1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

BIP: Deutsche Wirtschaft wächst langsamer

29. Oktober 2021

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt hat auch im dritten Quartal zugelegt, doch Lieferengpässe und Energiepreise bremsen das Wachstum. Von anderen Euroländern gibt es ebenfalls Konjunkturzahlen.

Maschinenbau in Deutschland
Bild: dpa/picture alliance

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 1,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. "Damit setzte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft im Sommer weiter fort", erklärten die Statistiker. Das Wachstum im dritten Quartal wurde den ersten vorläufigen Berechnungen zufolge vor allem von höheren privaten Konsumausgaben getragen. 

Von Reuters befragte Experten hatten allerdings mit einem höheren Wachstum von 2,2 Prozent gerechnet, nachdem die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal revidiert um 1,9 Prozent gestiegen war. Derzeit liegt die BIP noch  noch immer 1,1 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Dies, wie auch die aktuelle Verlangsamung des Wachstums, ist hauptsächlich auf Lieferengpässe im Sommer zurückzuführen.

Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, dazu: "Die gut gefüllten Auftragsbücher in der Industrie können derzeit nicht in bare Münze umgewandelt werden, da schlichtweg Materialien zum Produzieren fehlen. Die Materialengpässe belasteten also schon das Wachstum im dritten Quartal, sie werden sich im deutschen Bruttoinlandsprodukt aber erst im laufenden Quartal richtig niederschlagen."

Keine Selbstverständlichkeit: Das Wachstum der Exportnation Deutschland wird vom privaten Konsum getragenBild: Daniel Reinhardt/dpa/picture alliance

Noch immer im Krisenmodus

Das Münchner Ifo-Institut schätzt die bislang durch die Engpässe ausgelösten Wertschöpfungsverluste in der hiesigen Industrie auf knapp 40 Milliarden Euro. "Das ist gut ein Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr", erläuterte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

"Die Statistiker haben die zurückliegenden beiden Quartale nach oben revidiert", hält Jörg Krämer von der Commerzbank fest. "Allerdings sind mit den steil ansteigenden Corona-Infektionen und den länger anhaltenden Materialengpässen zuletzt dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufgezogen. Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal kaum noch wachsen."

Ökonomen und Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen gesenkt und rechnen damit, dass sich die Erholung von der Corona-Krise stärker ins nächste Jahr verlagert. Auch der scheidende Wirtschaftsminister Peter Altmaier kappte jüngst die Schätzung für 2021 deutlich auf 2,6 Prozent. Dafür rechnet die Regierung für nächstes Jahr nun mit einem kräftigeren Wachstum von 4,1 Prozent.

Als Risiken für die deutsche Konjunktur gelten neben den globalen Lieferengpässen auch wieder steigende Corona-Zahlen im Winter. Zudem ist die von höheren Energiepreisen getriebene Inflation auf den höchsten Stand seit Oktober 1993 geklettert und belastet Firmen und Verbraucher.

Wachstum im Süden Europas

Die italienische Wirtschaft ist im Sommer stärker gewachsen als gedacht. Zwischen Juli und September stieg das Bruttoinlandsprodukt um 2,6 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten nur mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet.

Italien wurde 2020 besonders hart von der Coronavirus-Pandemie getroffen und musste die schwerste Rezession in der Nachkriegszeit verkraften. Jetzt erholt sich die Wirtschaft aber. Das Wachstum von 2,7 Prozent im zweiten Quartal 2021 wurde vom Statistikamt bestätigt. Für das Gesamtjahr geht die Regierung in Rom von einem Plus von sechs Prozent aus.

Auch in Spanien gewinnt die Konjunktur nach dem Ende des Lockdowns zunehmend an Fahrt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen Juli und September um 2,0 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten allerdings mit einem Plus von 2,7 Prozent gerechnet. Im Frühjahr war die spanische Wirtschaft um 1,1 Prozent gewachsen.

Die Eurozone überzeugt

Während das Wachstum in Deutschland hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, zeichnet sich in der Eurozone ein positiveres Bild ab. Insgesamt hat dort die Wirtschaft ihr Wachstumstempo im Sommer leicht erhöht. Von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit 2,0 Prozent gerechnet. Im zweiten Quartal hatte das Plus 2,1 Prozent betragen.

"Unter den Mitgliedstaaten, für die Daten für das dritte Quartal 2021 vorliegen, verzeichnete Österreich mit einem Wachstum von 3,3 Prozent den höchsten Anstieg im Vergleich zum Vorquartal, gefolgt von Frankreich (drei Prozent) und Portugal mit einem Plus von 2,9 Prozent, so Eurostat. Die niedrigste Wachstumsrate verzeichnete Lettland (+0,3 Prozent). in Litauen stagnierte die Wirtschaft sogar.

dk/hb (afp, dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen