Neuer James Bond Song und Grammy Nominierung: Fünf Jahre nach Erscheinen ihres ersten Tracks "Ocean Eyes" startet Billie Eilish so richtig durch. Was steckt hinter dem Hype?
Anzeige
Rekorde zu brechen, scheint ihr Ding zu sein: Am 26. Januar werden in Los Angeles die Grammy Awards verliehen und Billie Eilish ist mit ihren 18 Jahren die jüngste Künstlerin, die jemals in allen vier Top-Kategorien nominiert wurde. Und jetzt ist sie auch noch die jüngste Künstlerin, die jemals einen Song zu einem James-Bond-Film beisteuern durfte. Wie macht sie das bloß? Warum erreicht ausgerechnet sie, die eher ein Anti- als ein Superstar zu sein scheint, mit ihrer Musik so viele Menschen?
Ihre Texte sind klug und reflektiert, manchmal dunkel und abgründig, ihre Beats gehen ins Ohr und in die Beine, ihre Videos sind verstörend und gleichzeitig auch ästhetisch und ihre Attitüde sehr direkt und anders. Als sie im März 2019 ihr Debüt "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?" vorstellte, kletterte es direkt auf Platz eins der US-Charts. In den sozialen Plattformen war sie da längst durch die Decke gegangen.
Billie Eilish liefert den James-Bond-Titelsong
Die US-Amerikanerin singt den Song zum neuesten 007-Agententhriller: "Keine Zeit zu sterben". Damit steht die erst 18-jährige Billie Eilish in einer Reihe mit Stars wie Tina Turner, Tom Jones oder Paul McCartney.
"Es fühlt sich völlig verrückt an, ein Teil dieser Sache zu sein", twitterte Eilish darüber, dass sie den Song für den neuen Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" beisteuert. Mit erst 18 Jahren ist sie die jüngste Künstlerin, der diese Ehre zuteil wird. Daniel Craig schlüpft das fünfte und letzte Mal in die Rolle des Doppelagenten, wenn es zum 25. Mal heißt: "Martini - geschüttelt, nicht gerührt".
Bild: Getty Images/Billboard/E. McIntyre
"Writing’s On The Wall“
Für den Bond-Vorgänger "Spectre" lieferte Sam Smith die Musik. "Ich bin so erleichtert, endlich darüber zu sprechen, das war meine eigene streng geheime Mission", sagte Sam Smith im britischen Radio. Er habe das Drehbuch von "Spectre" gelesen und dann in gerade mal 20 Minuten den Titelsong "Writing's On The Wall“ dazu geschrieben - das sei Rekord für ihn.
Bild: picture-alliance/Jazz Archiv/Michi Reimers
Gold, Brillianten und der Mond
So können wir nur in Erinnerungen schwelgen: Shirley Bassey sang gleich für drei Bond-Filme das Titellied: "Goldfinger" (1964), "Diamonds are Forever" (1971) und "Moonraker" (1974). "Goldfinger" wurde zu einem ihrer größten Erfolge. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Films 2014 produzierte die gebürtige Waliserin ein neues Album mit einer Neuaufnahme ihres alten Bond-Klassikers.
Bild: Getty Images
Thunderball und der Tiger
Tom Jones, der "Tiger", und wie Shirley Bassey aus Wales, sang das Titellied für den vierten James-Bond-Film. In "Thunderball" spielte, wie in den vorigen dreien, Sean Connery den "007". Der Songtext beschreibt den Titelhelden perfekt: "Immer läuft er, wenn andere gehen, er handelt, wenn andere Männer nur reden, er schaut diese Welt an und will sie ganz, also legt er los wie ein Feuerball."
Bild: Getty Images/AFP/L. Neal
Untersterblich: Leben und sterben lassen
Paul McCartney und seine Frau Linda schrieben "Live and Let Die" für den gleichnamigen Film 1973 ("Leben und sterben lassen"), interpretiert wurde der Song von McCartneys Band "Wings". Die Oscar-nominierte Single war extrem erfolgreich. Nach sieben Filmen als Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät seit 1962 wurde Sean Connery von Roger Moore abgelöst.
Bild: Getty Images/J. Dyson
Wie es der Titel sagt: Besser geht es nicht!
In "Der Spion, der mich liebte", dem zehnten Film der Bond-Reihe, singt Carly Simon 1977 den Titelsong "Nobody Does It Better". Zum ersten Mal seit "James Bond jagt Dr. No", dem allerersten Bond-Film, weicht der Titel vom Filmtitel ab. Der Song war nicht nur ein Riesenerfolg für die Sängerin, sondern auch einer der erfolgreichsten Bond-Songs aller Zeiten.
Bild: Getty Images for Tribeca Film Festival/J. Corrigan
In tödlicher Mission
Sheena Easton ist die Interpretin des Titelliedes von "In tödlicher Mission" aus dem Jahre 1981: "For your eyes only". Diesmal war wieder Roger Moore der Geheimagent 007. Die schottische Sängerin ist sogar in der Titelsequenz auf der Leinwand zu sehen, eine absolute Ausnahme.
