Ein in Köln festgenommener Tunesier hatte sich im Internet Zutaten und Geräte zur Herstellung von Rizin besorgt. Doch woher stammt diese Bio-Waffe eigentlich und wie wirkt dieses Gift?
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Rizin ist eines der gefährlichsten Gifte, die in der Natur vorkommen. Je nachdem, wie man die Substanz aufnimmt, ist schon weniger als ein Milligramm tödlich. Die toxische Wirkung kann laut Robert-Koch-Institut (RKI) oral, über die Haut, den Magen und inhalativ erfolgen. Gespritzt, eingeatmet oder verschluckt, hindert das farb- und geruchlose Gift den Körper daran, lebenswichtige Eiweißstoffe herzustellen. Denn ist das Gift erst einmal im Inneren des Körpers angekommen, bindet Rizin an Zuckermoleküle, die überall auf den Oberflächen der Körperzellen angebracht sind.
Bei einer Vergiftung treten die Symptome erst mit Verzögerung auf: es kommt zu hohem Fieber, Blutdruckabfall, erhöhte Herzfrequenz, Erbrechen und blutigem Durchfall. Als Folge versagen das Zentrale Nervensystem, die Nieren, die Leber oder andere Organe. Rizin kann auch die Atemwege lähmen; der Tod durch Herz-Kreislauf-Schock oder Organversagen tritt innerhalb weniger Tage ein.
Die Inkubationszeit ist laut RKI abhängig von der Dosis und der Art, wie man mit dem Gift in Berührung kommt - also ob über die Atemwege, den Magen oder die Haut. Die ersten Symptome treten nach oraler Aufnahme schon nach wenigen Stunden, meist innerhalb von 48 Stunden auf. Bisher existiert kein offizielles Gegengift. Es gibt aber auch Menschen, die gegen Rizin immun sind.
Herkunft der Bio-Waffe
Das Gift kommt in den Samen des Wunderbaums vor. Der stammt aus dem Nahen Osten und Nord-Afrika und heißt auf Latein „Ricinus communis“. Der Wunderbaum schützt seine Samen mit Rizin vor Fressfeinden. Die rötlichbraun-marmorierten, bohnenförmigen Samen des Wunderbaum sind an sich nicht gefährlich, selbst wenn ein Kind eine Bohne in den Mund genommen oder runtergeschluckt haben sollte, verläuft die Vergiftung meist glimpflich. Denn aus einem intakten Samen wird das Gift nur in geringer Menge freigesetzt. Erst wenn das Kind die Bohne zerkaut oder lange im Magen hat, kann es zu einer vermehrten Freisetzung des Gifts kommen.
Aus dem Samen des Baumes wird tatsächlich auch das Rizinus-Öl gewonnen. Das stark abführende Öl ist ungiftig und wird in der Medizin und für Kosmetikprodukte verwendet. Das Gift selber wird also eher aus dem gewonnen, was bei der Öl-Herstellung übrig bleibt. Erst wenn man das Gift isoliert und entsprechend aufarbeitet, kann es auch eingeatmet oder gespritzt werden.
"Potenziell biologischer Kampfstoff"
Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft Rizin als "potenziellen biologischen Kampfstoff" ein.
Bereits im ersten Weltkrieg haben die USA geprüft, wie sie Rizin als Waffe nutzen könnten, etwa ob Munition mit dem Gift präpariert werden kann. Außerdem wurde untersucht, Rizin mit Staub zu verbreiten, so dass es eingeatmet wird.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die militärischen Versuche eingestellt – andere Chemiewaffen waren einfach noch wirkungsvoller. Rizin unterliegt nach wie vor der Biowaffen- und der Chemiewaffenkonvention. Handel und Umgang mit der Reinsubstanz sind seit 1997 beschränkt.
Trotzdem wurde Rizin meist mehrfach als Waffe eingesetzt. Einen besonders spektakulären Fall gab es 1978 in London: Da wurde der bulgarische Dissident Georgi Markow auf offener Straße ermordet. Der bei der BBC beschäftigte Schriftsteller war mutmaßlich von einem Agenten des bulgarischen kommunistischen Geheimdienstes mit einem Regenschirm ins Bein gestochen worden. In der Schirmspitze steckte ein Kügelchen mit dem Gift Rizin. Drei Tage später war Markow tot.
Was Rizin in Bezug auf bioterroristische Anschläge so attraktiv macht ist die Tatsache, dass es relativ leicht erhältlich ist: Weltweit sollen pro Jahr mehr als eine Million Rizinus-Samen verarbeitet werden. Entsprechend wurde das Gift bereits unter anderem bei einer rechtsextremen Gruppe in den USA und bei einem Al-Qaida-Arm im Jemen gefunden. Auf den in Köln verhafteten Tunesier waren Sicherheitsbehörden wegen auffälliger Interneteinkäufe gestoßen. Unter anderem habe der Mann bei einem Internet-Versandhändler 1000 Rizinus-Samen und eine elektrische Kaffeemühle gekauft.
