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Hunderte Tote bei Boko-Haram-Terror

6. Juni 2014

Blindwütig mordet die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria weiter. Als Soldaten verkleidet überfielen die Extremisten mehrere Dörfer und töteten wahrscheinlich hunderte Menschen.

Soldaten in Nigeria auf der Suche nach Boko-Haram-Kämpfern (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Extremistengruppe Boko Haram soll bei neuen Angriffen im Nordosten Nigerias bis zu 500 Menschen getötet haben. Augenzeugen berichteten, die schwer bewaffneten Islamisten hätten am Dienstagabend vier Siedlungen überfallen, Männer, Jungen und sogar Babys getötet und sowohl Häuser als auch Moscheen und Kirchen niedergebrannt. Bestätigt sich die Opferzahl, wären es die blutigsten Boko-Haram-Attacken seit Beginn ihres Aufstands vor fünf Jahren.

Betroffen waren die Dörfer Goshe, Attagara, Agapalwa und Aganjara im nordöstlichen Staat Borno. Eine genaue Opferzahl könne bislang nicht genannt werden, da die Boko-Haram-Kämpfer derzeit die gesamte Region kontrollierten, sagte der nigerianische Abgeordnete Peter Biye. Überall in den Dörfern lägen Leichen, und niemand könne die Toten bestatten, weil die von der Luftwaffe bombardierten Kämpfer noch immer vor Ort seien. Wer fliehen konnte, habe dies auch getan.

Kämpfer als Wanderprediger getarnt

Am Mittwochabend sollen als Wanderpriester getarnte Boko-Haram-Kämpfer zudem 45 Menschen in einem Dorf nahe Bornos Hauptstadt Maiduguri ermordet haben. Zwei Augenzeugen berichteten, die Täter hätten sich das Vertrauen der Dorfbewohner erschlichen und sie zum Gebet geladen. Danach eröffneten sie den Angaben zufolge das Feuer auf die Menschenmenge.

Am Donnerstag dann attackierten mutmaßliche Boko-Haram-Extremisten zudem die Stadt Madagali im Staat Adamawa. Dort überfielen sie einen Kontrollposten der Streitkräfte und zündeten eine katholische Kirche an, wie der Bürgermeister mitteilte. Auch ein Verwaltungsgebäude sei niedergebrannt worden.

Steinmeier sagt deutsche Hilfe zu

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Terror von Boko Haram in Nigeria in aller Schärfe. In einem Telefonat mit seinem nigerianischen Kollegen Aminu Wali habe er "unser tiefes Mitgefühl für die Familien der Opfer" zum Ausdruck gebracht, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin. Steinmeier sagte Nigeria überdies deutsche Hilfe beim Kampf gegen Boko Haram zu.

Die vor zehn Jahren gegründete Sekte Boko Haram, was soviel bedeutet wie "westliche Bildung ist Sünde", kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Bei zahllosen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden seit 2009 tausende Menschen getötet.

Schülerinnen in der Gewalt der Sekte

Für Entsetzen sorgte im April auch die Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamisten. An der Suche nach den mehr als 200 Mädchen, die sich noch in der Gewalt von Boko Haram befinden, beteiligen sich auch Anti-Terror-Experten aus den USA und anderen westlichen Staaten. In Nigeria führte die Verschleppung der Mädchen zu zahlreichen regierungskritischen Demonstrationen.

Schätzungen zufolge wurden durch die Boko-Haram-Offensive mehr als drei Millionen Nigerianer aus ihrer Heimat vertrieben. Nach UN-Angaben kommen täglich 800 Flüchtlinge hinzu.

sti/se (afp,ape,dpa, epd)

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