sie zum Teil mit wenig Geld realisiert wurden. 1948 inszenierte er "Macbeth" - in der Titelrolle: natürlich Orson Welles selbst.
Bild: United Archives International
Macbeth III
Doch nicht nur aus Großbritannien und aus Hollywood kamen großartige Macbeth-Filme. Eine der eindrucksvollsten Verfilmungen des englischen Königsdramas entstand 1957 in Japan: "Das Schloss im Spinnwebwald". Akira Kurosawa schuf eine packende Umsetzung des Stoffes, versetzte ihn in eine andere Zeit und in einen anderen Kulturkreis.
Bild: picture-alliance
Macbeth IV
Schließlich versuchte sich auch der polnisch-französische Regisseur Roman Polanski an dem Stück des englischen Dichters. Seine "Macbeth"-Version von 1971 fiel sehr blutig aus. Man deutete das auch als Verarbeitung des privaten Schicksals des Regisseurs. Zwei Jahre zuvor war Polanskis Frau Sharon Tate bestialisch ermordet worden.
Bild: picture-alliance/MP/Leemage
Othello
Orson Welles versuchte sich vier Jahre nach seinem "Macbeth" an einer Leinwand-Umsetzung von Shakespeares "Othello". Wieder hatte Welles kaum Geld für die Produktion. Doch die künstlichen Kulissen taten der Wirkung des Films - und vor allem der Sprache - keinen Abbruch. Welles spartanischer "Othello" ist noch heute faszinierend anzuschauen.
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Othello II
Spielte Orson Welles in seiner "Othello"-Version noch selbst die Titelrolle, die eines Schwarzen, verpflichtete Regisseur Oliver Parker 1995 Laurence Fishburne als Othello. Kenneth Branagh agierte an seiner Seite als Jago.
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Der Sturm
Eine der ausgefallensten Shakespeare-Verfilmungen der Kinogeschichte stammt vom Briten Derek Jarman. Der Regisseur inszenierte 1979 eine sehr eigenwillige Version des Bühnenstücks "Der Sturm" mit Traumsequenzen und einer zeitenthobenen Ausstattung.
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Romeo und Julia
Die bei einem jüngeren Publikum populärste Shakespeare-Verfilmung aus der letzten Zeit dürfte "Romeo und Julia" vom Australier Baz Luhrmann sein. Der Regisseur inszenierte 1996 mit dem blutjungen Leonardo DiCaprio und dem späteren "Homeland"-Star Clare Danes eine schmissige musikalische Version des Klassikers.
Bild: Imago/United Archives
Shakespeare aktuell
In einer weiteren "Macbeth"-Verfilmung, dieses Mal vom Regisseur Justin Kurzels, bestachen Marion Cotillard und Michael Fassbender als Traumpaar Lady und Lord Macbeth. Das Stück handelt von einem machthungrigen Diktator, der Schrecken und Gewalt verbreitet, nur um schließlich dem Wahnsinn anheim zu fallen und von seinem Rivalen Macduff gestürzt zu werden, der die alte Ordnung wieder herstellt.
Bild: Studiocanal/Arthaus
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Nun gut, man könnte fragen: Brauchen wir heute überhaupt noch eine Macbeth-Verfilmung? Wir haben doch "House of Cards". Denn was ist die Serie um Claire und Francis Underwood denn anderes als eine moderne Variante des alten Shakespeare-Stücks? Geht es den Underwoods denn nicht ebenso um Erfolg, Aufstieg und Macht um jeden Preis - so wie dem Ehepaar Macbeth?
Und gehen die beiden denn nicht ebenso im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um an eben diesen Erfolg zu gelangen? In der Tat: die Parallelen zwischen dem englischen Bühnenklassiker und der US-amerikanischen Serie sind verblüffend. Wer möchte, der kann sich alle Ähnlichkeiten bei Handlungssträngen, Dialogen und Figurenzeichnung im Internet detailliert anschauen.
Doch die Macbeth-Adaption von Regisseur Justin Kurzel, im vergangenen Jahr bei den Festspielen in Cannes erstmals gezeigt und jetzt zu Shakespeares Todestag auf DVD und Blu-ray erschienen, verfügt schon über ein paar Dinge, die "House of Cards" nicht hat. Da wären die Schauplätze: die Bilder, die Kurzel, sein Kameramann Adam Arkapaw und das Filmteam auf die Leinwand gezaubert haben, sind von überwältigender Schönheit und Dramatik. Die Szenerie, die die Macher der neusten Macbeth-Adaption geschaffen haben, Musik und Schnitt, Geräusche und Montage, sind als Gesamtpaket atemberaubend.
Ein mörderisches Traumpaarim Kino
Marion Cotillard und Michael Fassbender als machthungriges wie skrupelloses, aber auch tief verstörtes und dem Wahnsinn nahes Ehepaar sind faszinierend. Hinzu kommt die Sprache: Kurzel und seine Drehbuchautoren bedienen sich des Shakespeare-Englisch: "Ohne die Regeln von Lyrik und Sprache wäre das ein völlig anderer Film geworden", sagt Produzent Iain Canning. Und die Sprache - lässt man sich als Zuschauer erst einmal darauf ein - ist immer noch ein Genuss.
Nebenbei bemerkt: All die Kritiker des modernen Sprechtheaters, die bemängeln, dass die Regie-Berserker an Deutschlands Bühnen die Klassiker zertrümmern und neu zusammensetzen und dabei die Essenz der alten Stücke missachten, die sollten sich die Filmversion von "Macbeth" anschauen. Dort kommen sie wahrscheinlich eher auf ihre Kosten. Denn die neuste Auflage des wohl gewaltsamsten Bühnenstücks des Engländers ist eine klassische Version von "Macbeth". Das ist ja schon viel wert. Also: Zu William Shakespeares 400. Todestag wieder mal "Macbeth" gucken! "House of Cards" kann man sich ja trotzdem weiter anschauen.
Justin Kurzel: Macbeth, mit Marion Cotillard, Michael Fassbender, Paddy Considine, David Thewlis, Sean Harris, Jack Reynor u.v.a., GB/USA/FRankreich 2015, 113 Minuten, als DVD und Blu-ray bei Studiocanal erscheinen.