10 giftige Tiere dieser Welt
Giftige Tiere gibt es wie Sand am Meer. Hier zeigen wir Ihnen zehn Tiere, denen Sie wahrscheinlich weder im Sand noch im Meer begegnen wollen. Ganz vermeiden lassen sich solche Begegnungen jedoch nicht immer...
Bild: Imago/blickwinkel
Gefährliches Strandgut
So ist einer Frau in Australien eine vom Sturm angespülte Plättchen-Seeschlange begegnet. Das rund 80 Zentimeter lange Tier ist in fast allen Meeren dieser Erde zuhause. Natürliche Feinde hat die Schlange keine. Bereits winzige Mengen ihres Giftes sind tödlich. Zum Glück gilt die Plättchen-Schlange nicht als aggressiv und lebt eigentlich weit weg von der Küste.
Bild: picture alliance/Photoshot/BCI/J. Visser
Seewespe
Ebenfalls in australischen Gewässern fühlt sich diese Seewespe (auch Würfelqualle) wohl. Sie ist hauptsächlich in tropischen und subtropischen Meeren zu finden. Ihr Schirm wird etwa 20 Zentimeter groß, ihre Tentakel drei Meter lang. Das Gift greift das Herz, das Nervensystem und die Hautzellen an. Bei den mehr als 5500 bekannten Todesfällen führten Schockzustände oder Herzattacken zum Ertrinken.
Bild: AP
Vespa Mandarinia
Die Vespa Mandarinia - besser bekannt als Asiatische Riesenhornisse - lebt in Ost- und Südostasien. Sie ernährt sich fast nur vegetarisch oder von kleinen bis mittelgroßen Käfern. Die Hornisse wird bis zu 5,5 Zentimeter lang. Sticht sie mit ihrem sechs Millimeter langen Stachel zu, ist dies sehr schmerzhaft. Ihr Gift wirkt fleischzersetzend - und lockt weitere Hornissen an.
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Rotrückenspinne
Sie ist eine der giftigsten Spinnen der Welt. Allerdings sind lediglich die Weibchen gefährlich. Das Nervengift der Rotrückenspinne führt zu Krämpfen und Schmerzen. Lebensgefährlich wird es, wenn das Gift das Atemzentrum erreicht. Ihre Hauptnahrung sind geflügelte Insekten. Ursprünglich ist die Spinne in Australien beheimatet, mittlerweile hat sie sich aber bis nach Japan ausgebreitet.
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Gelber Mittelmeerskorpion
Der Lebensraum des Gelben Mittelmeerskorpions erstreckt sich von Nordafrika bis in den Nahen Osten. Das bis zu zehn Zentimeter lange Tier bevorzugt trockene Steinwüsten und lebt unter Steinen oder in Mauerritzen. Der Skorpion gilt als angriffslustig und schnell. Bei seinem Gift handelt es sich um ein Neurotoxin, das auf das zentrale Nervensystem wirkt. Es soll 18 Mal wirksamer sein als Zyankali.
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Schrecklicher Pfeilgiftfrosch
Dieser kleine Kerl gilt als giftigster Frosch der Welt. Die Chocó-Indianer in Kolumbien nutzen sein Gift für ihre Blasrohrpfeile, um so Beute zu erlegen. Der Frosch nimmt das Gift - genau wie der Zweifarbenpitohui, einer der wenigen giftigen Vögel dieser Welt - über seine Nahrung auf. Forscher vermuten, dass es der Melyridae-Käfer ist, der den Giftstoff Batrachotoxin in sich trägt.
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Echter Steinfisch
Er ist in tropischen und subtropischen Flachgewässern zuhause. Man findet ihn vom Roten Meer bis Australien. Gut zwischen Korallen getarnt, wartet der bis zu 40 Zentimeter lange Lauerjäger auf seine Opfer. Unfälle mit Menschen passieren, weil Schnorchler oder Taucher versehentlich in die Giftstacheln greifen. Die Folgen: unerträgliche Schmerzen, Herzrhythmusstörungen oder Atemstillstand.
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Blauringkrake
Der Krake wird bis zu 20 Zentimeter groß. Besonders auffällig sind die Ringe auf der Haut, die bei Bedrohung blau leuchten. Beim Biss sondert er einen hochgiftigen Speichel ab, der ein schnell wirkendes Nervengift enthält. Das Opfer ist bewegungsunfähig, bleibt aber bei vollem Bewusstsein. Das Gift stammt von verschiedenen Bakterien, die im Speichel des Tieres vorkommen.
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Landkarten-Kegelschnecke
Die Landkarten-Kegelschnecke ist eine in tropischen Gewässern vorkommende Schneckenart. Sie wird bis zu 15 Zentimeter lang und ist wegen ihrer schönen Musterung ein begehrtes Sammlerobjekt. Der Griff nach ihr kann jedoch tödlich enden, da sie blitzschnell ihren Giftpfeil abschießen kann. Bislang ist kein Gegengift bekannt.
