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Birgit Prinz - leise geht eine ganz Große

12. August 2011

Knapp einen Monat nach dem Ende der Frauenfußball-WM hat Deutschlands erfolgreichste Fußballerin, Birgit Prinz, ihren Rücktritt bekannt gegeben. Damit geht eine große Karriere still und unspektakulär zu Ende.

Pressekonferenz mit Birgit Prinz (Foto: dapd)
Bild: dapd

Sie habe die Entscheidung bewusst und gut überlegt getroffen und nicht aus der Emotion nach der WM heraus, erklärte Birgit Prinz auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Das kann man der 33-Jährigen ohne Abstriche glauben, war sie doch nie die Peron, die etwas spontan aus dem Bauch heraus entschieden hat – sie ist einfach der Kopfmensch. Trotzdem sprach sie vom Fußball als der größten Leidenschaft ihres Lebens und dass ihr die Entscheidung schwergefallen sei.

Die WM sollte der goldene Abschluss werden

Ausgerechnet bei der Heim-WM nur noch ErsatzBild: dapd

Schon vor der WM war davon die Rede gewesen, dass für die Rekordnationalspielerin nach dem Turnier Schluss sein würde. Der Titelgewinn sollte der krönende Abschluss einer einzigartigen Karriere werden. Das ging freilich völlig daneben – für Experten nicht ganz unerwartet. Im Grunde zeichnete sich das Ende der Laufbahn der gebürtigen Frankfurterin schon länger ab. Seit der EM 2009 spielte sie keine Partie der Nationalmannschaft mehr komplett durch. Im Vorfeld des Turniers setzte dann auch noch eine Verletzung die 1,79 Meter große Stürmerin monatelang außer Gefecht. Schon in den WM-Vorbereitungsspielen konnte Birgit Prinz nie an ihre große Form anknüpfen.

Eine Spielerin ohne ihren Ruf wäre in der Form wohl gar nicht ins Aufgebot der Nationalmannschaft gerutscht, aber an der Rekordnationalspielerin kam Bundestrainerin Silvia Neid nicht vorbei – im Nachhinein betrachtet wohl ein Fehler. Birgit Prinz konnte überhaupt nicht überzeugen, spielte keine Partie durch und wurde dann gar nicht mehr eingesetzt. So wurde aus dem goldenen Abschluss ein etwas unrühmliches Karriere-Ende.

Eine Karriere der Rekorde

Nach einem Tor jubelnd - wie hier bei der EM 2009 - so kannte man Birgit PrinzBild: AP

Bis auf einen kurzen Abstecher in die USA blieb Birgit Prinz immer ihrer hessischen Heimat treu. Bereits im Jahr 1994 bestritt sie mit nicht einmal 17 Jahren ihr erstes Länderspiel – und traf prompt ins gegnerische Tor. Am Ende ihrer Laufbahn stehen 214 Länderspiele mit 128 Toren in ihrer einzigartigen Bilanz. Bei fünf WM-Teilnahmen absolvierte sie 24 Spiele und schoss 14 Tore. 19 Partien bei Olympischen Spielen brachten zehn Tore. Alle vorgenannten Zahlen stellen Rekorde dar.

Die Liste der Titel und Auszeichnungen ist dementsprechend schier unendlich. Sie ist neunmalige Deutsche Meisterin und zehnmalige Pokalsiegerin, dreimal gelang der Erfolg im UEFA-Cup. Mit der Nationalmannschaft wurde sie fünfmal Europameisterin, zweimal Weltmeisterin und gewann dreimal Bronze bei Olympischen Spielen. Achtmal wurde sie deutsche Fußballerin des Jahres, dreimal Weltfußballerin.

Keine Werbeikone

Die neue und die alte Generation - Fatmire Bajramaj und Birgit PrinzBild: picture-alliance/dpa

Mit der neuen Generation deutscher Fußballerinnen, für die das Aussehen wichtig und Werbung das normalste der Welt ist, kann Birgit Prinz nicht viel anfangen. Sie war immer ein Star wider Willen, meilenweit von einem Glamourgirl entfernt. Für sie zählte der Sport, der Fußball, das ganze Drumherum hat sie eigentlich nur gestört. Einblicke in ihr Privatleben ließ sie nie zu, PR-Termine waren für sie eine lästige Pflicht, Werbung kam für sie nicht in Frage. Mit dieser Einstellung hat sie auf viel Geld verzichtet, Angebote gab es genug. Einmal wollte sie sogar ein italienischer Verein für seine Männermannschaft absolvieren, aber es kam für sie nie in Frage, sich für einen PR-Gag herzugeben – und wenn noch so viel Geld damit zu machen war.

Für Birgit Prinz stand zwar der Fußball im Mittelpunkt ihres Lebens, aber sie war alles andere als eindimensional auf den Fußball fixiert. Quasi nebenbei absolvierte sie Ausbildungen zur Physiotherapeutin und zur Diplom-Psychologin. Hier sieht sie auch ihre Zukunft, vielleicht auch bei ihrem Club 1. FFC Frankfurt.

Autor: Wolfgang van Kann

Redaktion: Ursula Kissel

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