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Tour de France: Biniam Girmay - Radsport-Held aus Afrika

Tom Mustroph bei der Tour de France
9. Juli 2025

Biniam Girmay kann bei dieser Tour de France noch nicht an die Erfolge von 2024 anknüpfen. Der Sprinter aus Eritrea bleibt aber optimistisch. Der Rad-WM in Ruanda, der ersten in Afrika, steht er kritisch gegenüber.

Biniam Girmay feiert nach der ersten Tour-Etappe auf dem Podium im weißen Trikot des besten Jungprofis
Nach der ersten Etappe 2025 durfte Biniam Girmay für einen Tag das weiße Trikot des besten Jungprofis tragenBild: Roth/CV-SG/picture alliance

Erfolg zu haben ist schwer, Erfolge zu wiederholen gestaltet sich oft noch schwerer. Diese Erfahrung macht bei der aktuellen Tour de France auch Afrikas prominentester Radsportler Biniam Girmay. Im letzten Jahr gewann er in Frankreich drei Etappen im Sprint, holte zudem das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers - als erster schwarzer Radprofi aus Afrika.

Es war ein toller Erfolg für den Eritreer und zugleich ein Meilenstein für den afrikanischen Radsport. In Asmara, der Hauptstadt Eritreas, wurde Girmay mit einem Autokorso empfangen. Menschen tanzten und jubelten, trugen Banner mit dem Bild ihres Helden. Auch bei dieser Tour de France, Tausende Kilometer von der Heimat entfernt, feiern ihn Fans aus Eritrea lautstark. Sie sind eine der auffälligsten Fangruppen bei dieser Tour.

Form stimmt, Erfolge fehlen noch

Girmay kann an die Erfolge vom letzten Jahr aber noch nicht anknüpfen. Immerhin, bei der Auftakt-Etappe wurde er Zweiter hinter dem Belgier Jasper Philipsen. "Ich habe mich gut gefühlt und den Tag genossen", sagte Girmay hinterher. "Aber ich musste alles allein machen, verbrauchte deshalb viel Energie. Und am Ende war Jasper der Schnellste."

Auf der Haben-Seite kann er seine gute Form verbuchen, wie der zweite Platz an diesem Tag bewies. Dennoch war er unzufrieden. "Ich bin etwas enttäuscht", sagte der 25 Jahre alte Radprofi. "Ich hätte zumindest gern einen Teamkollegen bei mir gehabt. Das muss besser werden. Aber es ist, wie es ist. Wir sind bei der Tour de France, und da wird nicht immer alles perfekt laufen."

Auf der zweiten Etappe lief es eher schlechter. Es gipfelte in einem Defekt, bei dem sich Girmay unglücklich am Knie verletzte. Das beeinträchtigte ihn. Die Tour de France setzt er dennoch fort. Denn Girmay hat weiterhin große Ziele: Er will erneut mindestens eine Etappe gewinnen und auch um das Grüne Trikot kämpfen.

Als Mensch gereift

Belastet ihn der Druck, die Erfolge des Vorjahrs wiederholen zu müssen? "Nein, das verschafft mir nur Motivation", antwortete der Sprint-Spezialist aus Eritrea. "Ich habe mit ein paar Jungs gesprochen, die schon viele Male dabei waren, und die sagen, nur eine Etappe zu gewinnen, ist schon superhart. Und ich hatte in einem Jahr drei [Tagessiege - Anm.d.Red.]. Das gibt mir viel Selbstvertrauen für meine gesamte noch folgende Karriere."

Als Mensch hat sich Biniam Girmay trotz seiner Erfolge nicht verändert, finden Menschen aus seinem engeren Umfeld. "Es gibt mehr Leute, die etwas von ihm wollen. Er ist aber immer noch derselbe", sagt sein Trainer und sportlicher Leiter, der Niederländer Aike Visbeek. "Seine Karriere geht schnell voran. Aber es ist nicht so sehr das Grüne Trikot, was ihn verändert hat, sondern mehr die Tatsache, dass er ein junger Mann ist, der immer reifer wird."

Tour 2024: Girmay (2.v.r.) neben Gesamtsieger Tadej Pogacar (r.) sowie dem besten Bergfahrer Richard Carapaz (2.v.l.) und dem besten Jungprofi Remco Evenepoel (l.) Bild: Bruno Bebert/Bestimage/IMAGO

Um seine besondere Rolle als Repräsentant Afrikas weiß dieser gereifte junge Athlet. "Ich will zunächst das Beste für mich selbst und meine Familie leisten", sagt Girmay. "Dieses Jahr bin ich leider der einzige Fahrer aus Afrika. Aber natürlich ist es sehr schön für mich, mein Land und auch meinen Kontinent zu vertreten."

Girmays Start bei Rad-WM in Ruanda weiter ungewiss

Skeptisch allerdings sieht Girmay den Weltmeisterschaften in Ruanda (21. bis 28. September 2025) entgegen, den ersten Welt-Titelkämpfen auf dem afrikanischen Kontinent. Zeitweise stellte er sogar seinen Start dort infrage. Er bemängelte, dass der WM-Kurs für Bergfahrer gemacht sei, nicht für einen Sprinter wie ihn.

"Für Afrika ist es ein Meilenstein. Für mich aber ist der Kurs weit über meinen eigenen Möglichkeiten", sagte Girmay Anfang des Jahres. "Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt ins Ziel kommen würde. Dann anzutreten, ist sinnlos." Eine Tür ließ er aber offen. Wenn sein Land ihn rufe, dann sei er zur Stelle, so der Radprofi aus Eritrea.

Für Biniam Girmay ist es immer eine Ehre, für seine Heimat Eritrea anzutreten - wie hier bei den Olympischen Spielen in ParisBild: David Davies/PA Wire/picture alliance

Während der Tour de France mochte Girmay zum Thema Weltmeisterschaft nichts sagen. Trainer Visbeek ist aber weiterhin skeptisch: "Er [Girmay] ist immer noch enttäuscht über die Streckenführung. Ich denke, mit einem solchen Parcours hilft man den afrikanischen Radsportlern nicht wirklich. Man macht es sehr schwer, und das ist traurig."

Biniam Girmay konzentriert sich momentan ohnehin voll und ganz auf die Tour de France. Im Klassement für das Grüne Trikot liegt er auch dank seiner Teilnahme an den Zwischensprints noch gut im Rennen. Er stürzte bisher auch nicht schwer, im Gegensatz zum Sieger der ersten Etappe, Jasper Philipsen, der das Rennen aufgeben musste. Und ein paar Chancen für Sprinter wie Girmay hält die Streckenführung dieser Tour de France immerhin noch parat.

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