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Bischöfin Jepsen tritt zurück

16. Juli 2010

Die evangelisch-lutherische Bischöfin Maria Jepsen aus Hamburg ist im Zusammenhang mit einer Missbrauchs-Affäre in der Kirchengemeinde Ahrensburg zurückgetreten.

Bischöfin Maria Jepsen (Archivfoto: dpa)
Bischöfin Maria Jepsen (Archivbild)Bild: picture alliance / dpa

Jepsen war nach Medienberichten unter Druck geraten, wonach sie bereits 1999 über den Skandal informiert worden sei und nicht erst im Frühjahr 2010. Auf einer Pressekonferenz begründete Jepsen ihren Rücktritt am Freitag (16.07.2010) in Hamburg damit, dass ihre Gliabwürdigkeit angezweifelt werde. Deshalb könne sie ihr Amt nicht mehr ausüben.

Erst Anfang der Woche hatte Jepsen beteuert, sie habe bis zum März 2010 nichts von den Missbrauchsvorwürfen gegen den Ahrensburger Pastor Gert-Dietrich K. gewusst. Sie sei über eine Affäre des Pastors mit einer Frau informiert worden, nicht aber über den sexuellen Missbrauch von minderjährigen Jungen und Mädchen, so Jepsen im NDR-Fernsehen.

Vorwürfe des "Spiegel"

Das Magazin "Der Spiegel" hatte hingegen in seiner Ausgabe vom Montag (12.07.2010) berichtet, Jepsen sei bereits vor elf Jahren über sexuelle Übergriffe des Pastors gegen Minderjährige informiert worden. Zwei Frauen, darunter eine pensionierte Pröbstin, hätten sich schon 1999 wegen der Affäre an Jepsen gewandt. Die Kirchenleitung habe den betroffenen Pfarrer 1999 aus der Ahrensburger Gemeinde abgezogen, die wahren Gründe aber verschwiegen.

Bis Ende 2009 habe der Mann als Gefängnisseelsorger in der Jugendanstalt Schleswig gearbeitet. Außerdem sei er als Religionslehrer an einem Gymnasium in Ahrensburg tätig gewesen, ohne dass die Schulleitung über die Verdachtsfälle informiert worden sei, so "Der Spiegel" weiter.

Weltweit erste Bischöfin

Jepsen war 1992 in Hamburg zum weltweit ersten weiblichen Bischof der evangelischen Kirche gewählt worden. 2002 wurde sie von der Kirchensynode für weitere zehn Jahre im Amt bestätigt. Sie nutzte ihre Position, um für ihre linksgerichteten und feministische Überzeugungen zu kämpfen. So setzte die 65-Jährige sich für die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche ein, für die Homo-Ehe und für den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen.

Mit dem Ahrensburger Fall hat der Skandal um sexuellen Missbrauch, der bislang auf katholischen Einrichtungen und Schulen beschränkt war, auch die evangelische Kirche erreicht.

Autor; Michael Wehling (dpa,rtr,apn,afp)
Redaktion: Reinhard Kleber

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