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"Den ersten Hype hatten wir bei 20 Euro"

Nicolas Martin
30. November 2017

Was ist los mit der Digitalwährung Bitcoin? Oliver Flaskämper, Gründer der Handelsplattform Bitcoin.de, spricht über den aktuellen Run und warum er nicht glaubt, dass sich Bitcoins sich als Zahlungsmittel durchsetzen.

Symbolbild Bitcoin
Bild: Imago/C. Ohde

Deutsche Welle: Alle sprechen von Bitcoins. Lohnt sich es sich denn aktuell überhaupt noch einzusteigen?

Oliver Flaskämper: Auch wenn ich selbst Bitcoin-Fan bin, habe ich Bitcoins nie Jemandem empfohlen und warne sogar eher vor den Gefahren. Ich sage immer, wenn man in dem Bereich etwas machen möchte, dann sollte man sich vorher gut informieren und nicht einfach nur investieren, weil der Kurs so abgeht. Bitcoins sind nichts für schwache Nerven, nichts für Fans von Sparbüchern und sicherlich auch noch nichts für die private Altersvorsorge. Wenn man 50 Prozent Kursrückgang an einem Tag nervlich nicht aushält, dann sollte man die Finger von Bitcoins lassen.

Was ist denn der Nutzen von Bitcoins - außer, dass man darauf hoffen kann, sein Geld zu vermehren?

Wenn man Bitcoins mit einer Währung vergleicht, dann muss man ganz klar sagen, dafür ist Bitcoin mittlerweile nicht mehr geeignet. Meine Definition von Bitcoin ist: Es ist digitales Gold mit der Option zu bezahlen. Ich kann mit Bitcoin theoretisch mein Brötchen beim Bäcker bezahlen oder eben auch ein Auto oder ein Haus. Das ist alles schon passiert. Die wenigsten machen das aber heute noch. Ich bezahle auch - wenn es irgendwie geht - nicht mit Bitcoin. Einfach weil ich weiß, dass der Kurs langfristig eigentlich nur steigen kann. Denn alles um den Bitcoin herum ist inflationär. Ich ärgere mich im Nachhinein über all die Bitcoins, mit denen ich mal bezahlt habe. Die hätte ich gerne heute wieder zurück (lacht).

Aber ist nicht die Hoffnung von Bitcoin eigentlich, dass es jetzt stärker als Zahlungsmittel eingesetzt wird?

Nein. Für mich ist das Thema durch. Bitcoin wird kein Zahlungsmittel werden, welches wir täglich benutzen. Daran reiben sich auch die Kritiker. Aber ich sage Nein! Es gibt viele andere Kryptowährungen, die sich besser eignen. Bitcoin wird das digitale Gold sein. Und dann wird es so eine Art digitales Silber geben, mit dem täglich bezahlt werden wird.

Aber warum ist das Bezahlen bei Kryptowährungen ein Problem?

Die meisten Kryptowährungen haben eine eingebaute Limitierung der Geldmenge. Es gibt nur eine Menge Einheiten bis zu einem gewissen Punkt und dann ist Schluss. Und ich glaube, dass all diese Währungen sich im Endeffekt nicht wirklich dauerhaft zum täglichen Bezahlen eignen, weil einfach die Menschen aufgrund dieser Limitierung diese Währung eher behalten wollen statt sie auszugeben.

Kryptowährungen haben bei vielen Menschen einen schlechten Ruf. Bei dem aktuellen Hype - wird da nicht auch viel Schindluder mit betrieben?

Oliver Flaskämper - Gründer und Vorstand der Bitcoin Deutschland AG.Bild: bitcoin.de

Wie immer, wenn irgendwas brummt, gibt es viele Trittbrettfahrer, die jetzt versuchen, Leuten das Geld aus den Rippen zu leiern. Da muss man schon aufpassen. Man muss sich schon ein bisschen informieren und nicht gleich auf die erste Google-Anzeige klicken, sondern vielleicht mal wirklich einen Wikipedia-Artikel durchlesen, es gibt auch ein eigenes Bitcoin-Wiki mit vielen Informationen.

Die US-Notenbank Fed hat bestätigt, dass sie die Kryptowährungen erforsche, aber gleichzeitig dementiert, derzeit etwas Eigenes zu planen. Wäre es denkbar, dass staatliches Geld langfristig von Digitalwährungen abgelöst wird?

Ich glaube, dass Kryptowährungen ein Stück weit ein Gradmesser für die staatlichen Währungen sein werden. Die kommen irgendwann unter Druck und werden eigene Kryptowährungen herausgeben. Es gibt  bereits viele Pläne. Im Hintergrund wird da bereits dran gearbeitet. Staaten werden versuchen, den staatlich unabhängigen Kryptowährungen etwas entgegenzusetzen. Etwas, dass sie kontrollieren können, wo die Geldmenge staatlich gesteuert werden kann.

Um Wirtschaftskrisen auch bekämpfen zu können, brauchen Staaten einfach eine Währung, wo sie die Menge nach Bedarf steuern können. Insgesamt glaube ich aber nicht, dass Kryptowährungen staatliche Währungen ersetzen, sondern immer Parallelwährungen bleiben werden.

Der Bitcoin hat sich in einem Jahr verzehnfacht. Warum glauben Sie, dass da nun so ein Hype ausgebrochen ist?

Das ist nicht der erste Hype! Für mich ist das jetzt nichts Besonderes, nur die Zahlen haben sich geändert. Den ersten Hype hatten wir bei einem Höchststand von 20 Euro. Da denkt man natürlich heute: Was kann das für ein Hype gewesen sein? Aber das war ein Wahnsinnshype aus damaliger Sicht. Denn danach ging der Kurs von 20 Euro auf zwei Euro runter - allerdings innerhalb von 1,5 Jahren.

Den zweiten Hype hatten wir dann bei einem Kurs von zweihundert Euro. Mittlerweile sieht man das im Chart gar nicht mehr. Das ist nicht mehr als ein kleiner Hügel - den kann man gar nicht mehr erkennen. Das war damals aber genauso ein Hype und eine Blase wie heute auch. Nur, dass sich die Werte einfach geändert haben und das sich jetzt natürlich noch mehr Leute dafür interessieren und investieren. Wir werden aus meiner Sicht noch viele geplatzte Blasen haben - und vermutlich genauso viele neue Kursrekorde. Bitcoins sind gekommen um zu bleiben.
 

Oliver Flaskämper ist Gründer und Vorstand der Bitcoin Deutschland AG. Diese betreibt die Handelsplattform Bitcoin.de, den nach eigenen Angaben einzig regulierten Handelsplatz für Bitcoins in Deutschland. 

Das Gespräch führte Nicolas Martin
 

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