Bild: Getty Images/Cover/C. Muina
Im Visier
"Golden Eye " ist der Titelsong des gleichnamigen 17. James-Bond-Films. Er ist einer der größten Hits der Soul- und Pop-Sängerin Tina Turner. 1995 gibt es auch wieder einen neuen Bond-Darsteller, dieses Mal ist es der irische Schauspieler Pierce Brosnan.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Volfik
Kein guter Zeitpunkt für den Tod
"Stirb an einem anderen Tag"- auch Madonna schrieb und sang für James Bond, für den gleichnamigen Film 2002. Der Song klingt anders als seine Vorgänger, war aber weltweit erfolgreich. Für Pierce Brosnan war der Film "Stirb an einem anderen Tag" sein letzter Auftritt als 007.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Trueba
Wenn der Himmel fällt
Den Titelsong zu "Skyfall", den 23. Bond-Film, schrieb und sang die überaus erfolgreiche britische Sängerin und Songwriterin Adele. Es war, so erinnert sie sich, "einer der stolzesten Augenblicke" ihres Lebens. 2013 dann räumt sie den Oscar für den besten Filmsong ab - der erste Oscar überhaupt für einen James-Bond-Filmsong.
Bild: Getty Images
10 Bilder1 | 10
Jung, musikalisch, kreativ
Ihren ersten Song veröffentlichte sie bereits im Herbst 2015 auf Soundcloud. Finneas O'Connor, Eilishs vier Jahre älterer Bruder, half der damals noch nicht ganz 14-Jährigen, "Ocean Eyes" - eine Liebesballade, in der es aber auch um brennende Städte und Napalmhimmel geht - im heimischen Schlafzimmer aufzunehmen.
Die beiden Kids stammen aus einer Künstlerfamilie und wurden mit viel Raum für Kreativität zu Hause unterrichtet. Eilish, die mit vollständigen Namen Billie Eilish Pirate Baird O’Connell heißt, schrieb schon mit 11 Jahren ihre ersten Songs. Außerdem fotografierte sie, drehte Videos und zeichnete - häufig auch ihre Alpträume.
"Ocean Eyes" wurde ein Soundcloud-Hit und erregte die Aufmerksamkeit des Labels Interscope Records, die Eilish unter Vertrag nahmen. Auch Finneas wurde mit an Bord geholt und tritt seitdem bei all ihren Veröffentlichungen als Produzent und Co-Songwriter in Erscheinung. 2016 folgte dann das Video und der große Erfolg auf YouTube. Mit ihrem intensiven Clip - Billie schaut dem Betrachter fast die komplette Zeit direkt in die Augen, nur dünne Nebelschwaden verschleiern die Sicht - traf sie den Nerv ihrer Zeit, ihrer Generation.
Denn die hatte längst genug von den Hochglanz-Stars à la Beyoncé Knowles und feierte die am 18. Dezember 2001 geborene Eilish als eine Art Antistar - ohne Glamour und perfektes Styling. Dass sie damit auch schon wieder - wenngleich ungewollt - die Philosophie von Instagram bediente, sei mal dahin gestellt.
Billie Eilish sticht heraus aus dem Pop-Alternativ-Kosmos, oder wie auch immer man es nennen mag. Und das nicht nur wegen ihrer knallbunten Outfits. In ihrem Auftreten blitzt Verletzlichkeit durch, vielleicht auch die Verlorenheit ihrer Generation, die zwischen Smartphone und ständiger Erreichbarkeit nicht mehr gelernt hat, dass man sich auch verbindlich verabreden kann. Wer ihr in den Sozialen Netzwerken folgt, hat nicht den Eindruck, dass bewusstes Kalkül dahintersteckt.
"When We All Fall Asleep..." - Und was kommt dann?
In ihren Songs thematisiert sie offen ihre Ängste, ihren Schmerz und ihre Selbstzweifel. "Don't say that I'm not your type. Just say that I'm not your preferred sexual orientation" ("Sag nicht, ich wäre nicht, Dein Typ. Sag lieber, ich entspreche nicht Deiner sexuellen Orientierung") heißt es etwa "Wish You Were Gay". Ihrer Fangemeinde bietet sie damit Identifikation, Perspektive und auch eine Alternative. Sie steht zu ihrer Krankheit, dem Tourette-Syndrom, und wird gerade deshalb respektiert. Irgendwie erreicht sie damit eben auch die Generation jenseits der 20. Selbst das sonst schon etwas konservativere Musikmagazin "Rolling Stone" nahm Eilishs Platte in die Top 10 ihres Jahresrückblick 2019 auf. 2020 sammelt sie weitere Erfolgstrophäen. Es geht alles so schnell, dass man sich etwas Sorgen macht, wie sie das durchhalten kann.