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Biokiller

28. August 2009

Er gilt als Wunderwaffe der biologischen Schädlingsbekämpfung: der Asiatische Marienkäfer, nach Europa eingeführt, um Blattläuse in den Gewächshäusern zu fressen. Nun ist der Import-Käfer in die freie Natur entwischt.

Asiatischer Marienkäfer (Foto: DW-TV)
Gefährliches Insekt: Der Asiatische Marienkäfer ist in Deutschland auf dem VormarschBild: DW-TV

Dort vermehrt er sich rasant, verdrängt die einheimischen Marienkäfer und richtet wirtschaftlichen Schaden an. Wissenschaftler untersuchen, warum sich der Käfer so ungehindert verbreiten kann.

Vom Nützling zum Schädling

Der Asiatische Käfer (Harmonia axyridis) steht seit langem unter Beobachtung. Auch Urs Wyss, Professor an der Universität Kiel und Experte für Nützlinge, lässt ihn nicht mehr aus den Augen: "Der Asiatische Marienkäfer ist vital, sehr zäh und unglaublich gefräßig."

Lange galt der Käfer als wirksames Instrument in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Also wurde er nach Europa importiert, besaß er doch alle Eigenschaften eines idealen Blattlausvernichters. Doch dann gelangte er aus dem Treibhaus in die Umwelt, und dort breitet er sich immer mehr aus.

Hungriges Insekt: Blattläuse stehen auf dem SpeiseplanBild: DW-TV

Anders als viele Insekten hat der Asiatische Marienkäfer in Mitteleuropa keine natürlichen Feinde. Wo er auftaucht, müssen seine einheimischen Verwandten weichen. Wyss geht deshalb davon aus, dass der Asiate aus Deutschland nicht mehr vertrieben werden kann: "Wir werden mit ihm leben müssen, und die anderen Marienkäferarten auch."

Inzwischen taucht der Käfer an immer mehr Orten auf, verdrängt die einheimischen Marienkäfer-Arten und entwickelt sich mehr und mehr zum Schädling, etwa im Weinbau: Er sondert einen bitteren Geschmacksstoff ab, der ganze Weinernten verderben kann.

Deutscher Wein blieb bislang von dem Käfer verschont

Besonders bewacht: Wein könnte dem Asiatischen Marienkäfer zum Opfer fallenBild: DW-TV

Auch Wissenschaftler an der Universität Gießen interessieren sich für das Insekt. Sie wollen herausfinden, warum sich der Asiatische Marienkäfer in Mitteleuropa so erfolgreich durchsetzt. Schnell stellen sie fest: der Käfer ist äußerst gefräßig. Er vertilgt fünfmal soviel Blattläuse wie sein deutscher Artgenosse, erklärt Insektenforscher Andreas Vilcinskas: "Wenn keine Blattläuse da sind, frisst er auch andere Insekten, auch einheimische Marienkäferlarven, die dadurch dezimiert werden. Der Asiatische Marienkäfer kann ein ganz breites Spektrum an verschiedenen Insekten nutzen."

Macht Blut den Käfer stark?

Macht dies den Asiaten so robust, dass er auch den mitteleuropäischen Winter in Massen überlebt? Die Gießener Wissenschaftler vermuten, dass der Grund dafür in seinem Blut liegt, der Hämolymphe.

Darin haben sie Immunzellen entdeckt, die das Wachstum von Bakterien stoppen können - eine wirksame Abwehr gegen Krankheitserreger. "Die Wirkung der Hämolymphe auf Bakterien ist deutlich stärker als bei allen anderen untersuchten einheimischen Marienkäferarten," erklärt Vilcinskas, "die erhöhte Widerstandskraft gegen Bakterien könnte auch erklären, warum größere Teile der Population im Winter überleben, als es bei den einheimischen Marienkäferarten der Fall ist."

Autorin: Gabriele Rose

Redaktion: Klaus Dartmann

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