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Schuppenflechte ist nicht ansteckend

Gudrun Heise
27. Juni 2023

Jemandem mit Schuppenflechte die Hand geben? Viele haben Angst, sich mit den rötlichen Plaques zu infizieren - dabei ist die Krankheit gar nicht ansteckend. Betroffene aber leiden unter Stigmatisierung.

Hand mit Schuppenflechte in Großaufnahme
Schuppenflechte entwickelt sich oft an den HändenBild: Arno Burgi/dpa/picture alliance

Schuppenflechte, auch als Psoriasis bekannt, ist eine chronische und schmerzhafte Autoimmunerkrankung, die meist in Schüben auftritt. Das Immunsystem greift irrtümlicherweise gesunde Hautzellen an. An vielen Stellen des Körpers bilden sich rötliche Plaques mit silbrigen Schuppen. 

Betroffene haben nicht nur mit starkem Juckreiz, wiederkehrenden Entzündungen und Schmerzen zu kämpfen. Auch die Psyche leidet: Viele fühlen sich durch die Schuppenflechte entstellt und durch Mitmenschen stigmatisiert.

Wie häufig ist Schuppenflechte?

Weltweit leiden schätzungsweise 125 Millionen Menschen unter Schuppenflechte. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation, WHO, im Jahr 2016 ihren "Globalen Bericht zur Schuppenflechte" veröffentlicht. Die Häufigkeit der Schuppenflechte liegt demnach in verschiedenen Ländern zwischen 0,09 und 11,43%. Dabei scheint Schuppenflechte am häufigsten in Nordeuropa vorzukommen, in Ostasien hingegen ist sie selten. Woran das liegt, ist nicht klar. 


In schlimmen Fällen sind große Hautareale betroffen Bild: Medicimage Education/picture alliance

Welche Arten von Schuppenflechte gibt es?

Die häufigste Art der Schuppenflechte ist Psoriasis vulgaris. Sie betrifft die äußeren Hautschichten und breitet sich vorwiegend an den Ellbogen, den Knien, auf dem Kopf und am Rücken aus. "Einige haben vielleicht Schuppen am Kopf, hinter dem Ohr und im Gehörgang", erklärt Thomas Rosenbach vom Deutschen Psoriasis-Bund. Aber es gebe auch ganz schlimme Fälle. "Ich erinnere mich an eine Patientin, deren gesamter Körper betroffen war. Überall hat sich die Haut in dicken Schuppen abgelöst."

Die Psoriasis inversa, auch bekannt als "umgekehrte Psoriasis" ist eine weitere Form der Erkrankung. Betroffen sind dabei vor allem die Leistengegend, die Achselhöhlen, der Bereich unter den Brüsten und der Genitalbereich. "Es kommt nicht zu Schuppenbildung, aber die Haut ist knallrot. In den betroffenen Bereichen kann es nässen, und manchmal riecht es sogar übel", sagt Thomas Rosenbach. Gerade für Teenager in der Pubertät sei das ein großes Problem, entdecken sie doch in diesem Alter ihre Sexualität. 

Juckendes Leiden: Psoriasis

02:37

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Häufig hat Schuppenflechte auch noch andere Erkrankungen im Schlepptau. Eine davon ist Arthritis, eine Entzündung der Gelenke. Davon sind etwa 25 Prozent der Psoriasis-Patientinnen und -Patienten betroffen. "Jedes Gelenk hat eine Art Überzug, die Epithelien. Sie erneuern sich genauso wie unsere Haut. Morbus Crohn, eine chronische Darmerkrankung, kann ebenfalls zusammen mit Schuppenflechte auftreten, denn auch der Darm ist von Epithelien umgeben" erklärt Rosenbach. Wissenschaftliche Nachweise für einen Zusammenhang zwischen diesen Krankheiten und Psoriasis aber gibt es bislang nicht.

Erkranken können alle Altersgruppen. Thomas Rosenbach stellte mit etwa 40 fest, dass er unter Nagel-Psoriasis litt. "Dann bilden sich kleine unregelmäßig auftretende, kleine Grübchen." Die Nägel werden porös. Bei etwa 50 Prozent der Menschen, die unter Schuppenflechte leiden, sei das der Fall.

Eines haben alle Psoriasis-Formen gemeinsam: Sie benötigen aufwändige Pflege und langfristige Therapien.

Wie wird Psoriasis behandelt? 

Die verschiedenen Formen der Psoriasis können mittlerweile recht gut behandelt werden. Heilbar ist die Krankheit allerdings nicht.

Forschende gehen davon aus, dass Schuppenflechte unter anderem genetisch bedingt ist, aber auch davon, dass Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielen könnten.

Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Ursachen gibt es nicht und auch keine Empfehlungen, was Betroffene selbst tun können, damit die Erkrankung erst gar nicht entsteht. Gesunde Ernährung aber ist bei allen Autoimmunerkrankungen wichtig. Bei Schuppenflechte kann außerdem tägliches Eincremen die Beschwerden ein wenig lindern. 

"Der Goldstandard ist heute eine Creme, die aus Vitamin D3 und einem Cortison besteht", sagt Rosenbach.

Bei einer mittelschweren Form wird die Therapie durch Bestrahlung mit UV-Licht ergänzt. "In der obersten Hautschicht, dem Epithel, teilen sich die Zellen bei Schuppenflechte viel zu schnell. Das UV-Licht löst einen sogenannten programmierten Zelltod aus. Die Zellen sterben unter der Behandlung ab und können sich folglich nicht mehr teilen", erklärt Rosenbach. Unter der Behandlung können Entzündungen reduziert und der Juckreiz gelindert werden, aber sie muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.  

Knie gehören zu den typischen Körperregionen für SchuppenflechteBild: Neufried/Okapia/picture alliance

Weit oben auf der Liste der neueren Medikamente stehen sogenannte Biologika. Gewonnen werden sie mit Hilfe lebender Zellen von Mikroorganismen, Tieren und Pflanzen. Sie sind gentechnisch verändert, können in die Entstehungsprozesse der Psoriasis eingreifen und beispielsweise Entzündungen blockieren.

In der Regel werden sie als Infusion oder Injektion verabreicht. Mit etwas Übung können Patientinnen und Patienten die Substanz selbst spritzen. 

Aber neben medikamentöser Behandlung ist psychische Unterstützung nötig. Deshalb hat der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. 2016 die Kampagne "Bitte berühren" ins Leben gerufen. Sie soll Anlaufstelle für Betroffene sein, aber auch allgemein über Psoriasis aufklären und so Mythen und falsche Vorstellungen über die Erkrankung aus den Köpfen der Menschen verbannen. Denn Schuppenflechte ist nicht ansteckend.  

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