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Krustenanemone
Bei der Krustenanemone handelt es sich um eine auf der ganzen Welt verbreitete Korallenart. Beliebt ist sie bei Aquarienbesitzern, jedoch ist Vorsicht geboten: Die Palythoa-Arten tragen eines der stärksten natürlichen Gifte in sich, Palytoxin. Ein Gegengift gibt es auch hier nicht.
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Die giftigsten Pilze
In Deutschland beginnt die Pilzsaison. Und da droht Verwechslungsgefahr. Gerade Einwanderer und Flüchtlinge verwechseln häufig Giftpilze mit ihnen bekannten Speisepilzen. Das hier sind die tückischsten Arten.
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Eine tödliche Gefahr
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze Deutschlands. Ende Juli 2017 wurden fünf Einwanderer aus Osteuropa in der Medizinischen Hochschule Hannover eingeliefert, die ihn gegessen hatten. 2015 war ein 16-jähriger Flüchtling an akutem Nierenversagen gestorben. Bereits 35 Gramm des Giftpilzes können für einen erwachsenen Menschen tödlich sein.
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Essbarer Verwandter
Der Knollenblätterpilz stammt aus der Familie der Wulstlinge. Daher wird er von Menschen aus dem Mittelmeerraum oft mit dem Eier-Wulstling verwechselt, der dort häufig vorkommt. Der echte Eier-Wulstling ist essbar. Aber es gibt auch einen giftigen Ockerscheidigen Eier-Wulstling. Die Verwechslungsgefahr bei allen Pilzen dieser Gattung ist extrem hoch.
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Giftig oder essbar?
Dieser Riesenschirmling stammt aus der Familie der Champignonverwandten. Auch unter dem Namen Parasol bekannt gilt er unter Kennern als eine kulinarische Spezialität. Für Laien ist er aber kaum von nahen aber giftigen Verwandten unter den Schirmlingen zu unterscheiden. Er kommt vor allem auf Weiden und nährstoffreichen Böden vor.
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Tod durch Nierenversagen
Auch der Spitzgebuckelte Raukopf wird häufig mit einem beliebten Speisepilz verwechselt: dem Pfifferling. Der Raukopf ist einer der giftigsten Pilze Europas. Ähnlich wie beim Knollenblätterpilz führt sein Giftstoff Orellanin zu Nierenversagen. Erste Symptome treten oft erst nach Tagen auf: Kopf- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Lendenbereich, Schüttelfrost und brennender Durst.
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Delikatesse oder Giftzwerg?
Der Gifthäubling ist von einem nahen Verwandten, dem Stockschwämmchen, kaum zu unterscheiden. Das essbare Stockschwämmchen hat einen nussigen, würzigen Geschmack. Beim Gifthäubling reichen bereits 100 bis 150 Gramm für eine tödliche Vergiftung. Sein Gift sind Amatoxine. Das sind die gleichen Wirkstoffe, die auch den Knollenblätterpilz so tödlich machen.
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Warnfarbe rot!
Der Fliegenpilz ist zwar nur schwach giftig aber nicht harmlos. Verwechseln kann man ihn nicht. Sein Erscheinungsbild ist einzigartig. Die Vergiftungssymptome sind dem Alkoholrausch ähnlich: Verwirrung, Sprachstörungen, starke motorische Unruhe, Mattigkeit, Angstgefühl, Gleichgültigkeit oder auch extreme Euphorie.
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Giftigkeit schwer einschätzbar
Risspilze gibt es in 500 verschiedenen Sorten. Einige sind essbar, andere giftig. Sie enthalten - so wie auch der Fliegenpilz - das Gift Muscarin. Es löst Speichel- und Tränenfluss, Schweißausbruch, Erbrechen und Durchfall aus. Eine Vergiftung kann durch Herzlähmung zum Tode führen. Daneben enthalten einige Risspilze auch das psychodelisch wirkende Psylocibin.
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Besser stehen lassen
Viele der über 100 Trichterlingsarten sind essbar, andere sind giftig. Diese enthalten das Nervengift Muscarin. Es gibt Fälle, wo der Verzehr von Trichterlingen eine Erythromelalgie verursacht hat. Das ist eine Nervenerkrankung der Blutgefäße, die zu Schwellungen, Rötungen und Schmerzen an einzelnen Gliedmaßen führt.
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Professionelle Beratung
Viele Pilze sind lecker und bekömmlich. Aber es ist (lebens-)wichtig zu wissen, was man tut. Wer also nicht sicher ist, soll sich an professionelle Pilzberater oder an Apotheker wenden und den Korb nach dem Sammeln durchchecken lassen. Und noch etwas: Pilze aus Blumentöpfen oder vom Balkon soll man besser gar nicht essen, weil sie schneller Schadstoffe aufnehmen als Waldpilze.