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Bitcoin: Allzeithoch und kein Ende?

Ashutosh Pandey
17. Dezember 2020

Für Investoren ist der Bitcoin ein Wechselbad der Gefühle. Jetzt hat das Kryptogeld erstmals die Marke von 20.000 Dollar durchbrochen. Doch wie nachhaltig ist die Rally der Digitalwährung?

Bitcoin
Bild: picture-alliance/empics/D. Lipinski

Die Währungshüter der Welt drucken viel Geld. Das Ziel: Die Weltwirtschaft soll sich von der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg erholen. Im Schatten dieser Entwicklung sichern sich Investoren gegen eine mögliche Inflation ab und setzen dabei auch auf den Bitcoin.

Von der steigenden Nachfrage getrieben, durchbrach die älteste und bekannteste Kryptowährung am Mittwoch die magische Hürde von 20.000 Dollar und kletterte auf das neue Rekordhoch von über 20.600 Dollar. Auch am Donnerstag ging es weiter nach oben auf über 22390 Dollar. Zwölf Jahre nach Start ist der Bitcoin beliebter denn je. Doch er ringt auch noch immer damit, sich als stabiler Mainstream-Wert zu etablieren.

Was ist eine Kryptowährung?

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Bitcoin oder: Wer die Achterbahn liebt

Die derzeitige Rally erinnert an das Bitcoin-Hoch von 2017. Damals hatte sich der Bitcoin-Preis in weniger als einem Jahr auf 19.511 Dollar hochgeschraubt. Das hatte Normalo-Investoren seinerzeit nahezu gezwungen, einen Blick auf die viel gegeißelte Kryptowährung zu werfen. Doch die Euphorie verpuffte bald. Der Bitcoin fiel im nächsten Jahr um 70 Prozent und riss auch viele Kleinanleger in den Abgrund.

Die kurze Geschichte des Bitcoin ist eine von extremer Volatilität. Im Jahr 2011 schnellte er innerhalb weniger Monate um 11.000 Prozent auf 35 Dollar in die Höhe, nur um in den folgenden Monaten fast alle dieser Gewinne wieder zu verlieren. Zwei Jahre später, 2013, stieg die Münze auf über 250 Dollar, bevor sie dann wieder abrutschte. Später in diesem Jahr durchbrach sie dann die 1000er-Marke, musste dann aber erneut ordentlich Federn lassen. Die einzige Konstante dieser Entwicklung: Das Plateau des Kurses lag nach jedem Einsturz etwas höher als nach der letzten Talfahrt. 

Warum könnte die 2020-Rally anders sein?

Laut Bitcoin-Fans ist diesmal alles anders. So seien die früheren Rallys vor allem durch spekulative Kleinanleger getrieben worden. Jetzt verweisen Kryptoanhänger auf die wachsende Akzeptanz digitaler Münzen. Tatsächlich haben Digitalwährungen bei großen Finanzinstitutionen wie Fidelity Investments und JPMorgan mehr Beachtung geschenkt. So ergab eine Umfrage von Fidelity bei 800 großen institutionellen Anlegern in den USA und Europa, das mehr als ein Viertel von ihnen Bitcoin besitzt.

Fidelity selbst, die 3,3 Billionen Dollar an Vermögenswerten verwalten, gab im August bekannt, einen eigenen Bitcoin-Fonds aufzulegen. Schon jetzt verfügt der Vermögensverwalter über eine Einheit, die sich um digitale Werte für Kunden kümmert. Ein weiteres Symbol für die Akzeptanz der umstrittenen Digitalmünze sind Neuerung beim Zahlungsunternehmen Paypal. Im Oktober gab Paypal bekannt, dass Kunden nun auch Bitcoin und andere Digitalwährungen über die Plattform kaufen und verkaufen können. Seitdem hat der Bitcoin fast 70 Prozent an Wert gewonnen.

Der Bitcoin-Wahnsinn führt zu wilden Prognosen. Diese reichen von 25.000 bis 300.000 Dollar pro Münze zum Ende des nächsten Jahres. Analysten begründen die Ausblicke mit der Tatsache, dass die Nachfrage teilweise höher ist als das zukünftige Angebot. Das wird nach einem sogenannten "Halving" perspektivisch nämlich geringer. Durch das Halving wird die Menge an Bicoins reduziert, die neu auf den Markt kommen. Zusätzlich ist die maximale Menge an Bitcoins auf 21 Millionen Stück limitiert - so hat es der Schöpfer der Kryptowährung, Satoshi Nakamoto, vorgesehen.

Ist der Bitcoin eine sichere Anlage?

Am 26. November wurden die wahnwitzigen Prognosen erneut auf den Prüfstand gestellt: Innerhalb eines Tages verlor der Bitcoin knapp 3000 Dollar, als er gerade auf ein neues Rekordhoch zusteuerte. Investoren sehen hinter dem Rückgang Gerüchte über neue Regulierungen der Kryptowährung. Zu Beginn der Corona-Pandemie war der Bitcoin an nur einem Tag um 40 Prozent gefallen. Solche Schwankungen zeigen, dass der Bitcoins noch nicht so reif ist, wie viele Liebhaber es gerne hätten.

Digitalwährungen sind nach wie vor weitestgehend unreguliert. Für Bitcoin-Fans liegt darin ein zentraler Reiz, doch für andere ist es eine Schwäche. Denn so bleibt der Bitcoin anfällig für Hackerangriffe und ist nach wie vor ein beliebtes Vehikel für Geldwäsche. 

Auch Facebook versucht mit Libra, eine eigene Digitalwährung an den Start zu bekommenBild: picture-alliance/U. Baumgarten

Gold oder Bitcoin - was ist die bessere Investition?

Bitcoin wird oft mit Gold verglichen, dem klassisch sicheren Hafen bei Krisen. Doch im Gegensatz zur digitalen Münze hat das Edelmetall im August eine Kehrtwende vollzogen, nachdem Pandemiesorgen den Wert für eine Unze zuvor auf über den Rekordwert von 2000 Dollar getrieben hatten.

Anleger sehen Werte wie Gold als Schutz vor Inflation. So sehen viele Experten im jüngsten Wertverlust von Gold ein Indiz, dass die Nachfrage nach sicheren Häfen abnimmt. Schließlich deuten derzeit mehrere Impfstoffe auf ein absehbares Ende der Pandemie hin. Das neue Allzeithoch des Bitcoinlässt darauf deuten, dass die Kryptowährung zumindest nicht nur als Inflationssabsicherung und sicherer Hafen benutzt wird, sondern weiter stark von Spekulation getrieben ist.

Aus dem Englischen adaptiert von Nicolas Martin. Er wurde am 17.12.2020 aktualisiert.

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