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Bill Kaulitz von Tokio Hotel geht Solo-Wege

Das Interview führte Mikko Stübner 18. Mai 2016

Mit Tokio Hotel hat er mehr als sieben Millionen Platten verkauft – jetzt betritt Bill Kaulitz unter dem Künstlernamen Billy Solo-Pfade. Im DW-Interview spricht er über sein neues Mini-Album "I'm not Ok".

Bill Kaulitz (Foto: Davis Factor Pressebild)
Bild: Davis Factor

Billy - Tokio Hotel-Sänger im Alleingang

03:43

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DW: Wie haben die anderen Jungs reagiert, als Du gesagt hast, dass jetzt eine Solo-Platte aufnimmst?

Bill Kaulitz: Die sind da völlig cool mit. Wir sind ja sowieso alle wie Brüder. Wir kennen uns unser ganzes Leben, wir sind zusammen aufgewachsen und sie unterstützen mich in allem was ich mache. Da würde nie jemand sagen: "Also, Mensch nee, wir wollen jetzt aber lieber ein Tokio Hotel-Album machen." Die unterstützen mich alle und finden das toll.

Deine E.P. "I'm Not Ok" handelt von Liebe und Trennungskummer. Inwieweit spiegelt das jetzt konkret Deine Situation wider?

In der ganzen E.P. geht es nur um diese eine Beziehung, die sehr schmerzhaft war. Sie hielt lange und ich habe sie quasi mit den Songs ein bisschen verarbeitet. Das ist jetzt schon eine Weile her, aber ich hab das auf jeden Fall geschrieben, als es mir nicht gut ging. Also als ich auch nicht "Ok" war und darum heißt die E.P. auch so. Es geht um diese ganzen verschiedenen Phasen, die man durchmacht, wenn man sich von jemandem trennt. Jeder, der schon mal ein gebrochenes Herz hatte, kennt das ja.

Wenn ich das richtig gelesen habe, ging diese Beziehung im letzten Jahr kurz vor Eurer Südamerika-Tour in die Brüche. Warum wolltest Du das in die Öffentlichkeit tragen und nicht für Dich im Stillen verarbeiten?

Bills Solo-Projekt soll nicht das Ende von Tokio Hotel seinBild: Jens Boldt

Man hat ja noch nie einen Partner von mir gesehen und ich würde das auch nie machen: Das ist so eine Sache, die behalte ich für mich. Aber wenn ich Musik mache, dann schreibe ich über mein Leben. Das geht ja auch gar nicht anders. Dabei bin ich immer besser, wenn es mir nicht gut geht: Nur dann kann ich auch gute Songs schreiben. Wenn ich glücklich bin und alles toll ist, dann bin ich überhaupt nicht kreativ. Da hab ich dann eine Blockade und andere Sachen im Kopf und geh ich auch gar nicht so viel ins Studio. Aber wenn's mir nicht gut geht, dann bin ich am besten.

Was genau hast Du jetzt bei "I'm Not OK" umgesetzt, was Du mit Tokio Hotel nicht machen konntest? Du bist in der Band ja schon einer der kreativen Motoren …

Ja, aber als wir die Musik gemacht haben und die Songs geschrieben haben, dachte ich: Das ist nichts für die Band. Wir können uns damit nicht als Band auf die Bühne stellen, denn es gibt in den meisten Songs gar keine richtigen Instrumente. Auch visuell sowie soundmäßig ist es einfach sehr weit weg von Tokio Hotel. Die Story der Songs und von dieser großen gescheiterten Liebe, die ist halt sehr persönlich. Ich kann nicht fünf Songs auf eine Tokio-Hotel-Platte machen, wenn sie nur von mir handeln. Deshalb musste ich die Platte jetzt alleine machen.

Aber in den Producer Credits kann man nachlesen, dass zumindest Dein Bruder Tom auch mit im Studio gesessen hat …

Bill Kaulitz mit seinem Zwillingsbruder Tom (links)Bild: Reuters/T. Peter

Genau. Tom macht ja ganz viel verschiedene Musik und auch ganz viel Elektro und andere Dinge. Mit ihm nehm ich immer die ganzen Vocals auf und er hat "I'm Not Ok" auch mit produziert. Ich hab das alles nur mit Freunden geschrieben. Das sind alles Leute, die mir am Herzen liegen, mit denen ich gerne arbeite, die mich inspirieren. Aber die Musik ist schon anders als mit der Band.

Das Projekt Billy umfasst also nicht nur Musik, sondern auch einen Foto-Band, sowie diese Ausstellung in vier Welt-Metropolen. Warum hast Du dieses Drumherum gebraucht?

Auch mit der Band gehören für mich immer Performances und das alles fest dazu. Ich hab mich nie als klassischen Singer-Songwriter gesehen, der mit der Gitarre irgendwas macht. Dafür habe ich einfach zu viele Interessen: Mode, Film und Fotografie. Ich will das Solo-Ding nur machen, weil's mir Spaß macht. Deswegen wollte ich auch keine Pressekonferenz machen oder bei einem Majorlabel unterschreiben. Es ging darum, mir selber meine Träume zu erfüllen und das mit den Leuten zu teilen.

Auch bei Deinem Musikvideo hast Du ja Wert auf viele ausdrucksstarke Bilder gelegt. Wie steht es mit Deinen filmischen Ambitionen?

Ich habe total Lust, auch mal richtige Filme zu drehen. Ich hab das auch immer mal hier und da so gemacht und auch schon ein paar Sachen synchronisiert. Filme sind meine größte Inspiration - auch in Sachen Mode. Ich habe 200.000 Screenshots von Filmen auf meinem Laptop. Wenn ich meine Musikvideos drehe, versuche ich auch immer, mir ein bisschen den Traum vom Filmemacher zu erfüllen.

Und wie ist das mit der Mode? Du bist ja ein großer Fashion-Fan ...

Das ist auch so ein Traum - meine eigene Kollektion zu machen. Und ich glaube, jetzt werde ich mich da etwas mehr rein stürzen. Ich will zu jedem Song immer etwas Besonderes machen: Dieses Mal haben wir das Fotobuch gemacht, wo hinten eine Vinyl-Single mit dem Song drin steckt. Und vielleicht mache ich als nächstes ein Modestück, wo der Song in der Tasche versteckt ist.

Zum Schluss wollen alle natürlich wissen: Wann geht es mit Tokio Hotel wieder weiter?

Es gibt Ende des Jahres ein neues Album mit der Band und nächstes Jahr im Frühjahr gehen wir wieder auf Welttournee.

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