Streit um den Bischof von Limburg
29. August 2013Sicherlich flog Tebartz-van Elst an diesem Mittwoch (28.08.2013) nicht in der Holzklasse nach Rom. Ganz gewiss aber auch nicht erster Klasse. Denn im Gepäck hatte der Bischof vom Limburg handfesten Ärger. Seit Monaten sieht er sich heftiger Medienschelte ausgesetzt. Neuerdings stehen seine Amtsführung und sein Finanzgebahren auch in der Kritik vieler Katholiken. Der Bischof muss um sein Ansehen fürchten. Und der Katholischen Kirche in Deutschland droht ein weiterer Imageverlust. Trost und Beistand erhoffte sich der Kirchenmann Tebartz-van Elst im Vatikan.
Teures Bischofshaus, erstklassige Flüge
Nationale Leitmedien wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ), "Süddeutsche Zeitung" und "Der Spiegel", aber auch Radio- und Fernsehsender haben sich auf den hageren Geistlichen mit den großen Augen und der schlacksigen Gestalt eingeschossen. Knapp sechs Jahre im Amt, fehlt es ihm offenbar an kommunikativem Geschick: Er schweigt zu allen Vorwürfen. Konkret geht es um ein Bischofshaus, das immer teurer wird, um einen Flug erster Klasse nach Indien sowie um Aussagen des Bischofs, für die sich die Staatsanwaltschaft Hamburg interessiert. "Nichts von dem, was dem Bischof vorgeworfen wird, ist ausreichend für einen Amtsverzicht", glaubt die Katholische Nachrichtenagentur (KNA).
"Erster Klasse in die Slums" überschrieb der "Spiegel" süffisant einen Beitrag über die Indienreise des Bischofs und seines Generalvikars. Für einen Flug nach Indien hatte Tebartz-van Elst Business-Class gebucht, war aber dank eines "Upgrades" in der Ersten Klasse geflogen. Ob er einen solchen Flug gegenüber einem Journalisten als "Flug Erster Klasse" oder als einen "Business-Class-Flug" bezeichnen musste, wird demnächst die Hamburger Justiz klären. Bei negativem Ausgang droht ihm ein Strafbefehl - wegen Meineids.
Die neue Bescheidenheit von Papst Franziskus
Vor allem "Spiegel" und "FAZ" vermessen derzeit den Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ihr Hauptvorwurf: Der Neubau des Bischofshauses beim Limburger Dom fällt zu kostspielig aus. Mit zehn Millionen Euro wird er mindestens dreimal so teuer wie geplant. Zum Vergleich: Der Etat des Bistums Limburg beträgt gut 200 Millionen Euro. Sollte ein deutscher Bischof Wasser predigen, während er Wein trinkt? Und das in Zeiten, in denen der neue Papst Franziskus eindringlich Bescheidenheit fordert und sie auch vorlebt?
Christian Weisner, Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", ist überzeugt: "Bischof Tebartz-van Elsts Art, das Bischofsamt zu führen, ist nicht zeitgemäß. Und es schadet dem Ansehen der Kirche, es schadet der Botschaft Jesu, die sich dem Menschen zuwendet und die nicht ein bischöfliches Eigenleben führt." Im Gespräch mit der Deutschen Welle betonte Weisner: "Wir brauchen Bischöfe, die bei den Menschen sind. Und wenn der Bischof den Gemeinden sagt, sie müssen sparen, dann muss er natürlich selber mit gutem Beispiel vorangehen." Er könne nur hoffen, so Weisner, dass seine Bischofsbrüder "möglichst schnell Bischof Thebarz-van Elst zur Seite nehmen und ihm den brüderlichen Rat geben: 'Tebartz, werde bescheidener, mach es so, wie es der Papst macht!'"
Im Schatten des Vorgängers
Die Medienberichte über Limburg und seinen Bischof heizen auch die Spannungen im Bistum an. Im Dom zu Frankfurt, der zum Bistum gehört, unterzeichneten nach einem Gottesdienst am Sonntag (25.08.2013) rund 500 Katholiken einen kritischen Offenen Brief. Ihre Forderung an die Bistumsleitung: mehr Dialog und das Eingeständnis von Fehlern.
Sechs Jahre nach seinem Amtsantritt in Limburg steht der als konservativ geltende Niederrheiner Tebartz noch immer im Schatten seines Vorgängers Franz Kamphaus. Viele Gläubige trauern Kamphaus nach, nicht zuletzt weil Tebartz daran ging, in der Liturgie und bei der Laienmitbestimmung einige liberale Besonderheiten abzuschaffen und eine strengere Beachtung der liturgischen Normen einforderte.
Unterstützer des Bischofs wittern eine Kampagne. "Teile des konservativen Lagers haben wegen der Berichterstattung über Tebartz-van Elst den Glauben an die 'FAZ' verloren", notierte augenzwinkernd die katholische Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Ein untadeliger Gottesmann werde zum Opfer gemacht, nur weil er wahrhaft katholisch sei, zitiert das Blatt einen Gläubigen. Auch das Bistum hat, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung mitteilt, seine Abonnements gekündigt.
Tebartz-van Elsts Rom-Reise ist nur der vorläufige Schlusspunkt im Kirchenstreit von Limburg. Im Vatikan traf er mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, zusammen. Tebartz hatte, wie die KNA erfuhr, von sich aus kurzfristig um einen Termin gebeten. Dabei sei dem Bischof aus Deutschland "größte Unterstützung und Solidarität in der aktuellen Situation" zuteil geworden. Für diesen Rückhalt sei er "sehr dankbar", ließ Tebartz wissen.