1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Bildung

"Bildung in Afghanistan unter Beschuss"

28. Mai 2019

Etwa die Hälfte aller Kinder in Afghanistan geht nicht zur Schule - Tendenz steigend. Mit ein Grund sind zunehmende Angriffe auf Bildungseinrichtungen, wie das UN-Kinderhilfswerk feststellen muss.

Afghanistan Schule für ehemalige Straßenkinder
Schulkinder in Kabul (Archiv) Bild: picture-alliance/dpa/V. Melnikov

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF beklagt eine wachsende Zahl von Angriffen auf Schulen und Bildungseinrichtungen in Afghanistan. So habe sich die Zahl entsprechender Vorfälle 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 68 auf 192 verdreifacht, teilte die Hilfsorganisation mit. Eine Ursache hierfür war laut UNICEF, dass Schulen als Registrierungs- und Wahllokale für die Parlamentswahl im vergangenen Jahr in Afghanistan genutzt wurden. Die Angriffe hätten sich in erster Linie gegen die Wahl gerichtet.

"Bildung ist in Afghanistan unter Beschuss", beklagte Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Die sinnlosen Übergriffe auf Schulen, die Tötung, Verletzung oder Entführung von Lehrern und die Bedrohungen, denen Bildungseinrichtungen ausgesetzt seien, zerstörten Hoffnungen und Träume einer ganzen Generation von Kindern.

Mehr als 1000 Schulen geschlossen

UNICEF wies darauf hin, dass wegen der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage bis Ende 2018 nach Angaben der afghanischen Regierung mehr als 1.000 Schulen geschlossen werden mussten. Die inoffizielle Zahl dürfte noch weit höher sein. Einer halben Million Kinder bleibe der Zugang zu Bildung dadurch verwehrt, so UNICEF.

Mädchen - hier in einer Schule in Kandahar - haben es in Afghanistan besonders schwer (Archiv) Bild: Getty Images/AFP/M. Hossaini

Vor allem die Taliban nutzen die Kontrolle über Schulen in ihrem Einflussbereich regelmäßig als Druckmittel, um bei der Regierung in Kabul Forderungen durchzusetzen oder um Rache zu nehmen.

3,7 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule

Schätzungsweise 3,7 Millionen Kinder im Alter zwischen sieben und 17 Jahren - das ist fast die Hälfte aller Kinder im schulpflichtigen Alter in Afghanistan - wird nicht regelmäßig unterrichtet. Der Krieg gegen die Taliban sowie gegen die Terrorgruppen Al-Kaida und "Islamischer Staat", die wachsende Armut und die anhaltende Diskriminierung von Mädchen haben laut UN im vorigen Jahr erstmals seit 2002 dazu geführt, dass wieder weniger Kinder zur Schule gingen. 60 Prozent dieser Kinder sind Mädchen.

Gemeinsam mit der afghanischen Regierung und anderen Partnern arbeitet das UN-Kinderhilfswerk daran, informelle Bildungsangebote in den Gemeinden zu ermöglichen. Dazu gehöre, dass der Unterricht in Gemeindezentren oder Privathäusern stattfindet, um gefährliche Schulwege zu vermeiden.

Anlässlich der Eröffnung der dritten Internationalen "Safe Schools"-Konferenz am Montag in Spanien forderte UNICEF alle Kriegsparteien nachdrücklich dazu auf, Angriffe auf Schulen weltweit zu stoppen und in bewaffneten Konflikten Kinder und Bildungseinrichtungen zu schützen.

se/ml (kna, dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen