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Billigstflieger Ryanair?

31. Januar 2017

"Eines Tages sollen alle Tickets bei uns kostenlos sein." Michael O'Leary, Chef der irischen Ryanair, mag es schlicht. In einem Interview beschreibt der Manager seine Vision vom Flugverkehr der Zukunft.

Airline Ryanair
Bild: picture-alliance/dpa/F. von Erichsen

Ryanair ist als Billigflieger bekannt – aber so billig? Fliegen, ohne dafür zu bezahlen? Die Reporterin vom deutschen "Handelsblatt" verbirgt ihr Erstaunen nicht: "Das klingt verwegen. Wie wollen Sie dann Geld verdienen?"

Schon jetzt sind die Flugtickets von Ryanair nach Angaben des Chefs im Schnitt 40 Prozent billiger als die anderer Airlines. Mit der Billigtaktik ist Ryanair seit dem Start des Unternehmens vor dreißig Jahren zur größten Fluglinie Europas geworden. Im vergangenen Jahr überholte Ryanair mit 117 Millionen transportieren Fluggästen erstmals die deutsche Lufthansa, die bis dahin an Platz eins stand.

Michael O'Leary, seit 20 Jahren Chef bei RyanairBild: AP

Jetzt ist vorsichtiges weiteres Wachstum angesagt, so der Chef in dem Zeitungsgespräch, aber die Ticketpreise sollen bei Ryanair weiterhin sinken. Und das Geldverdienen? "Mit Zusatzleistungen: Snacks während des Flugs, Internet, Werbung - wo immer es möglich ist."

Möglichkeiten, rund um einen Flug Geld zu verdienen, gibt es viele.  O'Leary, heißt es, hat früher auch schon einmal darüber nachgedacht, für den Gang zur Bordtoilette Geld zu verlangen. Und wenn es nicht verboten wäre, würde er auch Stehplätze im Flugzeug anbieten – für wenig Geld, versteht sich.

Ein Drittel "Nebengeschäfte"

Schon jetzt machen solche "Nebengeschäfte" bei Rynair fast ein Drittel des Umsatzes aus. Im Jahr 2015 waren es genau 16,34 Dollar pro Passagier oder 24 Prozent des gesamten Umsatzes. Wie weit man damit kommen kann, zeigt die US-Fluglinie Spirit. Sie ist Weltmeister der Zusatzeinnahmen, selbst für das Handgepäck muss der Passagier zahlen - und der Passagier zahlt: Spirit steigerte die Zahl seiner Fluggäste von 5,5 Millionen im Jahr 2008 auf 18 Millionen im Jahr 2015.

Die traditionellen Fluglinien tun sich da deutlich schwerer. In der Lufthansa-Gruppe kommen auf jeden Passagier 13,87 Dollar Nebeneinkünfte. Das machte im Jahr 2015 nur 5,5 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Aber auch die Lufthansa will hier mehr: Künftig sollen Upgrades oder der Zugang zur Lounge intensiver vermarktet, sprich: einträglicher werden. So will die Lufthansa den Anteil der zusätzlichen Erlöse verdreifachen.

Ryanair: seit 2016 vor Lufthansa Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Einfach dürfte das nicht sein. Denn die klassischen Airlines machen ihr Geld vor allem auf den Langstreckenflügen. Hier sind die Passagiere daran gewöhnt, dass viele Angebote währen des Fluges im Ticketpreis enthalten sind.

Ryanair-Chef O'Leary zeigt sich davon wenig beeindruckt: "Es geht letztlich nur um den Preis." Auch Lufthansa-Kunden würden alles akzeptieren, wenn sie weniger zahlen müssen. "Warum sagen alle, dass die Deutschen nicht zu Billigfliegern wechseln würden? Deutschland ist die Heimat von Aldi und Lidl", argumentiert O'Leary. "Die Deutschen würden sofort wechseln."

Zubringer Ryanair?

Der Chef der Billiglinie preist Ryanair damit als Partner für Lufthansa an. Ein Teil des eigenen Wachstums werde aus dem Zubringer-Geschäft mit den traditionellen Fluglinien kommen. "Das ist unausweichlich. Man muss nicht an allen Fronten gegeneinander kämpfen." Ryanair wolle zwar bis 2025 auf 200 Millionen Passagiere wachsen. Aber nicht auf der Langstrecke: Dieses Geschäft überlasse man besseren anderen, so O'Leary.

Billigflieger: Bezahlen für einen Stehplatz?Bild: picture-alliance/dpa

"Wir haben keine Pläne mehr, Transatlantikflüge anzubieten. Wir haben in den vergangenen Jahren 400 neue Flugzeuge bestellt, weil wir im europäischen Kurzstreckengeschäft wachsen wollten", sagte O'Leary. Für die Langstecke hingegen könne man derzeit gar keine Flugzeuge finden. Ryanair sei aber ohnehin zu beschäftigt damit, auf der kurzen Strecke zu wachsen: "Ich habe keine Zeit mehr für Transatlantikflüge."

Ryanair beschäftigt derzeit rund 11.500 Mitarbeiter und fliegt vor allem Ziele in Europa an. Im vergangenen Jahr wuchs die Passagierzahl um 15 Prozent. Wirkliche Konkurrenz gebe es für seine Airline in Europa nicht mehr, behauptet O'Leary in dem Interview mit dem "Handelsblatt". Und das Ziel "kostenloses Ticket"? Da kann der Chef auch selbstkritisch klingen: "Wir werden das vielleicht nie erreichen, aber das ist zumindest unser Ziel."

ar/ul (afp, dpa, Handelsblatt)

 

 

    
 

 

 

 

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